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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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halten fast immer eine Feier ab, wenn die Leute nach Gallup zurückkommen«, berichtete Johnny. »Sie sind bei der Streckenkolonne, immer hurtig mit Schaufel und Hacke.«
    Barry nickte, fühlte sich wieder irgendwie zurechtgewi e sen. Es war nicht seine Schuld, daß das Land noch i m mer in der Depression steckte. Doch so hatte der junge I n dianer seine Bemerkung gar nicht gemeint. Er warf Barry einen lachenden Blick zu und sagte etwas Unverständl i ches.
    »Sie wissen doch, was das für ein Spaß ist.« Er schlug Barry auf die Schulter und fügte hinzu: »Erinnern Sie sich noch an den alten Asa, den zahnlosen Vorarbeiter?«
    Barry war verwirrt von dieser Anspielung auf etwas, woran er sich nicht erinnern konnte. Offensichtlich hatte er Johnny Strong Horse in seinem früheren Leben gekannt, und sie mußten bei einer Streckenkolonne zusammengea r beitet haben. Das wäre auch eine Erklärung dafür, weshalb Johnny und er sich so rasch angefreundet hatten. Sie waren schon früher einmal Freunde gewesen. Wieder verspürte Barry nagende Frustration, doch er hatte sich an dieses G e fühl inzwischen so gewöhnt, daß er es einfach abschüttelte und Johnnys Lachen erwiderte.
    Er hörte aufmerksam zu, während die Leute von der Kirche erzählten, wobei die, die es konnten, ihm zu Gefa l len Englisch sprachen. Sie erwähnten den › Straßenmann ‹ oder › Vorsänger ‹ , der bald eintreffen würde, um die Feier an diesem Abend abzuhalten.
    Über all dem Zuhören und Notizenmachen verging Ba r ry der Tag rasch, und als es Abend wurde, hatte er so viel erfahren, daß er die Ungeheuerlichkeit dessen, was mit den Tierherden der Indianer angestellt wurde, zu begreifen b e gann; das vorsätzlich falsche Spiel der Regierungsbürokr a ten, die schlappschwänzige Doppelzüngigkeit der Mitgli e der des alten Stammesrats, denen jetzt niemand mehr Glauben schenkte, und die allgemeine Apathie jener indi a nischen Gesetzesvollstrecker, die sich als Gefoppte der Weißen sahen. Er hörte an diesem einen Tag mehr als g e nug, um die gesamte Behörde für indianische Angelege n heiten anzuprangern, zumindest vom Standpunkt der Indi a ner aus gesehen.
    Als der Abend den Canyon zu verdunkeln begann, setzte er sich an eine Balsampappel am Bach und überlegte, was er an anderen Standpunkten noch brauchen würde, ehe er etwas zu Papier bringen konnte, das für den nicht sachku n digen Leser verständlich war. Der Gedanke ging ihm durch den Kopf, daß er hier Material in den Händen hatte, das nicht nur für einen Artikel, sondern für ein ganzes Buch reichte. Doch er schob die aufsteigende Erregung weg und konzentrierte sich auf die Informationen, die ihm augen b licklich zur Hand waren.
    Johnny riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Na, haben Sie für heute genug Jammergeschichten g e hört?« erkundigte sich der junge Indianer und kauerte sich neben ihm nieder.
    »Ich sag ’ Ihnen was, Johnny«, versetzte Barry, während er sein Heft zuklappte, »hier gibt ’ s Stoff für ein ganzes Buch. Es wundert mich, daß es niemand schreibt.«
    »Sie schreiben ’ s doch.«
    »Dabei ist das nicht einmal der Grund, weshalb ich he r gekommen bin. Und jetzt wartet auch noch die Feier heute Abend «, fügte Barry mit einem Seufzer hinzu. Er fühlte sich schon jetzt völlig erschöpft.
    »Das ist nur ein weiteres Kapitel derselben Geschichte«, sagte Johnny. »Aber das sehen Sie ja selbst. Die Leute ve r lieren den Mut, und die Sensiblen oder die Schwachen zi e hen sich in sich selbst zurück und haben plötzlich Visi o nen, wie Wonowa, die Frau mit dem langen Zopf, Sie wi s sen doch, die erzählt hat, sie hätte den Geist der gemaserten Felsen gesehen.«
    »Ja. Danach wollte ich Sie sowieso fragen. Kommt das in letzter Zeit häufiger vor, ich meine, mehr als gewöh n lich?«
    »Durchaus. In meiner eigenen Sippe fallen mir auf A n hieb drei Leute ein, die verschiedene Götter und Geister gesehen haben und –« Johnny brach ab und senkte den Blick.
    »Weiter«, sagte Barry ruhig.
    »Meine eigene Schwester hat erst heute morgen die Sp u ren von Yei-t ’ so gesehen.«
    »Wer ist Yei-t ’ so?«
    »Er gehört zu den bösen Wesen, den Riesen, Ung e heuern und Dämonen, die in schlechten Zeiten unser Volk b e drängen.«
    »Wie haben die Spuren ausgesehen?« erkundigte sich Barry, ohne noch eine Verbindung herzustellen.
    »Sie sagte, es wären Abdrücke einer großen Katze mit langen Klauen oder Fingern gewesen.«
    Barry wurde plötzlich aufmerksam. Dann war also

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