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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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wirret Euch, edle Frau! Die ist des Königs Liebling; sein Ahn Christoffer hat sie gepflanzt, da er Südjütland gegen Abels Söhne in Besitz genommen hatte!«
    »So habet Ihr wohl keine Tauben oder sonstig edles Geflügel in der Feste«, fuhr sie achtlos fort, »und ist Euch desgleichen nicht zerrissen worden? Denn aus dem Wald genüber laufen Iltis oder Edelmarder an dem Baum hinauf und springen aus dessen Zweigen in den Garten!«
    »Was wollet Ihr, edle Fraue«, sprach der Ritter; »ich verstehe Euere Rede nicht; ich hatte niemals kostbares Geflügel, und wäre solches mir zerrissen worden, ich würde darum doch nicht des Königs Baum versehren!«
    Sie sah ihn an; aber da er ruhig, mit der Hand auf seinem Schwerte, dasaß, hob sie eine Glocke vom Tisch und schellte, und da der Knabe eintrat, bedeutete sie ihn: »Gaspard soll kommen!« Dann sah sie wieder auf ihren Gast und frug, als sei’s nur, um die Minuten hinzubringen: »Ihr habt wohl schöne Frauen in der Feste?«
    – »Wie meint Ihr, edle Frau?«
    »Nun, ich hörte auch nur so.«
    Der Mund des ernsten Mannes lächelte fast: »Wer hat Euch so berichtet? Die Dienerinnen gehen alle an ein halb Jahrhundert, und unsere Base ist noch weit darüber. Ich hab gelitten, Fraue; das Lachen der Jugend tut meinen Ohren weh!«
    Die kräftigen Lippen des Weibes zuckten, als wisse sie doch besseren Bescheid in seinem Hause als er selber. Dann öffnete sich die Tür, und der braune Mann mit der Gugelkappe war leisen, aber sicheren Schrittes eingetreten und blieb nun an der Schwelle stehen.
    »Wer ist der Mann?« frug der Ritter.
    »Es ist mein Schreiber«, sprach sie; »er mag Euch selbst berichten, was er nachts gesehen hat, da ihn der Weg an Euerem Schloß vorbeiführte.«
    Der Schloßhauptmann wandte sich in seinem Sessel und blickte auf den Schreiber. »So sprich denn, Mann«, sagte er, »was du mir zu sagen hast!«
    Gaspard der Rabe hatte von unten einen vorsichtigen Blick auf den finsteren Herrn geworfen. »Ich weiß nicht eben«, begann er, »ob es Euch gefallen mag! Wenn man die Füße seiner Worte nicht mehr hört – wer weiß, ob sie Dank oder Undank holen!«
    Auf des Gastes Stirne furchten sich die Zeichen der Ungeduld: »Lasset Eueren Mann seine Rede tun, edle Frau, um die Ihr mich geladen habt; mir ist nicht Zeit für andere Weisheit!«
    »Sprich ohne Umschweif, Gaspard!« rief Frau Wulfhild.
    »Ja, Herr«, hub dieser an, »es war eine helle Nacht, vor kaum acht Tagen, da ich von Haderslev den Weg zwischen Eurem Garten und dem Buchenwald herunterkam; da stob aus dem Baumschatten ein Gewild – es mochte ein Marder oder Iltis sein – mir vor den Füßen quer über den Weg der großen Pappel zu, und ich hörte, wie es zwischen den Zweigen in den Baum hinaufklomm. Ich stand – ich sah hinauf und dachte: Itzt wird’s bald oben sein und auf den Mauerzinnen tanzen!«
    – »Nun – und?«
    »Ja, Herre, es kam weder ein Marder noch ein Iltis!«
    Der Schloßhauptmann fuhr auf: »So sitzt es wohl noch heute in dem Baum!«
    »Das wäre möglich«, sagte Gaspard; »auch möglich, daß ein Zauberspiel dabeigewesen ist. Ihr hörtet wohl schon sagen: es springt ein Wolf, auch eine rote Maus uns in den Weg, und faßt man’s mit dem rechten Wort, so hat man ein altes Weib oder gar einen jungen Knecht in seiner Hand!«
    Der Ritter warf einen forschenden Blick auf den Sprecher: »Was soll das hier? Deine Nas’ und Augen sind mir zu scharf für solche Kunkelweisheit!«
    Aber in Gaspards Augen, die ihm begegneten, war kein Arg zu lesen. »Herr«, sagte er, »der eine spricht’s, der andere widerspricht’s; doch soviel haben meine Augen selbst gesehen: ein Marder war unten in den Baum gesprungen, und oben schwang sich ein junger Fant aus seinen Zweigen auf die Mauerzinnen; ich sah die goldenen Knöpfe auf seinem Leibrock funkeln, und der Nachtschein des Mondes leuchtete auf ein goldblond Haar.«
    Der Schloßhauptmann hatte sich vorgebeugt: »Und dann?«
    »Dann sprang er in den Garten.«
    In der Brust des alten Ritters erhob sich eine Stimme, die sprach: ›Einer der Diener war es, der sich beim lustigen Trunk verspätet hatte; du mußt dein Hausrecht brauchen, und es soll nicht mehr geschehen!‹
    Er sprach das dann auch laut; doch Gaspard erwiderte: »Ich weiß nicht, Herr, ob Ihr so fein Gesinde haltet; auch schien der Fant seine Lust noch vor sich zu haben, und seine Glieder waren sicherer, als ich nach dem Trunk es sonst gesehen habe. Vor allem: hinter der Mauer war

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