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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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dein Kriegsleben bedeuten.«
    »Das hat keinen Lorbeerkranz verdient«, antwortete er. »Und mein Leben, wenn es dir Freude macht, freut mich auch, sonst ist es ein verwirrtes Stückwerk gegen deine klare Arbeit, Gerlint. Ich danke dir von dem Grunde meines Herzens für deine Gabe.«
    Dann sagte Gerlint: »Lassen wir jetzt die Leute herein treten.«
    »Tue es«, antwortete Dietwin.
    Gerlint schellte mit einer Glocke.
    Da öffneten sich die Türen des Saales, und es traten mehrere Menschen herein. An der Spitze derselben war der Schloßverwalter, neben ihm die Kammerfrau, und hinter den beiden die Dienerschaft; es waren die Knechte und Mägde des Gutes, es waren der Kammerdiener und Kutscher Dietwins, und es waren Leute aus der Gegend, welche früher Untertanen des Gutes gewesen waren.
    Sie stellten sich in eine Reihe.
    Da trat der Schloßverwalter etwas vor, verneigte sich vor Gerlint und dann vor Dietwin, reichte Gerlint einen Blumenstrauß, und sagte: »In Gnaden und Huld sind wir vorgelassen worden. Viel Glück und Segen und langes Leben bringen wir im Wunsche. Ich bin zum Sprecher für alle erkoren worden, und ich spreche für alle. Der Wunsch ist doppelt, weil auch das hohe, erhabene, preisliche Geburtsfest ein doppeltes ist. Und also wie die Tulpen und die Narzissen und der Rosmarin und alle die andern Blumen aus verschiedenen Weltgegenden stammen und bei uns aus dem freien Grunde und aus dem Gewächshause in diesen Strauß vereinigt worden sind, so stammen die Diener und Leute des Schlosses aus verschiedenen Orten, und sind vereiniget worden, hier ihre Pflicht zu erfüllen, und haben sich heute in einen Strauß versammelt, ihre Geistesgaben darzubringen, und wie die Blumen unzählige Blätter haben, und Wohlgeruch und tausendfältige Farben, so soll das Glück unzählbar und angenehm und tausendfältig sein, was wir wünschen. Und wir bitten um die Gewogenheit noch ferner, und diese Leute, welche nicht mehr Untertanen des Schlosses sind, bleiben doch Untertanen des Herzens unserer erhabenen Frau, und bringen gleich uns ihre Wünsche dar.«
    Als er diesen Spruch geendet hatte, verneigte er sich wieder gegen Gerlint und Dietwin.
    »Ich danke dir, Adam,« sagte Gerlint, »ich danke euch allen, meine Kinder; möge es mir noch gegönnt sein, euch bessere Gaben geben zu können, als ich euch an diesem Tage zu bescheren vermag.«
    Die Kammerfrau trat hervor, sagte nichts, neigte sich auf die Hand ihrer Gebieterin, und küßte sie.
    »Agathe,« sagte Gerlint, »du hast einen griechischen Namen, der etwas Gutes bedeutet. Du bist wie der Name. Daure noch ein wenig bei mir aus.«
    Die Kammerfrau antwortete nichts, und trocknete sich nur die Augen.
    Und noch mehrere traten hervor, und verneigten sich, oder küßten Gerlint die Hand.
    Da alles vorüber war, ging Gerlint zu einem Tische, auf dem ein graues seidenes Tuch über Gegenstände gebreitet war, hob das Tuch empor, und sagte: »Da sind wieder Kleinigkeiten, die ich an diesem Tage mit meinen eigenen Händen an euch zu verteilen mir das Vergnügen mache, um euch für das Liebe meinen Dank zu bezeigen, das ihr mir tut. Adam, diese Dose fühlt sich recht glatt in der Hand, und öffnet und schließt sich leicht und genau. Agathe, in dem Buche sind Gedanken an Gott, wie du sie gerne hast, und die silbernen Spangen weisen auf einen reinlichen Sinn. Mathias, teile deinem Vater von dem Gelde mit, ihr brauchet es jetzt mehr als etwas anderes. Martha, deine Augen schauen noch auf Flitter, an Sonntagen wird dir das Tuch recht gut anstehen. Anna, dieser Latz wird dir auch nicht mißfallen. Sebastian, halte deine Zeit regelmäßig wie die Zeiger dieser Uhr. Katharina, nimm das Linnen, wozu du es brauchen kannst. Eva, lasse dir aus dem Stoffe ein nicht gar zu auffälliges Kleid schneiden. Ferdinand, mir ist das Rauchen in Zimmern und feuergefährlichen Orten sehr zuwider; ich mag dir aber doch gerne eine Freude machen, rauche aus dieser Pfeife nicht an den Orten, die ich genannt habe. Joseph, ich denke, diese Weste könnte dir gefallen, und dir Maria, diese Bänder, und, Margareta, dir diese Sonntagschuhe, und euch andern das andere. So tretet doch näher.«
    Die Angeredeten, welche etwas weiter zurückgestanden waren, gingen vorwärts, und jedes empfing seine Gabe aus der Hand der Gebieterin.
    »Und ihr,« sagte sie dann, »welche ihr in der vergangenen Zeit meine Untertanen gewesen seid, und denen ich mich nicht glaube als eine Herrin bewiesen zu haben, sondern als eine

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