Werde meine Prinzessin
untertänige Gesten gewöhnt.
"Eure Hoheit, ich wollte nicht unhöflich sein", erklärte Roger. "Wenn ich gewusst hätte…"
"Ich hoffe, dann hätten Sie mich genauso freundlich begrüßt", unterbrach Dora ihn sanft. "Der Prinz hat Recht. Ich bin zum ersten Mal in El Bahar und etwas nervös. Sie haben mich großartig empfangen."
"Danke." Roger deutete zum Wagen. "Wenn Eure Hoheit bereit sind."
Als Dora auf den Rücksitz glitt, hörte sie Roger leise sagen:
"Eine gute Wahl, Sir. Sie ist eine beachtliche Lady."
Die Bemerkung half ihr, sich ein wenig zu entspannen. Wenn die königliche Familie nur halb so nett war wie Roger, wurde vielleicht doch alles gut.
Sobald das Gepäck im Kofferraum verstaut war, setzte Roger sich an das Steuer und fuhr los. Wenige Minuten später hatten sie den Flughafen hinter sich gelassen.
Interessiert blickte Dora aus dem Fenster auf ihre neue Heimat. Sie fuhren in südlicher Richtung auf die Küstenstraße und dann nach Osten zur Stadt. Die Straßen waren breit und in gutem Zustand. Erneut erregte der Himmel ihre
Aufmerksamkeit, und sie sehnte sich danach, das Fenster zu öffnen und die frische Luft zu riechen. "Darf ich?" fragte sie und deutete zum Bedienknopf.
"Bitte." Khalil lehnte sich zurück. "Du sollst dich wohl fühlen."
Sie hätte sich wohler gefühlt, wenn er ihre Hand gehalten hätte, doch sie traute sich nicht, ihm das zu sagen. Obwohl sie verheiratet waren, fühlte sie sich nicht berechtigt, die Privilegien einer Ehefrau zu fordern.
Sie drückte den Knopf, und das Fenster senkte sich lautlos.
Eine kühle Brise ließ ihre Haare flattern. Sie spürte die Wärme der Sonne im Gesicht, roch das Salz vom Meer und erneut diesen seltsamen, lieblichen Duft. Am Straßenrand stand eine Reihe Palmen. "Dattelpalmen?"
"Ja. Vor nicht sehr langer Zeit haben sie ein Hauptnahrungsmittel im Sommer dargestellt. Jetzt werden sie überwiegend exportiert, obwohl sie immer noch auf den Speisezettel gehören. Sieh mal." Er deutete zur Linken.
Sie drehte sich um und sah einen Mann in Nomadenkleidern mit zwei beladenen Kamelen.
"Er ist unterwegs zum souk - dem Marktplatz. Einer der größten und ältesten der Stadt befindet sich beim Palast. Ich werde ihn dir bei Gelegenheit zeigen."
Trotz ihrer Nervosität verspürte Dora einen Anflug von Vorfreude bei dem Gedanken an all die exotischen Abenteuer, die sie erwarteten.
Als sie durch das Büroviertel fuhren, verrenkte sie sich den Hals nach der Spitze der gläsernen Hochhäuser. Mehrere Firmennamen auf den Schildern waren ihr geläufig.
" Jamal, der Mittlere von uns Brüdern, ist für die Finanzen zuständig", erklärte Khalil. "Während mein Vater den Drang hatte, El Bahar zum finanziellen Zentrum der arabischen Welt zu machen, hat Jamal es bewerkstelligt, große Banken und Firmen hierher zu bringen. Dennoch sind wir nicht so reich wie Bahania."
"Wer?"
"Bahania - unser Nachbar im Nordosten. Mein Vater sagt immer, dass er mit seinen drei Söhnen viel geringere Probleme hat als der König von Bahania, der vier Söhne und eine Tochter hat. Die beiden sind gute Freunde. Meine Brüder und ich dachten schon, dass es zu arrangierten Ehen kommen würde, aber meine Großmutter stammt aus Bahania, und daher war Inzucht zu befürchten."
"Dein Vater arrangiert Ehen für seine Söhne?"
"Natürlich. Wir sind eine königliche Familie."
"Aber du führst keine arrangierte Ehe." Entsetzen stieg in ihr auf. "Oder doch? Du hast andere Frauen." Ihr Magen verkrampfte sich. War El Bahar nicht moslemisch? Waren Männern nicht vier Frauen gestattet?
Khalil lachte. "Du siehst so erschrocken aus wie eine Maus, die von einem Habicht gefressen werden soll. Ich habe keine andere Frau als dich, Dora. In El Bahar herrscht
Religionsfreiheit, aber ein Mann darf sich nur eine Frau nehmen.
Mein Vater behauptet, dass für einige Männer schon eine Frau zu viel ist."
Sie befeuchtete sich die ausgedörrten Lippen. "Bist du sicher?"
"Ziemlich. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und bin mit den Sitten vertraut. Jetzt hör auf, dich zu sorgen, und sieh dich um. Wir erreichen gleich den Palast."
Nun erst bemerkte sie, dass sie von der Schnellstraße in eine von Geschäften gesäumte Seitenstraße abgebogen waren. In einem großen Hof spielten Kinder Fußball. Als sie die Limousine erblickten, rannten sie sofort herbei und winkten.
Khalil öffnete sein Fenster und winkte zurück.
Ein kleines Mädchen pflückte eine Blume und warf sie auf das langsam fahrende
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