Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot

Strudeln im Relativitätstheater. Genau das ist fatal, weil wir dadurch von dem, was wir eigentlich sind, und von dem, was
     jetzt im Moment spürbar ist, abgelenkt werden. Das wiederum bedeutet nicht nur, dass wir die Gegenwart als die einzige Zeit,
     die wir erlebnismäßig echt haben, verpassen, sondern auch, dass wir uns selbst verpassen, nicht voll ausschöpfen. |99| So gehen wir vielwisserisch, vieldenkerisch und vielgeplagt an unserer wertvollsten Selbst- und Sinnerkenntnisrampe vorbei.
    Das Jetzt ist der Ausgang aus der Zeit. Aber wo ist der Eingang ins Jetzt? Ganz einfach: in der Spontaneität, der Kreativität,
     der Hingabe, dem Quatsch-Machen, im vollständigen Innehalten, im körperlichen Auspowern, in der Ekstase, in der Kontemplation,
     im sekündlichen Neuanfang, beim Sprung ins kalte Wasser, im Überwältigt-Werden von Schönheit, in der bedingungslosen Liebe
     – kurz in allem, was uns am Fullinger-Punkt landen lässt.

    Eigene Position?
     
    Wo bin ich jetzt?
     
    Navigationssätze
Jetzt
ist die einzige Zeit, die wir haben.
Emanzipation von der Zukunft = Erweiterung der Gegenwart.
Zeitliches Abhakenmüssen verhindert die Gegenwart.
Begrenzungen in der Vergangenheit führen zum Traum von einer unbegrenzten Zukunft. Beides ist Illusion.
|100| Kaum ist die Zukunft in Gefahr, fängt die Gegenwart an.
Lebendigkeit ist außerhalb von Gewohnheit.
Weil wir warten, verpassen wir die Gegenwart.
In schweren Krisen kann man nicht von der Zukunft träumen; da muss man in der Gegenwart sein.
Das Jetzt als Transformation von Vergangenem.
Sobald wir im Leistungsdruck sind, sind wir raus aus der Gegenwart.
Sorgen speisen sich aus der Vergangenheit und werfen sich auf eine Zukunft, die jetzt nicht ist und wahrscheinlich so wie
     befürchtet nie sein wird.
Der beste Zeitpunkt ist immer jetzt.
Störende Vergangenheit ist alles, was unerledigt ist.
Der Vorteil an der Vergangenheit: Sie ist vorbei.
Wenn wir mit der Zeit im Wettlauf sind, dann nehmen wir die Zeit zu ernst.
Nunc stans: im Augenblick geborgen sein.
Wer gut in der Gegenwart lebt, betreibt Zukunftsprophylaxe.
Wenn wir viel gute Zeit haben, verliert die schlechte Zeit an Gewicht.
Solange wir auf die Zukunft schielen, ist Leben unmöglich.
Die Zeit, die immer nur kommt, ohne jemals zu bleiben, drückt uns doch glatt jedes Jahr einen Geburtstag aufs Auge.
Jetzt ist immer.
    |101| Integrationsfragen
Wie viel Gegenwart habe ich pro Tag?
Wie oft halte ich inne, um mich auf das Wesentliche zu besinnen?
Ist meine Freizeit freie Zeit?
Wie steht es um meine Gewohnheiten? Welche möchte ich bewusst noch einmal wählen? Welche möchte ich aussortieren durch bewusste
     Neu-Entscheidung?
Was beginne, was beende ich, weil jeder Tag der wichtigste ist?

    Flugsatz: Wer im EigenSinn badet, vergisst die Zeit.

|102| Kontrolle und Zwang
    Unterlassene Handlungen ziehen oft einen katastrophalen Mangel an Folgen nach sich.
    Stanislaw Jerzy Lec
     
    Neulich konnte ich mithören, als das Unbewusste eines Zwangskranken sprach. Es sagte:
    »Das Leben wäre gefährlich,
    es geriete außer Rand und Band,
    wenn ich es nicht bezwänge
    und in Schach hielte
    und nicht meiner Vorstellung unterwürfe.
    Da bin ich sogar bereit,
    meine Zeit,
    meine Kraft
    und zur Not auch meine Freude zu opfern,
    um der Lebensbedrohung durch das Leben
    zu begegnen.
    Mir drohte nämlich
Leben
durchs Leben,
    wenn ich nicht ständig aufpasste.«
    Als ich versuchte, mit diesem Unbewussten zu sprechen, hörte es weg und wollte sich nicht bewegen. Mir gelang es gerade noch,
     ihm meinen Notruf für alle Fälle zu geben. Wochen später rief es mich an und sagte ganz erschöpft: »Das Leben macht ja doch,
     was es will. Ich habe meinen Kampf aufgegeben und bin ganz erstaunt, dass ich noch lebe, beziehungsweise dass ich
jetzt
überhaupt erst lebe.«
    Gestern habe ich es zufällig getroffen und gesehen, dass es ganz versunken war in ein wunderschönes Spiel. Als ich es fragte,
     ob Hingabe gefährlich sei, schüttelte es lächelnd den Kopf.
    |103| Wie lassen sich Zwang und Kontrolle auf der Bewusstseinsskala veranschaulichen? Am Nullinger-Punkt versagen auch noch die
     Kontroll-, also die Schutz- und Sicherungsmaßnahmen. Panik. Auf dem Weg zur Mitte bietet die Kontrolle vermeintlich Schutz,
     weshalb das Gesamtvertrauen sich auf die Kontrollmaßnahmen wirft. In der Mitte der Skala beginne ich, auf mich selbst zu vertrauen,
     was sich steigert, bis am Fullinger-Punkt das Vertrauen grenzenlos ist.

    Eigene