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Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot

Titel: Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lauterbach
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dann lohnt sich’s wohl nicht. Er geht gelangweilt nach Hause. Dann später
     nähert sich die Zweite und fragt ebenfalls: »Was ist Erleuchtung?« Sie erhält folgende Antwort: »Nichts Besonderes mehr.«
     »Aha«, denkt sie sich, »wenn’s in der Erleuchtung nichts Besonderes mehr gibt, dann gibt’s da wohl auch keine Ablenkung mehr.
     Ich muss also ruhig werden und auf Ablenkung verzichten«, denkt sie weiter. Sie geht und setzt sich in die Stille – irgendwann
     ist sie eingeschlafen. Noch später geht die Dritte zum Meister: »Meister, was ist Erleuchtung?« Und der Meister antwortet
     ihr: »Nichts Besonderes mehr.« Schlagartig realisiert sie, dass das ihr lebendigster und zugleich stillster Normalzustand
     ist. Sie bleibt beim Meister – nämlich beim Augenblick, in dem sie sowieso gerade ist.
     
    Flugsatz: EigenSinn ist UnSinn.
     
    4
    Martin Heidegger, ›Vom Wesen der Wahrheit‹, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1954

|62| Festhalten/Loslassen
    Halte das Glück wie den Vogel: so leise und lose wie möglich!
Dünkt er sich selber frei, bleibt er dir gern in der Hand.
    Friedrich Hebbel
     
    Kein Unterschied zwischen Sich-Haben und Loslassen
    Ein Gefühl, einen Schmerz, eine Verhaltensweise wirklich zu haben, bedeutet zunächst, einfach innezuhalten bei dem, was ist.
     So, als wäre ich zu Gast bei meinem ungeschminkten So-Sein. Ich schaue genau an, was ist, und lasse meinen Wunsch, dieses
     So-Sein möge anders sein, außen vor. Für eine Weile bleibe ich bei mir, so, wie ich gerade bin: ohne Urteile zu fällen, ohne
     Veränderungen forcieren zu wollen. Durch dieses Innehalten hören Kampf und Anstrengung auf, die im Nicht-akzeptieren-Können
     meines So-Seins liegen. Und das bedeutet, dadurch, dass ich bei mir bin, dass ich mich habe – gerade dadurch lasse ich mich
     los; es ist, als versöhnte ich mich mit mir in einer anstrengungsfreien Zone: Im wirklichen Mich-Haben kann ich jedes Idealbild
     von mir, jede Vorstellung über mich, jeden Kampf gegen mich aufgeben. Ich will mich, wie ich bin. Ich habe mich, wie ich bin
     – und genau dadurch habe ich mich losgelassen. Echtes Loslassen geschieht also im voll umfassenden Haben.
    Sobald ich von mir fordere, dies und das loszulassen, ist die Anstrengung bereits wieder auf dem Plan und damit echtes Loslassen
     unmöglich geworden. Diese Art von Pseudoloslassen ist nur eine Spielart des allgemeinen Psychostresses, weil sie nicht Nebenwirkung
     echten Sich-Habens ist.
     
    |63|
Navigationssätze
Im Nichts-mehr-Halten alles haben.
Loslassen heißt, die merkwürdige Art unseres Festhaltens zu merken.
Loslassen ist immer eine Nebenwirkung und kein Ziel.
Loslassen geht ohne Kampf und Krampf.
Was ich vor mir selbst nicht verheimliche, kann ich loslassen. Denn nur, was ich bewusst habe, hat mich nicht.
Mut hat, wer bereit ist, seine Vergangenheit loszulassen.
Loslassen heißt immer, sich aussöhnen. Jedes andere »Loslassen« ist gewaltsam.
Das Loslassen geht nur anstrengungsfrei. Was ich mit Bemühung loslasse, das halte ich heimlich fest.
Festhalten ist Vereiteln von Veränderung.
An der Grenze lasse ich mich fallen oder gebe mich hin. Ich breche nicht, ich dehne.
    Integrationsfragen
Woran halte ich fest (Dinge, Vorstellungen, Menschen)?
Welchen realen oder irrealen Gewinn bringt mir das ein?
Wodurch und wie könnte ich diesen irrealen Gewinn ersetzen?
    Alfons hat solche Angst vor dem Alleinsein. Deshalb klebt und klammert er an Gerda. Sobald er von der Angst gepackt wird,
     krallt er sich an Gerda fest. Das ist ungutes »Festhalten«. Er ist in einer Not, sie fühlt sich bedrängt.
    Machen Sie ein Experiment: Unterscheiden Sie das gute vom unguten Festhalten. Das konstruktive Festhalten hat die Qualität
     von Ausdauer, Beharrlichkeit, Dranbleiben, Wollen. Sie spüren, wie es der eigenen Souveränität – vielleicht einer Vorliebe
     – entspringt. Beim unguten Festhalten gibt es keinen Spielraum, weil wir von etwas unfreiwillig gepackt werden: sei es von
     einer |64| Not, einer Sucht, einem Zwang, einer Einseitigkeit, einer Vorstellung. Wir können auch konstruktiv gepackt werden, zum Beispiel
     von einer Begeisterung, einer Leidenschaft, einem Interesse. Spüren Sie, wie unterschiedlich diese beiden Arten von Festhalten
     sind. Deutlich wahrnehmbar ist wieder, dass unsere Seelenweite schwindet, je mehr wir Opfer unguten Festhaltens sind.
    In die Bewusstseinsskala eingetragen, sieht’s so aus:

    Eigene Position?
     
    Wo auf der Skala erlebe ich

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