Werde meine Prinzessin
sie enthielten zu viele Details und Fakten. Galt die Leidenschaft, die sie in seinen Augen gesehen hatte, tatsächlich Amber? Es war zwei Wochen her, seit sie allein mit ihm gewesen war. Das entsprach kaum dem Verhalten eines Mannes, der seine Baut liebt.
Schlimmer noch war, dass sie nie wirklich daran geglaubt hatte, dass er ausgerechnet in sie verliebt war. Sie war nicht der Typ, der solche Leidenschaft erweckte. Sie war nur eine gewöhnliche Frau - im Gegensatz zu Amber. "Warum heiratet er mich dann?"
"Hat er denn eine Wahl?" entgegnete Amber mit bitterem Unterton. "Haben Sie ihm einen Ausweg geboten? Haben Sie
.nur einmal nicht an sich selbst gedacht? Natürlich nicht! Ehe er Zeit hatte, eine Alternative zu finden, war er schon verheiratet.
Sie haben ihn ausgenutzt. Sie sind habgie rig und egoistisch."
Dora wich noch einen Schritt zurück. "So war es nicht. Ich habe nie…"
Amber winkte ab. "Am Tag nach der Hochzeit sind Sie einkaufen gegangen und haben Tausende von Dollars für Kleider ausgegeben. Und was ist mit dem Ehering und den Juwelen?"
"Ich habe keine Juwelen. Der Kopfschmuck gehört Fatima.
Und ich habe keine Kleider verlangt."
"Aber Sie haben sie genommen. Sie haben nichts abgelehnt."
Mühsam klammerte Dora sich an den letzten Rest ihrer Würde und weigerte sich zu weinen. "Sie irren sich."
"Das werden wir ja sehen. Sie haben Khalil in die Ehe gelockt, aber das ist nur vorübergehend. Mit der Zeit wird seine Leidenschaft zu mir sein Pflichtgefühl übersteigen, und er wird Sie verlassen. El Bahar hat in den vergangenen fünfzig Jahren große Fortschritte gemacht, und es ist überraschend leicht für einen Mann, sich scheiden zu lassen - sogar für einen Prinzen.
An Ihrer Stelle würde ich mich nicht zu sehr daran gewöhnen, im Palast zu leben."
"Das würde er nicht tun", flüsterte Dora, obwohl sie wusste, dass er es sehr wohl tun konnte.
"Bauen Sie nicht darauf. Ich kenne Khalil bis ins Innerste. Ich weiß, dass ich im Besitz seines Herzens bin. Können Sie das Gleiche von sich sagen?" Mit dieser Frage wandte Amber sich ab und ging so lautlos, wie sie gekommen war.
Dora starrte ihr nach. Alles, was sie sich gewünscht hatte, worauf sie gehofft hatte, war eine Lüge. Khalil wollte sie nicht, hatte sie nie gewollt. Warum hatte sie das nicht erkannt?
"Prinzessin Dora?"
Sie blickte auf und sah Rihana lächelnd in der Tür stehen.
"Kommen Sie. Es wird Zeit für die Trauung."
9. KAPITEL
Der alte Mann sprach Worte aus alter Zeit. Unzählige Kerzen erhellten den riesigen Raum. Ringsumher saßen Dutzende von Menschen auf Sitzkissen. Doch für Dora hatte sich die Welt auf einen stechenden Schmerz reduziert, eine vergebliche Bitte um Vergessen, und das Ende eines Traumes.
Selbst als Khalil ihre Hand nahm und zu ihr sprach, konnte sie an nichts anderes denken als an Ambers Behauptungen. Es mussten Lügen sein. Sie presste die Fingerspitzen an die Schläfe und versuchte, sich genau zu erinnern, was in jener Liebesnacht und am Morgen danach geschehen war. War es möglich, dass sie es missverstanden hatte? Hatte sein Heiratsantrag lediglich auf Höflichkeit beruht?
Nein, dachte sie verzweifelt. Er hatte darauf gedrängt, ebenso wie er sie wirklich überzeugt hatte, dass er sie begehrte. Sie erinnerte sich, dass er sich ausgezogen hatte, um ihr sein Verlangen zu beweisen. Das hatte sie sich nicht eingebildet.
Schließlich hatte sie nie zuvor einen nackten Mann gesehen.
Gewiss hatte er die Leidenschaft nicht vortäuschen können.
Oder doch? Konnte er aus anderen Gründen erregt gewesen sein? Hatte er womöglich an Amber gedacht?
Der heilige Mann sprach weiter. Der Duft von Weihrauch füllte die große Halle. Und dann entfernte Khalil ihren Schleier und presste die Lippen auf ihre.
Trotz ihres Schmerzes und ihrer Verwirrung sandte die Berührung eine Woge der Hitze durch ihren Körper. Ihr Verlangen nach diesem Mann beängstigte sie. Sie wollte ihm gegenüber nicht verletzlich sein. Sie musste stark sein.
Als Khalil den Kopf hob, johlte die Menge um sie her. Er grinste, als er den Schleier wieder befestigte. "Jetzt bist du offiziell meine Ehefrau, kleine Wüstenrose. Was sagst du dazu?"
Verzweifelt suchte sie in seinem Gesicht nach einem Anzeichen, dass er glücklich war. Aber sie kannte ihn nicht gut genug, um seinen Ausdruck deuten zu können. "Khalil?"
Bevor er antworten konnte, wurden sie in einen großen Saal mit unzähligen Tischen geführt und in die Mitte der längsten Tafel
Weitere Kostenlose Bücher