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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Experimente wurden durchgeführt in dem Bemühen, ihn vom körperlichen Körper zu lösen, und das mit einigem Erfolg. Es wird angenommen, daß dieser Körper den Schock des Todes überlebt, und daß er der Sitz des B e wußtseins ist …‹
    Warum hatte ihm das niemand früher erzählt, fragte sich Bo. Was taten die Priester in den Kirchen, wenn sie ihren gramgebeuten Gemeindemitgliedern nicht sagen konnten, daß ein Toter nur in das Reich der ätherischen Körper h i nübergegangen war, daß man ihn sogar besuchen konnte, wenn man es auf die rechte Art und Weise versuchte.
    Doch als er weiterlas, begann der Ton, in dem das Buch gehalten war, ihn unangenehm zu berühren, und er fand weniger zuverlässige Schilderungen persönlicher Erfa h rungen, als der Autor versprochen hatte. Er begann zu zweifeln. Vielleicht war dieser Professor nur irgendein ve r schrobener Kauz. Wenn es ihm nicht selbst widerfahren wäre, zweimal widerfahren wäre, hätte Bo das alles als U n sinn abgetan. Die Ausführungen des guten Professors hö r ten sich immer mehr wie die Selbstermutigungen eines Kindes an, das sich im Wald verlaufen hat und sich einz u reden versucht, daß das väterliche Haus gleich um die Ecke ist.
    In den folgenden Tagen holte sich Bo Bücher von Wi l liam James, Rudolf Steiner und Maurice Maeterlinck und las sie gründlich. James, stellte er fest, ging es in erster L i nie darum, wissenschaftlich zu sein. Er war äußerst vo r sichtig in der Wahl seiner Worte und schnell bereit, alle Geschehnisse zu verwerfen, die nicht von mehreren Ze u gen bestätigt werden konnten. Bo fand ihn kalt und übe r mäßig ske p tisch. Das, was er jetzt suchte, war mehr als eine Bestätigung, daß seine Erfahrungen mit seinem › äth e rischen Körper ‹ Wirklichkeit waren – das glaubte er eigen t lich sowieso schon. Er wollte vielmehr etwas über jene a n dere Realität erfahren, jenes andere Land, › aus dessen Schoß kein Re i sender zurückkehrt ‹ , sprach es in seinem Gedächtnis, eine bruchstückhafte Erinnerung aus der Schulzeit. Er wollte wissen, wie das alles zusammengehö r te, suchte Klarheit, wo menschliche Forschung bisher noch nichts geklärt ha t te.
    Ein kleiner Trost waren immerhin William James ’ ei n führende Bemerkungen, die besagten, daß die Menschen immer schon übernatürliche Ereignisse gekannt haben und sie lediglich mit unterschiedlichen Namen bezeichnet h a ben, daß sie sich aber stets geweigert haben, diese Erei g nisse in die › reale ‹ Welt einzubeziehen.
    Maeterlincks Worte machten ihm Mut, gaben ihm das Gefühl, daß es nicht unsinnig war, weiterzusuchen.
    › Es wäre monströs und unerklärlich, daß wir nur das sein sollten, was wir zu sein scheinen, nichts als wir selbst, ganz und vollkommen in uns selbst, getrennt, isoliert, def i niert durch unseren Körper, unseren Geist, unser Bewuß t sein, unsere Geburt und unseren Tod. Wir werden möglich und wahrscheinlich allein unter der Bedingung, daß wir uns selbst nach allen Seiten transzendieren und daß wir uns nach allen Richtungen durch Zeit und Raum erstrecken. ‹
    Ja, dachte Bo, während er die Worte in das Heft schrieb, das er mitgebracht hatte, das ist es, was ich hören wollte. Mit einem beinahe körperlichen Verlangen sehnte er sich nach Möglichkeit, während er sich der Frau erinnerte, die er suchte, ihres letzten Anblicks gewahr – war es ein An b lick gewesen? –, wie sie da mit leicht geneigtem Kopf auf dem Stuhl gesessen hatte, kerzengerade, als schliefe sie oder befände sich unter Hypnose.
    Bei Steiner fand er auch die Philosophie wieder, an die er jetzt von neuem zu glauben begonnen hatte; eine Philos o phie, die er im vergangenen Jahr, als die Krankheit se i nen Körper verwüstet hatte, vergessen hatte. Der Grundg e danke von Steiners Philosophie war es, an den er glaubte: Wir müssen das Ich entwickeln, den wahren Menschen, der wir sind. Wir müssen es entwickeln und ständig lernen, damit wir nicht zugrunde gehen. Bo wollte es glauben, wollte glauben, daß auch dieser Verlust genau wie alle a n deren Pfade des Lebens bezwungen werden konnte. Das Tier hatte sein Leben gerettet, doch Lillys Liebe hatte ihn aus der Ve r zweiflung geholt und ihn wieder zum Leben erweckt. Jetzt war sie verloren, und er war realistisch g e nug einzusehen, daß sie vielleicht für immer von ihm g e gangen war. Er sagte sich das nicht, doch er fühlte die Möglichkeit.
    In dieser Nacht versuchte er wieder, was er nun mehr als eine Woche

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