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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Gestalt an. Ob ein Werwolf ertränkt werden konnte, oder ob ihn ein Fall aus sehr großer Höhe umbrachte, wusste niemand.
    Es gab keine wissenschaftlichen Erkenntnisse aufgrund von Experimenten dazu. Ricardos Urgroßvater war im Ersten Weltkrieg bei einem Flugzeugabsturz umgekommen. Doch war nach dem Absturz die Maschine zudem noch völlig ausgebrannt. Verhungern hätte wohl möglich sein können, oder Verdursten, jedoch hätte es dazu sehr langer Zeit bedurft. In seiner Werwolfgestalt war ein Lykanthrop ungeheuer stark. In den Büchern stand, er könne mehrere Zoll dicke Eisengitter verbiegen.
    Francesca hatte es selbst erlebt, vor ihrer Hochzeit, wie ihr Gatte das dicke Eisengitter vor seiner Zelle im Westturm des Castellos verbog und zerbrach, aus der Mauerverankerung riss. Der Trieb hatte ihn überkommen, und er war aus der Zelle entflohen, in die er sich freiwillig einsperren ließ.
    Gemordet hatte er niemand, im Gegenteil andere vor dem Wüten seines bösen Halbbruders Benito und seines Rudels beschützt.
    Jetzt setzte er sich auf. Sein Gesicht war normal und so männlich-schön und markant wie immer. Nur die Bartschatten waren deutlicher ausgeprägt. Wieder einmal fiel Francesca auf, dass seine Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammenwuchsen, was man einem Werwolf in seiner menschlichen Gestalt nachsagte.
    Sein Mittel- und Zeigefinger waren jedoch nicht gleichlang, was der Fama nach ebenfalls bei einem Werwolf der Fall sein sollte. Noch immer trug er das blutige Hemd.
    »Du hast niemand getötet«, sagte Francesca. »Du bezähmtest dich, überwandest die Mordlust. Das ist ein gutes Zeichen, es besteht Hoffnung für dich.«
    »Ja, aber ich merke es seit den letzten paar Vollmondphasen. Der Trieb und der Drang werden stärker. Jetzt wächst auch noch Marco zum Werwolf heran.«
    »Wie war es bei dir? Seit wann weißt du, dass du ein Werwolf bist?«
    »Mein Vater sagte mir, dass ich anders bin, als ich vier Jahre alt war. Bei Vollmond, in den Nächten des vollsten Mondes, wurde ich eingeschlossen. Tagsüber drohte ohnehin keine Gefahr. Später erfuhr ich dann mehr über den Fluch der Lampedusas. – Meine Eltern taten alles, um mich auf die rechte Bahn zu lenken, dass ich keine blutige Bestie würde. Bei Benito sind sie mit diesen Bemühungen gescheitert. Er ist von Grund auf verderbt und böse.«
    »Auch er ist ein Lampedusa. Er ist dein Bruder.«
    »Deshalb ließ ich ihn ja am Leben, obwohl er den Tod mehrfach verdient hätte. Wo soll ich ihn von nun an gefangen halten? Es könnten weitere Befreier kommen. Wer weiß, ob ich dann immer da und bereit bin.«
    »Lass ihn zunächst da, wo er ist. Don Fabiano dürfte durch den Misserfolg seines heutigen Unternehmens erst einmal abgeschreckt sein. Und ob er Benito tatsächlich so dringend braucht und haben will, steht dahin. Er dachte, ihn auf leichte Weise aus seinem Verlies befreien lassen zu können. Vielleicht fürchtet er auch Benitos Wissen über die Mafia. Die Aufträge, die er für Don Fabiano ausführte.«
    »Wer wird denn schon einem Werwolf Glauben schenken? Die meiste Zeit hat Benito ja seine Wolfsgestalt.«
    »Ja, und seine Gefährtin Beatrice ist trächtig von ihm – sie erwartet Nachwuchs. Dieser ist nicht durch einen Wolfsbiss gezeugt worden.«
    Ricardo und Francesca entsetzten sich bei dem Gedanken, wie sich die Werwölfe in der Zelle paarten. Auch da musste etwas geschehen. Schließlich wollte man in dem Verlies keine Werwolfbabies haben. Oder würden es Wolfsjunge sein, ohne die lykanthropische Veranlagung? Oder, wenn der Wurf größer war, fünf bis sechs Welpen umfasste, wie es bei Wölfen üblich war, würden dann nur eines davon oder zwei Werwölfe sein?
    Das waren jedoch akademische Fragen.
    »Wir müssen Professor Cascia informieren«, sagte Francesca. »Nur er kann uns helfen, wenn es da überhaupt eine Hilfe gibt. – Nein, es muss und es wird eine geben. Wir haben schon einmal einen Ausweg gefunden.«
    »Der sich als Sackgasse entpuppte.«
    »Fast zwei Jahre lang hattest du Ruhe vor der Lykanthropie. Vielleicht wird es beim nächsten Mal für immer sein.«
    »Noch einmal können wir das mit dem silbernen Degen nicht durchführen, der in der Waffenkammer unter Verschluss steht. Du bist keine Jungfrau mehr, Liebste. Mit einer anderen kann es mir nicht gelingen, nur die Liebe zu dir gab mir dazu die Kraft. Und noch einmal würde es ohnehin nicht auf die Art funktionieren. Ich kann wieder die Diät essen, die ich vor der Zeremonie strikt

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