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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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von einer tödlichen und unheilbaren Krankheit geheilt ha t te. So behutsam wie ein Chirurg löste es dem Kaninchen die Leber aus dem Leib, und kaute sie mit hörbarem G e nuß.
    Bo schickte einen Ruf zu dem Tier aus, doch es reagierte nicht. Er rief nach Lilly, doch es kam nicht der geringste Widerhall. Es war, als wäre sie gar nicht da. Das Tier fraß die letzten Reste des Kaninchens und begann dann, sich zu putzen wie jede andere Katze. Die Augen in Wohlbehagen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, leckte es sich die großen Vorderpranken. Er hatte beschlossen, ihm ei n fach zu folgen, bis es sich wieder verwandelte, als ihn plötzlich ein Blick des Tieres erschreckte, das direkt zu ihm blickte. Er › stand ‹ seitlich von ihm auf dem Boden der Wüste, und jetzt wandte es so blitzschnell den Kopf, daß unwillkürlich Angst ihn überkam und er aufwärts in die Nacht schoß. Von dort oben beobachtete er das blaugraue Tier, das rastlos umherwanderte und unablässig witterte. Es hielt den Kopf auf eine merkwürdige Art, während es nach dem Ding suchte, das es wahrgenommen hatte. Bo sandte sich mit einem Gedanken wieder zur Erde hinunter, wä h rend er sich vorhielt, wie lächerlich es war, vor dem Tier Angst zu haben, wo er doch ein völlig ungreifbarer äther i scher Leib war.
    Dennoch war es irgendwie beängstigend, ruhig dazust e hen, während das Tier immer näher kam. Seine großen A u gen glühten in der Dunkelheit und hinter den dunklen Le f zen blitzen die Zähne. Bo versuchte, es anzusprechen, rief so laut er konnte, doch das Tier trottete an ihm vorüber, machte kehrt und kam noch einmal an ihm vorüber. Ganz offensichtlich spürte es etwas in seiner Nähe, doch es konnte das, was es wahrnahm, nicht identifizieren, keine Spur von ihm finden.
    Schließlich schien das Tier gewiß, sich geirrt zu haben, und wandte sich ab. Bo folgte ihm, indem er unmittelbar über dem Boden dahinschwebte, während die große Katze über die Mesa sprang, einer Gruppe gedrungener, beinahe runder Hütten zu, die aus Baumstämmen gebaut waren. In der Nähe der Hütten war ein kleiner trockner Wasserlauf, der mit Bäumen gesäumt war. Rechts in der Dunkelheit ahnte Bo eine große Gruppe von Tieren, Schafen, die sich in einem Pferch befanden. Er sah, wie das Tier an der Tür zu einer der Hütten innehielt, und bewegte sich dorthin.
    Seine außerirdischen Wahrnehmungen, ob sie nun G e sichts - und Gehörsinn im üblichen Sinn waren oder von a n derer Art, traf ein Aufflammen leuchtenden Lichts, das ihn fast blendete. Das Tier war verschwunden und an se i ner Stelle erschien eine dunkelhaarige Frau in einem la n gen Rock und einer Samtbluse, einen silbernen Gürtel um die Mitte.
    Bo schwebte näher und sagte, »Lilly, ich bin es«, aber die Frau blieb nur einen Augenblick stehen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht entdeckt worden war. Nun beugte sie ihren Körper, um die Hütte zu betreten, und war verschwunden.
    Bo war wie betäubt, in einem Zustand völliger Verwi r rung. Er hatte ihr Gesicht aus der Nähe gesehen, die dun k len, beinahe orientalischen Augen, das lange schwarze Haar der Indianerin, das mit blauen Bändern durchflochten war, den Mund, der nicht gelächelt hatte. Es war nicht Li l ly.
    »Ich handle wieder einmal gegen besseres Wissen«, erklä r te Sol.
    Er sah auf seine komische Art ernst aus, während er Bo auf die Schulter klopfte und dem größeren Mann ins G e sicht sah. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hatten sie beschlossen, noch einen Spaziergang durch den Park zu machen, ehe sie ins Ritz zurückkehrten.
    »Sie waren in den drei Monaten so gut zu mir wie der a l te Kneipe in vierzehn Jahren nicht«, sagte Bo verlegen und erfreut zugleich.
    »Ein guter Juwelier wirft keine Perlen weg, nur weil die Schnur gerissen ist«, versetzte Sol kopfschüttelnd.
    »Ich kann Ihnen nicht einmal versprechen, daß ich übe r haupt zurückkommen werde«, sagte Bo.
    »Aber wenn Sie kommen, mein Junge«, versetzte der kleine Mann, »dann können Sie jederzeit Ihre Stellung wiederhaben.« Er lächelte. »Und wenn Sie mir ein paar gute Entwürfe mitbringen, wie Sie das ja vorhaben, um so besser. Ich persönlich glaube eher, daß Sie diesen dummen Indianern beibringen we r den, wie man Silber und Steine bearbeitet.«
    Bo war überwältigt vom Vertrauen dieses Mannes. Er war ein Mensch, der stets vor engen Freundschaften z u rückgescheut war, doch Sol war ihm nahegekommen, ohne es je darauf anzulegen, ohne auch nur eine der

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