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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Forderungen zu stellen, die Bo in der Vergangenheit stets aufgebürdet worden waren. Er war mehr wie ein Verwandter, dachte Bo, vielleicht sogar wie ein Vater. Das Bild seines eigenen Vaters stieg in ihm auf, dieses mageren, nervösen, ziellosen Menschen, zu dem er aus Schmerz über den Tod seiner Frau in seinen letzten Lebensjahren geworden war. Nein, kein Vater, dachte er, sondern ein guter Freund.
    Die Sonne lag jetzt heiß auf ihren Schultern. Sol blickte auf die Bartstoppeln in Bos Gesicht.
    »Sie haben wohl in letzter Zeit Ihr Rasierzeug im Kasten gelassen«, bemerkte er grinsend.
    »Ich hab ’ Lust, mir einen Bart stehen zu lassen«, erw i derte Bo. »Vielleicht hat Ihr Freund Wiedemann mich mit seinem üppigen Gestrüpp beeindruckt.«
    »Nein, nein, das war doch nur ein Scherz, als ich sagte, Sie beide wären einander ähnlich. Er ist ein weltfremder Mensch. Er lebt gar nicht auf dieser Erde. Sie hingegen«, erklärte Sol und kniff in der grellen Sonne die Augen z u sammen, »Sie sind von dieser Erde.«
    Die beiden Männer, der kleine, wuschelhaarige, und der hochgewachsene, hagere mit dem zerknautschten Hut, schlenderten langsam hinaus zur Main Street.
    »Wenn Sie sie nicht finden, mein Freund«, sagte Sol, »dann denken Sie daran, daß es noch mehr Fische im Meer gibt.«
    »Wenn Lilly mich überhaupt etwas gelehrt hat«, verset z te Bo, »dann, daß das Leben dazu da ist, gelebt zu werden, nicht dazu, dem nachzutrauern, was man nicht haben kann. Aber ich werde auf jeden Fall so lange suchen, bis ich ganz sicher bin, daß sie nirgends auf dieser Welt gefunden we r den kann.«

9

    D ie Straße, die am Rand des Canyons entlang nach Chinle führte, war nicht viel besser als der Reitweg, auf dem er vor einigen Tagen mit Johnny herg e kommen war. Barry verfluchte die Felsen und den Sand, während der Model A dampfend und keuchend eine Str e cke von mehr als zwanzig Meilen zurücklegte, ehe die Straße besser wurde, mit einer Kiesdecke; er sah ein Schild, das besagte, daß es bis Chinle nur noch zwei Me i len waren. Das Dorf war größer, als er erwartet hatte. Es hatte ein großes steinernes Schulhaus und ein Verwa l tungsgebäude für die Behörde für indianische Angelege n heiten. Nach den paar Tagen in einer völlig primitiven Umwelt erschienen ihm die gekiesten Straßen und die Hä u ser aus Stein und Holz wie der Gipfel der Zivilisation. Er fand sogar eine Tankstelle, wo sein kleines Auto gut b e handelt und mit sämtlichen Säften vol l gepumpt wurde, die es brauchte.
    »Wo ist hier das Handelsgeschäft?« fragte er den Indi a ner, der Wasser in den dampfenden Kühler des Wagens goß.
    »Wollen Sie zu Hubbel ’ s oder zu Sanchez?«
    »Ach, ich weiß nicht, welches ist denn das größere?«
    »Das ist Hubbel ’ s, da unten.«
    Der magere, dunkelhäutige Mann wies auf ein Holzhaus mit gegiebeltem Dach. Mehrere Indianer mit schwarzen Hüten lehnten an der Wand bei der Tür.
    Nach dem Laden, den er auf der Herfahrt mit Johnny b e sichtigt hatte, fand Barry dieses Geschäft beinahe ve r schwenderisch ausgestattet. Es schien da so ziemlich alles zu geben, was man brauchte, einschließlich solcher Luxu s dinge wie Coleman-Laternen, Öfen und Zelte aller Arten. Nach Art der Indianer ließ Barry sich Zeit, um alles zu b e sichtigen, begutachtete aufmerksam die von der Decke h e rabhängenden Kochgeräte, um für Mrs. Chee den besten Topf zu finden, den er sich leisten konnte.
    In einer Ecke des Ladens war ein Teil durch ein niedr i ges Geländer abgegrenzt. Dahinter saßen an ihren Arbeit s tischen zwei Männer, die mit Türkisen besetzten Silbe r schmuck machten. Einer von ihnen war ein Navajo unbe s timmbar hohen A l ters, ein rotes Band um das Haar, der andere war überraschenderweise ein Weißer mit einem kurzen dunklen Bart, der mit Grau gesprenkelt war. Sein Gesicht, das Barry a n sah, wirkte ruhig, doch sein Blick war von einer scharfen Aufmerksamkeit, beinahe suchend. Er legte den kleinen Hammer weg, mit dem er auf einem M i niaturamboß gea r beitet hatte, und lächelte Barry an.
    »Interessiert Sie der Schmuck?« fragte er.
    »Ich dachte, nur die Navajo schmieden hier«, versetzte Barry lächelnd. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Mann sofort.
    »Ich versuche nur, ihnen ein paar Tricks abzuschauen«, erklärte der bärtige Mann und stand auf. »George Bea u mont«, sagte er und streckte Barry die Hand entgegen.
    »Barry Golden.« Sie tauschten einen Händedruck. Barry empfand die Kraft, die in der

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