Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
sich beide genauer. Rudolf versteht, dass er seine soziale Kompetenz erhöhen
muss, und Vera kann ihre eigenen Fähigkeiten noch klarer sehen und schätzen.
Integrationsfragen
Wem gebe ich?
Von wem nehme ich?
Gebe ich genug? Nehme ich genug?
Besteht ein Ausgleich? Möglicherweise durch Geben und Nehmen in verschiedenen Bereichen?
Wenn nicht: Wo und wie könnte die Balance hergestellt werden?
Flugsatz: Fremdsinnig geben, eigensinnig nehmen.
|69| Gott
… Gott um Gottes willen lassen,
damit er mir bleibt.
Meister Eckehart
Ein aufrichtiger Querulant findet endlich eine weise Frau, und von der will er es wissen:
Querulant:
Jetzt sag mir, ob es Gott gibt.
Weise:
Nimm Werden manchmal als Zeichen.
Querulant:
Das ist keine klare Antwort. Und als Zeichen wofür?
Weise:
Im Moment ist sie dir noch nicht klar.
Querulant:
Das verstehe ich auch nicht. Aber wenn du von »noch nicht klar« sprichst, dann hast du noch etwas Klareres, etwas, das später
vielleicht zu verstehen ist, in der Hinterhand. Sag es mir sofort, bitte!
Weise: Verstehst du Neues?
Querulant:
Warum nicht?
Weise:
Neues meiden die meisten.
Querulant:
Mich interessiert Neues; das heißt, hauptsächlich will ich wissen, ob es Gott gibt.
Weise:
Das meinst du nur –
Querulant:
Wie! Das meine ich nur? Ich will es wirklich wissen. Und du kannst es mir sagen, aber irgendwie rückst du nicht raus mit der
Sprache. Willst du’s mir nicht sagen?
Weise:
Es gibt nichts zu sagen. Und es gibt in Sachen Gott nichts zu wissen.
Querulant:
Du sprichst in Rätseln.
Weise:
Verständlicherweise, denn Gott ist ein offenbares Geheimnis.
Querulant:
Also entweder offenbar oder Geheimnis!
|70|
Weise:
Für manche offenbar, für die meisten Geheimnis.
Querulant:
Für mich anscheinend Geheimnis, sonst müsste ich dich nicht fragen. Und was muss ich tun oder verstehen, damit Gott für mich
offenbar wird?
Weise:
Versteh nur, dass Meinungen über Gott nichts mit Gott zu tun haben. Und tun musst du nur wenig –
Querulant:
Ja, und was?
Weise:
Nur morgens zum Tag bereit sein und ihn von Moment zu Moment leben.
Querulant:
Das kann’s nicht sein, denn ich bin jetzt schon jeden Morgen für den Tag parat, und Gott ist mir trotzdem nicht im mindesten
offenbar.
Weise:
Du bist nicht für Momente bereit. Nur für Altes und Geplantes. Du bist nicht für dich, nicht für Gott parat.
Querulant:
Und wie wäre ich, wenn ich für mich oder Gott bereit wäre?
Weise:
Du wärest hellwach und könntest dich überlassen. Deine Wachheit wäre nicht durch Gedanken irritiert. Du wärest nicht zwischen
dir und deinem Erleben.
Querulant:
Wie bitte? Wo? Wie dazwischen?
Weise:
Einfach nichts. Das wäre das Neue.
Querulant:
Soll ich vielleicht als dumpfer Blödmann mit Leerhirn durch die Landschaft ziehen, anstatt meine Projekte zielgerichtet zu
verfolgen?
Weise:
Wirkliche Projekte schieben wir nicht als Ziel vor uns her, sondern die sind wir.
Querulant:
Irgendwie fühle ich mich genervt, weil du nicht klar sagst, was jetzt mit Gott los ist. Aber das kenn’ ich schon, diese Geheimnistuerei
derjenigen, die behaupten, einen besonderen Draht zu Gott & Co. zu haben.
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Weise:
Es gibt keinen Draht und keinen Gott, den du dir vorstellen könntest. Nicht, weil dein Vorstellungsvermögen nicht ausreichte,
sondern weil Vorstellen bereits die falsche Zugangsart ist.
Querulant:
Und was wäre die richtige Zugangsart, die mir Gott offenbar machte? Soll ich glauben oder beten?
Weise:
Nur nicht mehr tun, als für Gott verträglich ist.
Querulant:
Also gibt es Gott! Irgendeinen Gott, für den irgendwas verträglich ist.
Weise:
Nein –
Querulant:
Ja, was jetzt?
Weise:
Nur dich. Und für dich sind Glauben und Beten nicht verträglich.
Querulant:
Ich dachte, für Gott seien sie nicht verträglich.
Weise:
Genau! Mehr habe ich dir nicht zu sagen.
Der aufrichtige Querulant versinkt ins Nachdenken. Und sagt dann so halb vor sich hin: »Ach so!« 5
Wenn wir das Thema »Gott« auf der Skala veranschaulichen wollen, brauchen wir nur unseren Bewusstheitsgrad darzustellen und
aus ihm unser »Verhältnis« zu »Gott« abzuleiten. Eine allgemeine Beschreibung unseres Nullinger-Erlebens sieht so aus: Wir
sind uns fremd, sind uns gleichsam abhanden gekommen, erkennen und verstehen uns selbst nicht mehr. In der Verlorenheit des
Fremdsinns sind wir ausgesetzt und ungeborgen. Die Welt ist unheimlich. Der Bezug zu uns und anderen ist abgerissen. In anderer
Terminologie
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