Werde meine Prinzessin
ehrenwert und gerecht, aber auch überheblich und unnachgiebig."
"Khalil ist ein wertvoller Mann, aber nur für eine würdige und starke Frau. Du musst diese Eigenschaften verkörpern, meine Liebe, auch wenn du dich nicht so fühlst."
Dora schluckte schwer. Sie fragte nicht, wie diese kluge alte Frau erraten hatte, dass sie sich Khalils oder ihres neuen Titels kein bisschen würdig fühlte. Sie wusste nicht, ob sie fähig war, sich wie Schilf zu beugen. Obwohl es nicht in ihrer Natur lag, für etwas zu kämpfen, war sie gewöhnlich auch nicht fügsam.
Dora musterte das verschlungene Muster aus Henna, das sich wie dunkle Spitze über ihre Handrücken und um jeden Finger wand.
"Die Tradition verlangt, dass eine Braut nicht im Haushalt arbeitet, bis die letzte Spur des Henna verblasst ist", erklärte Fatima. "Das bedeutet das Ende der Flitterwochen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass junge Bräute Wasser oder alles andere mieden, das den Prozess beschleunigt hätte." Sie lächelte herzlich. "Aber darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Du bist schließlich eine Prinzessin, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass du für die Arbeit in der Küche eingeteilt wirst."
"Ich weiß nicht recht", neckte Dora. "Ich kann sehr gut Kartoffeln schälen."
Fatima blieb ernst. "Ich kann mir denken, dass du alles kannst, was du dir vornimmst. Vergiss das nicht, Kind. Gib nicht zu leicht auf." Sie erhob sich. "Steh auf und lass dich ansehen."
Dora tat wie geheißen. Sie war wie Fatima traditionell gekleidet für die Zeremonie. Ein schlichtes Seidenhemd stellte ihre einzige Unterwäsche dar. Darüber trug sie ein langärmeliges Spitzenkleid, das an der Taille eng saß und dann locker bis zum Boden fiel. Dicht bestickte Roben
vervollständigten die Aufmachung. Ihre Haare waren von Rihana zu einer wundervollen Hochfrisur aufgesteckt und mit einem von Diamanten besetzten Diadem verziert worden.
Abgesehen von dem Goldfaden der Stickerei war sie ganz in Weiß gekleidet.
Fatima, die exquisite Roben in Blau und Grün trug, ging um sie herum. "Einfach wundervoll. Dieses Brautkleid ist über hundert Jahre alt. Ich selbst bin darin getraut worden."
Dora blickte über die Schulter und musterte den Stoff im Spiegel. Die Tradition von El Bahar verlangte, dass jede Braut ein kleines Bildnis zu der Hochzeitsrobe beitrug, das für sie allein etwas versinnbildlichte. In der königlichen Familie wurde das Bildnis vom Bräutigam bestimmt und von einer weiblichen Verwandten gestickt. Fatima hatte mehrere Abende bis spät in die Nacht daran gearbeitet.
Sie berührte das kleine Abbild eines Baumes mit vielen Zweigen an Doras rechter Hüfte. "Das ist das Sinnbild meines Vaterlandes Bahania. Es wurde viel darüber diskutiert, welches Symbol für dich hinzugefügt werden sollte." Sie lachte. "Jamal hat ein Porträt von Elvis vorgeschlagen, während Malik die amerikanische Fahne bevorzugt hätte."
"Und was hat Khalil ausgesucht?"
"Das hier." Fatima berührte eine kleine Blume in der Nähe des Saumes. "Das Symbol einer Wüstenrose. Aber er hat ausdrücklich verlangt, dass eines der Blätter so aussehen soll wie der Tatzenabdruck einer Wüstenkatze. Da es eine solche Kreatur nicht in unserem Land gibt, hielt ich es für eine sehr ungewöhnliche Forderung."
Dora errötete. Sie dachte zurück an ihre Liebesnacht, als er sie zuerst mit einer Wüstenrose verglichen und dann seine Wüstenkatze genannt hatte. "Sehr interessant", murmelte sie mit gesenktem Blick.
Fatima küsste ihre Wange. "Hab keine Angst. Ich habe in deiner Zukunft gelesen. Du wirst stark sein müssen, aber wenn du deinem Herzen vertraust und auf dem rechten Weg bleibst, wird sich dein Herzenswunsch erfüllen." Damit befestigte sie den zarten weißen Schleier vor Doras unterer Gesichtshälfte und verließ den Raum.
Dora stand allein in den schützenden Mauern des Harems.
Sie konnte kaum glauben, was ihr in dem vergangenen Monat widerfahren war. Ihr Leben hatte sich so drastisch verändert, dass ihr der Atem stockte. Sie drehte sich um und betrachtete sich im Spiegel. Statt der schüchternen, unscheinbaren Frau, die sie einen Monat zuvor gewesen war, erblickte sie ein exotisches, fremdes Wesen in vornehmer Kleidung.
Fest presste sie die mit Henna bemalten Hände zusammen.
Ihr Herzenswunsch bestand darin, die wahre Liebe zu finden, Kinder zu bekommen und an der Seite ihres Mannes alt zu werden. Keine Reichtümer, keine Titel, keine Macht - nur eine liebevolle Ehe. War das
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