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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Begeisterung, »es ist der Engel des ewigen Lichts selbst, der zu euch spricht.«
    Noch starrten sich die Jünglinge an, wilde Flammen im Blick – da quoll plötzlich ein Tränenstrom ihnen aus den Augen, sie fielen sich in die Arme, sie drückten sich an die Brust, sie stammelten: »Ja! – entsagen – entsagen – vergiß – vergib mir, Bruder!« – dann der Fürst zum jungen Törny: »Um meinetwillen verstieß dich der Vater – um meinetwillen hast du gelitten – ja, ich entsage!« – Dann der junge Törny zum Fürsten: »Was ist meine Entsagung gegen die deine! – Ja, du, du warst es, du der Fürst des Landes, dem die Prinzessin bestimmt.« –
    »Habe Dank,« rief Natalie, »habe Dank, o ewige Macht des Himmels, es ist vorüber!« – Dann drückte sie den Abschiedskuß auf die Stirne beider Jünglinge und entfernte sich wankend, auf der Fürstin Arm gestützt. –
    »Ich verliere dich aufs neue,« sprach der Graf Törny mit tiefem Schmerz, als der Sohn fort wollte. »Vater,« rief dieser, »Vater, laß mir Zeit, laß mir Freiheit, daß ich nicht untergehe, daß dieses zerrissene Herz gesunde!« – Damit umarmte er schweigend nochmals den Fürsten, den Vater und eilte schnell davon. – –
    Natalie begab sich in ein weit entferntes Fräuleinstift, dessen Äbtissin sie wurde. Die Fürstin, in ihren letzten Hoffnungen getäuscht, ließ das Grenzschloß, in dem sie sonst gefangen, bequem einrichten und wählte es zu ihrem einsamen Aufenthalt. Graf Törny blieb bei dem Fürsten. Beide sahen es gern, daß Fürst Isidor wieder außer Landes gegangen.
    Ganz Hohenflüh war berauscht in Jubel und Freude. Die Tischlerzunft, unterstützt von würdigen Zimmerleuten, kletterte an der stattlichen Ehrenpforte, jede Gefahr verhöhnend, hin und her und klopfte und hämmerte rüstig darauf los, während die Maler, jeden Augenblick des Losstreichens gewärtig, in den Farbentöpfen rührten und die Gärtnerburschen unabsehbare Kränze flochten von Taxus und buntleuchtenden Blumen. Die Waisenknaben standen schon, in die Sonntagskleider gepreßt, auf dem Markt, die Schuljugend plärrte: »Heil dir im Siegerkranz«, als Vorübung, dazwischen schrie dann und wann eine Trompete, wie die Heiserkeit ausräuspernd, und der ganze Mädchenflor gutdenkender Bürger prangte in neugewaschenen Kleidern, während Bürgermeisters Tinchen, allein in weißen knisternden Atlas angetan, Schweißtropfen vergoß, da der junge Kandidat, der zu Hohenflüh der Dichter von Profession, nicht nachließ, ihr die in Versen abgefaßte Anrede an den Fürsten einzustudieren, und dabei keinen einzigen deklamatorischen Effekt vernachlässigt haben wollte.
    Arm in Arm gingen die beiden versöhnten Wirte zum »Goldnen Bock« und zum »Silbernen Lamm« die Straße auf und ab, beide sich sonnend in dem Gedanken, daß sie den gnädigsten Landesherrn bewirtet, beide behaglich hinaufschauend zu dem gewaltigen: »Vivat Princeps!«, das eben über ihren Haustüren eingeölt wurde, um abends bei der Illumination mächtig zu flammen. – Man erwartete den Fürsten in wenigen Stunden. –
    In Reisekleidern, Reisebündel und Mappe auf dem Rücken, schlich der Maler George Haberland (kein anderer wollte der junge Graf Törny zur Zeit sein) durch das Neudorfer Tor. – »Ha,« rief ihm Berthold entgegen, »herrlich getroffen! – Glück auf, Bruder George! – Ich weiß alles! – Gott sei gedankt, daß du kein regierender Fürst bist, da wäre freilich alles vorbei gewesen. Aus dem Grafen mache ich mir ganz und gar nichts, denn ich weiß, du bist und bleibst Künstler. Und die, die du liebst? – Sie ist kein irdisches Wesens Sie lebt nicht auf der Erde, aber in dir selbst als hohes reines Ideal deiner Kunst, das dich entzündet, das aus deinen Werken die Liebe aushaucht, die über den Sternen thront.« –
    »Ha Bruder Berthold,« rief George, indem seine Augen aufstrahlten in himmlischem Feuer, »ha Bruder Berthold, du hast recht, sie – sie selbst ist die Kunst, in der mein ganzes Wesen atmet. – Nichts habe ich verloren und will mich, abgewendet vom Himmlischen, irdischer Schmerz erfassen, mich niederbeugen – du – dein unwandelbar heitres Gemüt –
    Freundes Trost, Balsam den Wunden,
    Ist noch nicht für mich verhallt!« –
    Die Jünglinge zogen weiter fort über die Berge! –
    [ Δ ]

Datura fastuosa
    (Der schöne Stechapfel)
Erstes Kapitel
    Das Glashaus des Professors Ignaz Helms. Der junge Student Eugenius. Gretchen und die alte Professorin. Kampf und

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