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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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nominell.
    Francesca hatte mit ihrer Familie immer Kontakt gehalten und besuchte sie regelmäßig, natürlich auch als Marco geboren war. Im 800-Seelen-Dorf San Clemente behandelte man Francesca, die dort als die Tochter eines Kleinbauern aufgewachsen war, zurückhaltend und mit Respekt. Natürlich hatte sie zahlreiche Neider.
    Die alten Weiber und Klatschmäuler des Dorfs ratschten, wie sie den Marchese wohl für sich eingefangen hätte.
    »Eine Möse zieht mehr als zehn Pferde«, sagte die alte Barbara Scotti, die Oberklatschbase des Dorfs, gehässig. »Sie wird ihm schon allerhand geboten haben, dass er um sie warb.«
    »Geliebte und Mätressen kann sich ein so hoher und reicher Herr jederzeit halten«, wurde ihr widersprochen. »Nur für oder wegen Sex heiratet einer wie der Marchese nicht.«
    »Was heißt hier Marchese und hoher Herr? Ein Werwolf ist er, einer blutige Bestie. Wer hat denn die Schafe aus der Herde des Anselmo Croce gerissen? Wer hat die arme Rosanna Andrigotti auf dem Gewissen? Als Werwolf ist sie gestorben, das arme Mädel, da oben im Schloss, unter ungeklärten Umständen. – Wer weiß, ob ihre Seele ins Paradies gekommen ist.«
    »Was redest du da? Sie ist rein gestorben, Francesca hat es ihrer Mutter bei der Heiligen Jungfrau geschworen, ohne auf die näheren Umstände ihres Todes einzugehen.«
    »Was gilt schon der Eid einer Werwölfin oder von einer, die mit einem Werwolf im Bett liegt? Mit einer blutigen Bestie, stellt euch das einmal vor.« Die alte Barbara saß mit anderen schwarz gekleideten, verrunzelten Weibern am Dorfbrunnen. Sie bekreuzigte sich. »Lieber würde ich sterben, als mich dazu herabzulassen.«
    Pietro Montalba, Francescas Bruder, war gerade in der Weinlaube in der Nähe gewesen und hatte die Worte gehört. Jetzt trat er aus der Laube hervor.
    »Der Marchese würde auch lieber sterben, als mit dir alter Vettel das Bett zu teilen«, sagte er frech zu der Alten. »Ihr seid doch nur neidisch auf meine Schwester. Ihr wärt doch gerannt, dem Marchese eure Töchter und Enkelinnen anzubieten, hätte er sie jemals nur angeblickt. – Es gibt keine Werwölfe, es gab nie welche.«
    Francesca hatte ihrer Familie nie erzählt, was es mit den Lampedusas und dem Werwolffluch auf sich hatte.
    »Seit etlichen Monaten ist doch Ruhe mit der Wolfsplage«, fuhr Pietro fort. »Das sind wilde Wölfe aus den Bergen gewesen, die die Schafe gerissen haben und anderes anrichteten. Alles andere sind nur Schauer- und Ammenmärchen, von Klatschmäulern wie euch in die Welt gesetzt.«
    »È cattivo zoticone – du frecher Rotzlümmel!«, fuhr ihn die alte Barbara an und drohte ihm mit dem Krückstock. »Du wirst schon noch sehen, was du von dieser Verwandtschaft hast. Einmal ein Werwolf, immer ein Werwolf. Die Hölle gibt keinen mehr her, den sie einmal in ihren Fängen hatte. Dein feiner Schwager wird deine Schwester entweder zerreißen, wenn er sich wieder verwandelt, oder er hat sie selbst bereits zu einer Werwölfin gemacht.«
    Pietro bebte vor Zorn. Er hatte gute Lust, die alte Vettel zu packen und in den Brunnen zu werfen. Das durfte er natürlich nicht. Also ging er mit geballten Fäusten weg, Verwünschungen vor sich hin murmelnd. Stieg auf sein Leichtmotorrad, startete es und raste im fliegenden Start an den Brunnenweibern vorbei.
    Hühner stoben gackernd vor Pietro weg. Fast überfuhr er eines. Die alten Frauen schickten ihm Verwünschungen nach.
    Eine raunte hinter der vorgehaltenen Hand: »Ein paar junge Männer aus dem Dorf haben sich bei Nacht in die Nähe von dem Kastell gewagt. Einer sogar bei Vollmond. Das war eine Mutprobe. Es geht die Kunde um, vom Schloss würde Wolfsgeheul in die Nacht dringen, dumpf und wie von unter der Erde. – Das kann kein gutes Ende nehmen.«
    »Wer ist’s denn gewesen, der nachts beim Kastell war?«
    »Das darf man nicht sagen. Es könnte… Werweißwem zu Ohren kommen. Doch sogar der Pfarrer Don Pasquale hat sich entsetzt, als er davon hörte.«
    So wurde im Dorf gemunkelt. Es brodelte unter der Oberfläche. Die alten Geschichten, so alt waren sie teils noch nicht, wurden nicht vergessen.
    Ein paar Abende nach dem Befreiungsversuch der Mafia für Benito wollte Francesca es wissen. Sie versprengte im Schlafzimmer ein wenig von dem Parfüm, das Ricardo so an ihr liebte. Francesca trug nur einen Hauch von einem Negligé. Sie legte sich aufreizend rücklings aufs Bett und schloss ihre Augen.
    Sie hatte das Licht hinter der Kopfleiste des Betts

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