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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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strömen.
    Beim Spültisch blieb Vaire stehen, nahm ihren Vater beim Arm, sah ihn an, als erwarte sie, daß er mit einem Wort alles klären würde.
    »Dafür, daß ihr zwei solche Vogelscheuchen seid«, bemerkte Rusty, das Fleischermesser zwischen den Fingerspitzen haltend, »habt ihr ein echtes Prachtstück von einer Tochter. Los, komm hier rüber, Puppe.«
    Er deutete auf den Stuhl zwischen Tante Cat und Robert. Vaire kam ins Eßzimmer, ging um den Tisch herum und streichelte Robert über den Kopf, als sie an ihm vorüberkam.
    Solange sie am Tisch saß, sah sie nur ihren Vater an, für den sie tiefes Mitgefühl zu empfinden schien. Nicht einmal blickte sie auf Rusty, und es war, als wären er und seine Kommentare überhaupt nicht vorhanden. Robert empfand sie als eine Quelle der Kraft, denn sie schien das Böse zu bannen, indem sie sein Vorhandensein einfach ignorierte.
    »Mehr Geld haben wir nicht im Haus«, sagte Martin. »Wir haben ein kleines Konto auf der Bank, aber da würde man euch einen Scheck nicht einlösen.«
    »Schauen wir uns doch mal um, Bauer«, sagte der alte Hackett. »Ich glaub dir nämlich nicht. Her mit dem Gewehr«, wandte er sich an Gus und wollte nach der Flinte greifen. »Ich zieh dem gottverdammten Lügner das Geld schon aus der Nase.« »Weg da«, zischte Gus ihn mit leiser Stimme an. »Das Gewehr behalte ich.« Er stieß den alten Mann zurück und schwenkte die Flinte wieder ins Zimmer hinein.
    »Tommy, du und der Alte, ihr macht einen Rundgang mit dem Bauern ums Haus, ob ihr ihm helfen könnt, sich zu erinnern, wo er sein Geld versteckt hat«, sagte Rusty. »Gus und ich bleiben hier und unterhalten uns mit den Damen.«
    »Ich schwöre es Ihnen«, sagte Martin, dessen Gesicht bleich war, »es ist kein Geld mehr im Haus. Wir haben kein –«
    Donner krachte und pflanzte sich in langen dröhnenden Wellen fort, die den Rest seiner Worte verschluckten und grollend weiterrollten, während der alte Hackett mit wütender Miene etwas sagte, beide Arme in stummer Pantomime erhoben. Er sah aus wie eine komische kleine Kasperlfigur auf einer Marionettenbühne, schwach und lächerlich.
    Tommy und Hackett nahmen Martin rechts und links bei den Armen und führten ihn durch die Hintertür hinaus.
    »Schauen wir zuerst mal in den Keller«, sagte Tommy.
    Geduckt liefen sie zur Tür hinaus in das graue Strömen des Regens, wurden sogleich zu nebelhaften Gestalten, die mit eingezogenen Köpfen an der mit Fliegengitter abgeschirmten Veranda vorbeiliefen und verschwanden.
    »Eine Bande von Narren seid ihr«, sagte Tante Cat so plötzlich, daß Gus zusammenzuckte und fluchte. »Wir haben kein Geld mehr. Das Geld für die Schweine war so ziemlich alles, was wir an Ersparnissen hatten. Wir mußten dieses Jahr sogar einen Kredit aufnehmen, um die Sojabohnen setzen zu können.«
    »Na, das wird sich herausstellen«, entgegnete Rusty. »Zufällig glaub ich Ihnen das nämlich nicht. Ich hab’ doch die ganzen Maschinen gesehen, und das Auto da draußen ist höchstens zwei Jahre alt.«
    Die ganze Zeit, während er sprach, betatschten seine Hände Vaire, ihr Haar, ihre bloßen Arme, ihren Hals, ihre Wangen. Und seine Augen sahen sie mit diesem glitzernden, starren Blick an, den eine Katze bekommt, wenn sie eine angeschlagene Maus beobachtet, die nicht mehr weglaufen kann.
    Roberts Magen zog sich so fest zusammen, daß es weh tat. Über das Prasseln des Regens hinweg konnten sie aus dem Keller das Splittern und Krachen von Holz hören.
    Rusty strich Vaire jetzt mit der Spitze des Fleischermessers über den Arm, so daß sie eine Gänsehaut bekam. »Du mußt die Bauerntochter sein, die in allen Witzen vorkommt«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du bist hübsch genug für eine ganze Fuhre Handlungsreisender, Baby.«
    Vaire schüttelte den Kopf, als wolle sie eine Fliege vertreiben. Roberts Augen waren auf Rustys Gesicht gerichtet, verfolgten jede Bewegung seines Kopfes, als er sein Gesicht zu der jungen Frau hinuntersenkte, um an ihrem Haar zu riechen, ihr erst ins eine, dann ins andere Ohr zu flüstern.
    »Es ist nicht so schlimm, Robert«, sagte Vaire und griff über den Tisch, um seine Hand zu nehmen. »Bald ist das alles vorbei. Die bösen Männer gehen wieder. Und dann ist alles wieder gut.«
    »Hör auf mit deinen Mätzchen, du gottverdammter Idiot«, sagte Gus. Er war noch angespannter als zuvor, hielt die Flinte schußbereit in den Händen, den Finger am Abzug.
    »Halt die Schnauze«, versetzte Rusty. »Hier

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