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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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an den Altar.«
    »Ich tu ’ also einfach das, was alle anderen tun?« »Sie brauchen nicht zu singen oder um Segen zu bitten, wenn Sie das nicht wollen, aber ansonsten, ja, machen Sie ’ s ei n fach mir nach. Wenn Sie mehr Peyote haben wollen, dann stoßen Sie mich dreimal mit dem Ellbogen an, und ich bitte dann um den Beutel. Aber im allgemeinen kommt er so oft vorbei, daß man nicht extra darum zu bitten braucht.« Johnny runzelte die Stirn. »Sie müssen ihn allerdings auf eine ganz bestimmte Art weitergeben, aber, ach was, pa s sen Sie auf, wenn das Zeug zu Ihnen kommt, dann nehmen Sie den Beutel genauso entgegen, wie er Ihnen gereicht wird, und geben ihn dann auch so weiter. Okay? Und wenn die Trommel zu Ihnen kommt, können Sie darauf schlagen, wenn Ihnen danach ist, oder sie einfach an mich weiterg e ben.«
    »Was passiert denn, wenn ich etwas falsch mache?« »Sie können eigentlich gar nichts falsch machen. Wenn Sie nicht gerade gegen den Altar pinkeln. Ich denke hier nur laut. Das Ganze ist auch für uns ziemlich neu, und nicht einmal der Vorsänger ist immer sicher, was richtig ist. Das Wichtigste ist, sich einfach niederzusetzen, ruhig zu sein und das Erlebnis zu genießen. Haben Sie Vertrauen in die Leute um Sie herum, in ihre Freundschaft, dann wird es ein guter Abend für Sie werden.«
    »Ist das eine reine Männerangelegenheit?« »Nein, ke i neswegs. So ziemlich alle Frauen, die Sie heute kenneng e lernt haben, werden auch da sein. Sie haben ebens o sehr teil daran wie wir.«
    Als Barry aufblickte, sah er, daß die Sonne sich aus dem Canyon zurückgezogen hatte. In den Felsen und vor den westlichen Wänden verdunkelte sich langsam der Tag. Ein leichter Wind strich über seine schweißnasse Haut, und er fröstelte.
    Im Inneren des Hogans war weit mehr Raum, als man das von außen für möglich gehalten hätte. Ein Dutzend Me n schen saßen im Halbkreis an den dunklen Wänden, und von Minute zu Minute kamen weitere in gebückter Haltung durch die niedrige Türöffnung, doch noch immer hatte der Kreis Lücken. Barry sah, daß die Leute entspannt wirkten und miteinander scherzten, manche lachten sogar leise, doch wenn sie sich gesetzt hatten, wurden sie still. Das Feuer wurde ein Stück unterhalb der gekrümmten Pinonä s te aufgeschichtet, die genauso lagen, wie Johnny beschri e ben hatte. Der Mann mit dem schmalen Gesicht, der am Ende des Raums gegenüber der Tür saß, begann leise auf der Trommel zu schlagen, während der Straßenmann, der asketisch wirkende junge Mann neben ihm, einen leisen Gesang anstimmte, in dem Barry eine Folge sich wiederh o lender Laute erkennen konnte. Es war ein eintöniger, g e dämpfter Gesang, der andauerte, während die letzten Vo r bereitungen getroffen wurden und der Feuermann das Holz schichtete, um dann an seinen Platz neben dem Sänger z u rückzukehren.
    Zigaretten wurden aus Maisschoten und Bull Durham Tabak gemacht, worüber Barry lächeln mußte, als er ve r suchte, zum ersten Mal in seinem Leben seine eigene Zig a rette zu drehen. Doch er sah, daß alle anderen ernst waren, deshalb setzte auch er eine ernste Miene auf und beschloß, ganz der unsichtbare Beobachter zu sein. Man rauchte, und ein alter Mann sang ein kurzes Lied, ganz aus dem Ste g reif, wie es schien, und dann wurden die Stummel gegen den Altar gelehnt, der nur ein geglätteter Lehmhügel war, oben abgeflacht, geformt wie die Sichel des Halbmonds. Der Straßenmann wedelte mit einem gefiederten Fächer Rauchwolken vom Feuer auf eine Frau, die sich hin und her wiegte und dazu immer wieder in eintönigem Singsang dieselben Worte herunterleierte. Dann ging er weiter im Kreis herum und befächelte jemand anderen mit Rauch. Das Trommeln setzte sich derweilen in gedämpften Tönen fort.
    Nach einer Zeit wurden im rötlichen Schein des Feuers ein Beutel und ein kleiner gefiederter Stock herumgereicht, und alle begannen zu kauen, hin und wieder etwas auszu s peien. Barry schob zwei der braunen Kaktusaugen in den Mund, kaute das trockene, faserige Äußere, spie den watt e ähnlichen Kern aus und schluckte das Zeug, nachdem er lange genug gekaut hatte, hinunter. Er saß ganz still, wä h rend er überlegte, wie lange es dauern würde, ehe die Wi r kung sich zeigte. Eine ganze Weile geschah gar nichts, und er verlor sich darin, im sanft flackernden Feuerschein, der bald dieses, bald jenes Gesicht im Kreis erleuchtete, die anderen Rituale zu beobachten.
    Der Beutel war ein zweites Mal herumgegangen, und

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