Werwelt 03 - Der Nachkomme
ansehnlich ve r packte. Auch das Einpacken hatte ihn nie interessiert, doch jetzt stellte er fest, daß auch das Spaß machen konnte.
»Ich glaube, ich war immer ein richtiger Weihnacht s muffel«, bemerkte Bo, der mitten in Bergen von Wei h nachtsp a pier hockte und Käse aß.
»Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Bo, wo du jetzt solchen Eifer an den Tag legst«, erwiderte sie. Sie war g e rade dabei, ein schmales Band zu krausen, indem sie den Rand der Schere darüberzog.
»Sonst hab ’ ich um diese Jahreszeit immer für was ganz anderes Eifer an den Tag gelegt«, versetzte er grinsend. »Hauptsächlich für Whisky, aber jetzt bin ich glücklich und froh wie der Mops im Paletot und hab ’ überhaupt keine Sehnsucht nach Alkohol. Im Gegenteil, wenn ich auch nur dran denke, dreht sich mir fast der Magen um.«
»Einen gescheiten Magen hast du«, stellte sie fest. »Da! Sieht das nicht gekonnt aus?«
»Du bist großartig, Lilly.« Bo sah sie an und spürte e i nen Kloß in seinem Hals. »Du bist Weihnachten.«
Sie legte das Päckchen nieder und rutschte auf den Knien zu ihm hinüber, legte ihre Arme um seinen Hals und neigte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen.
»Dan und Polly werden dir gefallen«, sagte sie mit leuchtenden Augen.
»Ich glaube, ich –«
Er brach ab. Beinahe hätte er gesagt, daß er sie liebte, und er wollte es immer noch sagen, aber er wußte, daß er das nicht durfte. So etwas durfte nicht sein, doch er spürte, daß es so war. Sie war ihm nahe und sie roch so gut, und in ihrem Blick lag etwas Seltsames als sie ihm in die Augen sah. Er legte seine Arme um ihre Taille und zog sie ein klein wenig an sich. Sie reagierte so leicht, daß sie sich anfühlte, als wäre sie ein Teil von ihm. Ihr Kuß war lang und tief und sehr süß.
»Mein Gott«, stieß Bo atemlos hervor, »ich zittere wie ein kleiner Junge.« Und er lachte ein wenig.
»Bo, ich fühlte mich dir jetzt sehr nahe«, sagte Lilly. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, ihre Arme um seinen Hals. Sie sah ihm in die Augen. »Du wirst langsam ein Teil me i nes Lebens.«
»Wirklich lebendig fühle ich mich eigentlich nur, wenn du da bist«, gestand er ihr. Sein Atem ging immer noch sto c kend. »Ich möchte dir alles mögliche sagen, aber ich gla u be, das wäre nicht recht. Ich meine …«
»Denk jetzt nicht darüber nach«, sagte sie.
Und dann küßte sie ihn wieder sehr bedächtig auf die Lippen. Er spürte ihre kleinen Hände auf seinem Rücken, die sich flatternd bewegten, während sie ihn streichelten. Und er spürte ihren Körper , der näher kam und sich an den seinen drängte, und dann waren alle Gedanken wie ausg e löscht. Diesmal küßte er sie wirklich.
Als sie sich auf dem Bett niederlegten, wollte er ihr s a gen, daß er Angst hatte, ihr etwas anzutun, was nicht recht war, doch sie berührte seine Lippen mit einem Finger und lächelte dabei so süß, daß er innehielt. Danach sagte er la n ge Zeit nicht ein einziges Wort über irgend etwas, das a u ßerhalb des kleinen Zimmers lag.
Sie ist so wunderbar, dachte Bo, als sie sich im dämm e rigen Licht auf dem Hotelbett langsam kennenlernten. Die Verkehrsgeräusche von draußen waren jetzt beinahe ve r siegt, und es schien fast, als wären sie an diesem Abend vor Weihnachten ganz allein auf der Welt. Vielleicht würde die Außenwelt doch nicht eindringen und sie stören können, ging es ihm durch den Kopf, während er ihre glatten we i chen Hände auf seiner Brust fühlte. Ein Prickeln breitete sich aus, wo immer sie ihn berührte, und sehr behutsam strich er mit der Hand über die Konturen ihrer Hüften, zi t ternd vor Erregung, doch gleichzeitig ganz ruhig.
»Ach, Lilly«, murmelte er mit rauher Stimme. »Du bist so schön.«
Sie sah ihn an, und in ihrem Gesicht war eine Tiefe, die er nie zuvor gesehen hatte, als wäre sie jung und gleichze i tig sehr alt, als verstünde sie genau, was er meinte.
»Weißt du nicht, daß du auch schön bist«, sagte sie. »Ich möchte gern, daß du mich jetzt ausziehst.«
Lange Zeit glaubte er dann, sich in einem Traum zu b e finden. Die Zeit verstrich nicht, sondern tauchte auf und verschwand, wie sie das in Träumen zu tun pflegte. Er stellte sich vor, sie befänden sich irgendwo außerhalb von Zeit und Raum, während sie einander liebkosten und kü ß ten, und manc h mal sogar leise lachten. Es war eine lange Zeit, dachte er, doch es verstrich überhaupt keine Zeit, und dann wurde ihre Umarmung sehr heftig, als die Leide n
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