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Werther, der Werwolf - Roman

Titel: Werther, der Werwolf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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sich dasTier unter Lottens Balkon eingefunden und hochgejault hat, wie es den wackerenAlbert, der zum Schutz aller ins Freie eilt, angegriffen, bekämpft, beinah überwunden hätte, wäre derVater nicht beigesprungen; wie jener trefflich auf den tollen Hund gefeuert, ihn verwundet und in die Flucht geschlagen hatte. Man habe Blutspuren gefunden und bis in denTann verfolgt, soAlbert, dasTier sei in Richtung meinerWahlheimat gelaufen: ob mir von einer streunenden Bestie nichts aufgefallen sei?
    Meine Unruhe läßt mich nicht bei den beiden sitzen, ich gehe auf und ab, es ist ein tiefängstlicher Zustand. Nichts hätte ich bemerkt, erwidere ich, vielmehr geschlafen, dabei gebe ich mich erschrocken, außer mir, in welche Gefahr meine lieben Freunde gekommen.
    – Sperrt Euer Pferd gut ein, rätAlbert, ein toller Hund ist imstande, selbst Euren Braunen anzugreifen. Ich versicher es ihm. – Leider haben wir seine Spur verloren, fährtAlbert fort, Lottens Hand in seiner, morgen aber ist es aus mit ihm, morgen hat er am längsten gelebt.
    – Fast hab ich Mitleid mit Nero, sagt das Mädchen. Er ist nicht im Innern böse, folgt nur seiner Natur, auch wenn sie von großer Grausamkeit.
    Sie sagt das! oWilhelm, wer kann wiederholen, wie sie es sagte, wie kann der kalte, tote Buchstabe es darstellen!
    Albert fällt ihr in die Rede. – Es greift Sie zu stark an, liebe Lotte. Ich weiß, Ihre Seele hängt nach solchen Ideen, das kommt von den Büchern, die Sie sich nicht ausreden lassen, aber ich bitte Sie –
    – OAlbert, besänftigt sie ihn, es webt etwas Einziges in der Natur: Heiterkeit ist da nebenWildheit, das Sprießende existiert neben demVerwesenden, ich habe ein starkes Gefühl für dieseVerwandtschaft. Mit den Büchern, an denen ich mich gelegentlich erbaue, hat das zum allergeringstenTeil zu tun.
    Bei ihrenWorten hätte ich hinstürzen und sie heiß abküssen mögen, sagte sie doch nichts anderes, als daß sie einen wie mich, der zwischen der Menschenwelt in ihren gezähmten Grenzen, und derWelt desAnimalischen hin und her pendelt, versteht, daß sie sich angezogen fühlt von seinem Zwiespalt.
    – Lotte! rufe ich aus, indem ich ihre Hand nehme und mit tausendTränen netze, Lotte! der Segen Gottes ruht über Euch, jenes Gottes, der das wildeTier erschaffen, so wie er den Menschen schuf, beide liebt Gott mit gleicher Milde, das Lamm, den Löwen, den Hirten und den Feldherrn.
    Albert schüttelt bei meinenWorten das Haupt, ihm istTierisches nicht geheuer, wenn es nicht als Braten von ihm aufgespießt werden kann. Dabei bleibt sein Blick an einer Stelle meinerTenue hängen, ich weiß sogleich, was ihm auffällt: mein Beinkleid wird durch einen garstigen Fleck entstellt.
    – Ist das Blut? fragtAlbert.
    Ich bestätige es, die rostrote Farbe ist zu verräterisch. – Beim Reiten brach eine alteVerletzung auf, fabulier ich aus dem Stegreif, ich fand nicht die Zeit, die Hosen zu wechseln. Das sage ich in betulichemTon, als hätte ich Scheu, vor Lotten Fragen der Bekleidung zu erörtern.
    – Blessiert seid Ihr? will sie erfahren.Wann und wo habt Ihr Euch solcherart verletzt?
    Du mußt wissen,Wilhelm, der Blutfleck sitzt an einer Stelle, wo man sich als Mann schwerlich verletzen kann, ohne daß bestimmteTeile in Mitleidenschaft gezogen werden, deren Erwähnung vor Frauenzimmern unmöglich ist. Hätte Lotte es bei der Erwähnung einer Reitverletzung belassen, dasThema wär vorübergegangen und hätte auchAlbert weiter nicht interessiert. Nun aber schauen er und Charlotte dort hin, eilig setz ich mich, überschlage die Beine und sage, es wäre nichts.
    – Merkwürdig, daß eine blank gerittene Stelle so bluten kann, meintAlbert.
    – Es ist eine furunkulöseAngelegenheit, verharmlose ich, die mir manche Pein verursacht.Während des heutigen Ritts ist sie nun wieder aufgebrochen.
    –AberWerther! Lotte hebt den Blick. Das muß der Medikus sehen.
    –Wollte auch zu ihm, antworte ich, doch kam mir manches dazwischen. Ich schlage den Rockschoß über die Stelle.
    – Merkwürdig in derTat.Albert schüttelt den Kopf.
    –Was ist merkwürdig, mein Guter? fragt Lotte.
    – Die gleicheVerletzung innerhalb einesTages.
    –Wie meint er das?
    – Mir war, soAlbert, als ob der Schuß von EuremVater den toll gewordenen Hund an just der gleichen Stelle getroffen, woWerthers Furunkel sitzt.Wenn das kein Zufall ist! Dabei sieht er mich mit einer Herausforderung an, die mein Mißtrauen weckt. SollteAlbert einer sein, der die Fäden der

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