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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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durchscheinende Gebilde einer Frau, das etwas in sich barg, das er nicht sehen konnte, irgende i ne innere Kraft. Er gewahrte, daß er Angst vor ihr hatte, und er hatte nie vor einer Frau Angst gehabt, doch jetzt fürchtete er sich.
    Sie sprach nicht, richtete sich nur langsam auf ihre Knie auf und rutschte von seinem Körper hinüber zu dem ze r fledderten Durcheinander ihrer Kleider, die wild verstreut, wie zertrampelt im sandigen Boden lagen. Er stemmte sich auf einen Ellbogen, während langsam sein Denken zurüc k kehrte. Ein Entsetzen begann in ihm zu wachsen, der A n fang von Schuld. Das, was er fühlte, war nicht nur E r schöpfung nach dem Ausbruch der Leidenschaft, nicht nur der Nachklang einer Ekstase, die beinahe zum Tode geführt hätte. Er fühlte, daß er besessen worden war. Die Furcht war beinahe so stark, daß sein Verstand nicht mit ihr fertig werden konnte. Er blickte auf die braunhäutige Frau, eine schöne Frau, eine zarte Frau mit einem exotischen, beinahe orientalischen Gesicht und schlanken Händen und Armen, kleinen Brüsten, die leicht schwankten, als sie die Kleider durchsah und sich anzuziehen begann. Er hatte Angst, und auch das Tier hatte Angst. Barry spürte eine Angst in se i nem Inneren, die ihn erzittern ließ, denn nie zuvor hatte er die Angst des Tiers wahrgenommen. Er hatte die Gefahren und die Schmerzen erfahren, die Kämpfe ums Überleben und die Wagnisse, doch niemals diese Furcht. Er senkte den Blick, um nach seinen Sachen zu suchen, und seine Hände zitterten, wirbelten den Sand auf. Auf wackligen Beinen stehend, blickte er an seinem Körper hinunter, der so zerkratzt war, als hätte man ihn einen mit Kakteen b e wachsenen Berghang hinuntergeschleift. Sein Rücken brannte von Kratzern, in die Sand eingedrungen war. Auch die Frau hatte lange Risse an ihren Hüften und Beinen, Kratzer auf dem Bauch, einen s o gar auf der Wange. Sie hatten miteinander gekämpft wie Tiere. Barry konnte nicht über das Geschehene nachde n ken, doch die Furcht, die in ihm aufstieg, war wie das geheime Wissen um eine tödl i che Wunde.
    Als sie sich angezogen hatten und zu der Mauer hinaus t raten, wo sie sich getroffen hatten, war die Sonne fortg e wandert und hatte nur stumpfen, dunkelgrauen Stein z u rückgelassen. Unten im Tal drängten sich die Schafe auf der anderen Seite des Canyons zusammen, um Schatten zu haben. Das Pinto Pony stand mit gesenktem Kopf und schlug mit dem Schwanz nach den Fliegen.
    »Du fährst heute nach Hause?«
    Die Frau flocht mit geschickten Fingern wieder ihr Haar.
    »Ja, das heißt, nein. Ich fahre erst noch zum Handelsg e schäft, um für die Familie Chee ein Geschenk zu kaufen. Ich fahre morgen früh nach Hause.«
    Er schüttelte sein Bein, um den Sand aus der Hose zu entfernen. Doch er wußte, daß das wenig half. Eine repr ä sentable Erscheinung würde er doch nicht mehr abgeben. Und auch die Frau sah aus, als hätte sie gerade eine Kne i penprügelei hinter sich. Er fühlte sich elend und wäre gern zornig auf sie gewesen, hatte aber tatsächlich Angst davor. Er konnte das nicht verstehen. Die Frau war einen Kopf kleiner und wesentlich zierlicher als er, und er hatte Angst. Er streckte den Arm aus, um sich festzuhalten, als er über den Rand des Felsens blickte, und spürte, wie eine warme, glatte Hand die seine nahm.
    »Es tut mir leid, Barry«, sagte sie. »Ich habe heute mo r gen versucht, etwas zu bewirken, vielleicht war es falsch.« Sie lächelte ihn an, als wäre nichts geschehen. »Du wirst irgendwann einmal besser verstehen.«
    Mit dieser rätselhaften Bemerkung sprang sie leichtfüßig die steinerne Treppe zum Tal hinunter, während er ihr nachblickte, und eilte hinüber zur Schattenseite, wo die Schafe sich niedergelegt hatten. Ein kleiner gelber Hund, den Barry zuvor nicht bemerkt hatte, sprang von seinem Ruheplatz unter einer Balsampappel auf und trottete neben ihr her. Aus dieser Entfernung sah sie aus wie jede belieb i ge Indianerin. Sie war ein wenig schlanker als manche, und ihr Rock war ein wenig kürzer und schwang ihr beim G e hen um die Beine, aber dennoch war sie nur eine Indian e rin. Langsam stieg er die Treppe hinunter, stolperte ei n mal und schlug sich den Ellbogen auf.

8

    S ie sind doch ein solider und zuverlässiger Arbeiter, Bo«, sagte Sol. »Wer möchte meinen, daß Sie an solche Dinge glauben?«
    »Ich hab ’ nur gedacht, Sie wüßten jemanden, der mir dabei helfen kann«, erwiderte Bo verlegen.
    »Kenn ’ ich Verrückte?«

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