Werde meine Prinzessin
es dich nicht verrückt?" platzte sie hervor.
Er nahm einen Schluck. "Was? Die Hochzeit? Ich finde, es ist alles glatt gelaufen."
"Oh, ja, sicher." Sie rieb sich die Schläfen. Ihr Magen prickelte. Vielleicht lag es daran, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Oder hing es mit dem Champagner zusammen?
Um es herauszufinden, trank sie noch ein wenig. Außerdem war sie durstig. "Vielleicht sollte ich etwas essen", murmelte sie. .
"Natürlich. Wir können dinieren, wann immer du willst."
"Großartig." Doch ihr war nicht danach zu Mute aufzustehen.
"In ein paar Minuten." Sie musterte sein Gesicht. Sein Profil war scharf geschnitten wie das einer Statue aus Granit. Er wirkte dunkel und gefährlich wie die Wüste bei Nacht. Nicht, dass sie die Wüste kannte, weder bei Nacht noch bei Tag.
Sanft berührte er ihre Hand. "Ich weiß, dass es ungewohnt ist.
Wir brauchen etwas Zeit, um uns besser kennen zu lernen.
Warum reden wir nicht über unsere Vergangenheit? Danach essen wir, und dann lieben wir uns bis zum Morgengrauen."
Uns lieben, dachte sie benommen, das wäre schön. Vielleicht konnten sie alles andere weglassen und gleich zur Sache kommen. Sie wollte es wieder und immer wieder tun und alles darüber lernen. Sie wollte ihn nackt sehen. Die kleine Plauderei über die Vergangenheit wäre bestimmt erfreulicher, wenn er sich vorhe r auszöge.
"Hast du Geschwister?"
Seine Frage durchdrang ihre Phantasien und verwirrte sie.
Dann fiel ihr ein, dass sie sich besser kennen lernen wollten. Ein vernünftiger Plan. Sie trank das Glas aus und wollte es auf den Tisch stellten, doch Khalil füllte es erneut. Sie spielte mit dem Gedanken abzulehnen, da ihr bereits etwas schwindelte, hielt es aber für unhöflich. Schließlich war es auch seine Hochzeit. Was hatte er doch gleich gefragt?
"Nein, ich bin ein Einzelkind." Sie lehnte sich zurück an das Sofa. "Meine Mom hat es mir nie gesagt, aber ich glaube, ich war ein Unfall. Sie und Dad haben etwa zwei Monate vor meiner Geburt geheiratet. Danach war er nicht oft da. Sie haben sich scheiden lassen, als ich sieben war."
"Aha. Ich bin der Jüngste. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, Einzelkind zu sein."
"Es ist einsam", erwiderte sie unverhohlen. "Für mich war es das jedenfalls. Meine Mom musste viel arbeiten, um uns zu ernähren. Außerdem war ich nicht besonders beliebt in der Schule." Sie lehnte den Kopf zurück und blickte ihn an. "Ich war zu klug und nicht attraktiv genug. Außerdem war ich schüchtern und wusste nie, was ich zu jemandem sagen sollte. Es war einfacher, sich in der Bibliothek zu verkriechen und zu lesen."
Sie nahm noch einen Schluck. Das Prickeln im Magen breitete sich im gesamten Körper aus, und ihr Kopf wurde schwer, aber es war ein angenehmes Gefühl. So als wäre sie geschützt vor allem, was beängstigend wirkte.
"Wann hast du aufgehört, einsam zu sein?" hakte er nach.
Sie drehte sich zu ihm um. "Gestern, glaube ich. Ich kann mich nicht erinnern." Sein Gesicht wirkte verschwommen. Sie schloss die Augen und fuhr verträumt fort: "Im College war es zuerst ganz nett. Ich hatte ein Stipendium. Es hat mir gefallen, weil es dort als positiv angesehen wurde, klug zu sein und viel zu lernen. Aber das Leben auf dem Campus hat mehr gekostet als erwartet. Meine Mom hatte kein Geld übrig, und ich musste mir etwas dazu verdienen." Sie öffnete die Augen. "Ich nehme an, das war nie ein Problem für dich?"
"Nein."
"Das muss schön sein."
"Wir hatten dafür andere Probleme."
"Die hat wohl jeder. Jedenfalls habe ich Privatunterricht gegeben. Vor allem Sportlern, weil sie am besten bezahlten.
Aber sie waren nur daran interessiert, irgendwie
durchzukommen. Sie wo llten nicht lernen. Ist das nicht schrecklich?"
Sie blinzelte. Ihre Lider waren ungewöhnlich schwer. "Eines Tages waren meine Studienunterlagen verschwunden. Ich stellte die Jungs zur Rede, aber sie wollten nicht zugeben, dass sie die Papiere gestohlen hatten. Ich weigerte mich, sie weiter zu unterrichten. Etwa drei Wochen später wurden sie beim Schummeln erwischt und sollten vom College verwiesen werden. Sie behaupteten, sie hätten ein System benutzt, das ich entworfen und ihnen verkauft hätte."
Die Worte blieben ihr beinahe im Halse stecken. Es war so lange her, dass sie geglaubt hatte, es überwunden zu haben.
Doch es schmerzte immer noch. "Sechs von ihnen erzählten dieselbe Geschichte. Niemand glaubte mir. Daher wurde ich zusammen mit ihnen vom College verwiesen. Ich
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