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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Vereinigung der beiden Personen in der Ehe.
    »Wir wissen zu schätzen, dass Sie sofort gekommen sind und uns helfen wollen, Professor«, sagte Francesca. »Dafür schulden wir Ihnen großen Dank.«
    Cascia winkte ab.
    »Das bin ich Ihnen schuldig. Das tue ich gern – das heißt, es wäre mir lieber gewesen, der Fall wäre nie eingetreten. – Gute Nacht.«
    Als Cascia hinausging, den Marchese und die Marchesa zurücklassend, dachte er an eine Ableitung der Übersetzung der ergänzten altrömischen Hochzeitsformel mit einem rekonstruierten altertümlichen Adjektiv.
    »Wo du Glück findest, werde auch ich Glück finden.«
    Oder auch Unglück. Oder den Tod.
     
    *
     
    Ein paar Tage vergingen. Bis zum nächsten Vollmond war noch eine Weile hin. Im Schloss Lampedusa studierte Professor Cascia eifrig seine Unterlagen. An der Universität von Turin hatte er für sich eine Vertretung besorgt, seine anderen Verpflichtungen abgesagt. Er hatte sich Benito und die Werwölfin Beatrice im Verlies angesehen, so wie nach wie vor steckten. Beide hatten sie ihre Wolfsgestalt.
    Die Tragezeit bei tierischen Wölfen war nicht genau bekannt. Sie wurde mit 62 bis 64 oder mit 62 bis zu 75 Tagen angegeben, je nach Autor und verschiedenen Quellen. Aus zoologischen Gärten war sie unterschiedlich bekannt. In einem Wurf befanden sich in der Regel vier bis sechs Welpen, die blind und taub und mit feinem dunklem Fell geboren wurden.
    Sie wogen 300 bis 500 Gramm und wurden von der Mutter gesäugt. Die Tragezeit von Werwölfen war absolut nicht bekannt. Professor Cascia fand nichts Diesbezügliches in seinen Unterlagen. Er telefonierte mit anderen Experten in der Tschechoslowakei, New York und Berlin und schickte und empfing Faxe.
    Das brachte jedoch nicht viel. Bisher hatte man immer angenommen, Werwölfe würden sich nur durch die Bissinfizierung verbreiten. Von einer »normalen« Empfängnis in Wolfsgestalt war nichts bekannt gewesen.
    Professor Cascia freute sich fast, so war er in seine Arbeit und in sein Fach vergraben, dass er da eine völlig neue Erkenntnis gewonnen hatte. Bei Marchese Ricardo, als er ihm das mit freudigem Gesicht berichtete, kam er schlecht an.
    »Da lachen Sie auch noch, Sie Tölpel – le sue tette! Soll ich mich über die Verwandtschaft freuen? Was fange ich mit den Werwolfsjungen an, wenn sie geboren werden? Soll ich da unten eine Werwolfs-Säuglingsstation aufmachen?«
    Cascia zog ein langes Gesicht.
    »Ja, nun, hm… darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Was soll man denn da bloß tun? In einen Zoo kann man die kleinen Werwölfe nicht geben.«
    Ricardo beherrschte sich. Er sagte sich, dass Cascia ihn weder ärgern noch auf den Arm nehmen wollte. Er dachte in erster Linie nur an das Wissenschaftliche.
    »Das wird sich zu gegebener Zeit finden«, sagte er in seinem Arbeitszimmer mit einer abschließenden Handbewegung. »Noch ist es ja nicht so weit. Beatrice ist noch nicht hochschwanger… oder trächtig. Natürlich passt mir das nicht. – Hat es denn sein müssen?«
    »Die Natur fordert ihr Recht«, erwiderte ihm Cascia. »Auch die des Werwolfs von Benitos und Beatrices Art. Die ersten und stärksten Triebe jeder Art Lebewesen sind die Erhaltung des eigenen Lebens und die Erhaltung der Art.«
    »Halten Sie mir bitte keine Vorträge. Haben Sie mit Ihren Forschungen schon Fortschritte erzielt?«
    »Leider noch nicht. Ich tappe im Dunkeln.«
    »Dann tappen Sie schneller. Oder sehen Sie zu, dass es Licht wird.«
    Ricardo konnte sarkastisch sein. Professor Cascia begab sich wieder in seinen Arbeitsbereich, der hauptsächlich in der Bibliothek eingerichtet war. Die Schlossbibliothek verfügte außer Belletristik und klassischer Literatur über eine große Anzahl okkulter Werke, darunter bibliophile Ausgaben. Das legendenumwobene »Necronomicon« des arabischen Lyrikers Abdul Alhazred befand sich darunter.
    Alhazred hatte um 700 n. Chr. gelebt und die früheren Hochkulturen und ihre Magie erforscht. Auch den Geheimnissen und den Zauberkräften seiner Zeit hatte er sich gewidmet. Sein Ende war ungeklärt. In den einen Quellen hieß es, er wäre dem Wahnsinn verfallen und hätte sich den Kopf an der Wand eingerannt, um »die bösen Geister herauszulassen«. Andere sagten, ein unsichtbarer Schrecken habe ihn in Damaskus mitten auf dem Marktplatz am helllichten Tag verschlungen.
    Ein weiteres Prunkstück der Sammlung war ein schon gedrucktes Exemplar der »Obszkuren Kulte« von Juntzt, der im 15. Jahrhundert gelebt

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