Werwelt 03 - Der Nachkomme
Ring verschwanden. Schwärze schloß sich um ihn, und die Angst kehrte zurück.
In der Finsternis glaubte er zuerst, er wäre wieder in se i nen Körper eingetreten und brauchte nur die Augen zu öf f nen, um die dämmrigen Konturen des Fensters zu sehen. Dann jedoch fühlte er seine eigene Leichtigkeit und die G e schwindigkeit, mit der er durch die Dunkelheit schoß, und wußte, daß er noch auf seiner Reise war. Die Angst war wie ein Traum, an den er sich aus seiner Kindheit eri n nerte. In diesem Traum hatte er sich in einem riesigen A m phitheater befunden, einem finsteren, weithallenden Rund, angefüllt von tiefen Stimmen, die Drohungen au s gestoßen hatten, die er nicht recht verstehen konnte. Der Traum kehrte mit so l cher Lebendigkeit zurück, daß er glaubte, er müßte wirklich schlafen. Und dann griff das erste Wesen an.
Bo stieß einen tonlosen Schrei aus, als er spürte, wie ihn etwas in den Rücken biß, wie Zähne sich in seine Haut schlugen, wie echter Schmerz sein Rückgrat hinaufschoß. Die Zähne ließen los, rissen einen Fetzen Haut mit sich, und wieder schrie Bo, diesmal so, daß er es hören konnte. Er wand sich in der Finsternis und versuchte, diesem u n sichtbaren Ding zu entkommen, das jetzt wieder zubiß, an seiner Schulter diesmal, und ein weiteres Stück Fleisch aus seinem Körper riß. Großer Gott! Da war noch eines! Zähne gruben sich in die Wade seines linken Beins. Er strampelte und schlug um sich wie ein Wilder, als befände er sich in einem dunklen Wasser, wo blutrünstige Haie und Piranhas ihn umschwärmten. Neue Bisse fühlte er, einige davon z u nächst zaghaft, als betasteten ihn diese Geschöpfe zunächst einmal mit scharfen Spitzen, ehe sie in ihn hineinbissen. Und dann überwältigte ihn wahnsinniges Entsetzen, als etwas mit stacheliger Haut gegen seinen Rücken klatschte und dort haften blieb. Er spürte, wie scharfe Spitzen sich durch die Haut in seinen Rü ck en bohrten, wie sie in seinen Körper eindrangen, um seine Säfte auszusaugen. Als das Ding durch die Röhren zu saugen begann, die jetzt tief in seinem Körper steckten, umkrallte ihn eine Todesangst, wie er sie noch nie empfunden hatte, noch nicht einmal d a mals, als der Schmerz in seinen Ei n geweiden gewütet hatte. Er schrie auf in der undurchdringlichen Finsternis und schlug mit Armen und Beinen um sich. Die beißenden G e schöpfe umschwärmten ihn, das stachelige Ding klebte auf seinem Rücken und senkte ihm seine Saugrohre immer ti e fer ins Fleisch, und er schrie und schrie, bis ihm schlie ß lich einfiel, was Lilly damals gesagt hatte, das er tun sollte, wenn er zurückwollte. Laut schrie er seinen eigenen N a men.
»Bo! George Beaumont.« Immer wieder schrie er ihn und spürte, wie Druck sich in ihm aufstaute, während er mit aller Kraft immer wieder den Namen schrie. Ein Kraf t feld baute sich um ihn herum auf und umhüllte ihn wie e r hitzte Luft, und er fühlte, wie das stachelige Ding von se i nem Körper gerissen wurde, wie die Röhren mit einem gräßlichen schmatzenden Geräusch herausgezogen wurden. Und dann stürzte er wie ein Stein.
Als er im dunklen Zimmer wieder auf seinem Bett lag, war Bo so übel, daß er aufstehen mußte. Vor dem Bett fiel er auf die Knie und kroch zur Tür, wo er sich hochzog, und taumelte ins Bad, stürzte. Vor der alten, befleckten Toilette auf den Knien liegend, würgte er, bis er das Gefühl hatte, sein ganzer Körper wäre leer. Nach langer Zeit stand er zitternd auf, wusch sich das Gesicht und legte sich wieder zu Bett. Nie wieder, dachte er, mein Gott im Himmel, nie wieder. Als er sich ausstreckte, fiel ihm ein, was der Pr o fessor, dieser Carrington, über die verschiedenen Gefahren geschrieben hatte. Doch etwas dieser Art hatte er nie in Betracht gezogen. Gott, diese Bisse und dieses schreckliche Ding mit den scharfen Röhren, die tatsächlich das Leben aus ihm herausgesogen hatten. Wie ein verängstigtes Kind umklammerte er sein Kopfkissen, während er versuchte, sich zu entspannen. Die Angst hielt ihn wach, bis das Mo r gengrauen die Fensterscheiben mit bleichem Schimmer überzog. Dann schlief er endlich ein.
7
I ch hab ’ den Eindruck, das war wirklich ein Erlebnis für Sie«, bemerkte Johnny, während er auf einem Stück gerö s teten Brot kaute.
Sie lagen im Sand mitten unter den essenden, scherze n den, sich mit gesenkten Stimmen unterhaltenden Mitgli e dern der Gemeinde. Hin und wieder sagte jemand etwas auf Englisch zu Barry und grinste dazu. Er
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