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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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hatte. Juntzt wiederum, einen entlaufenen Mönch, hatte man in seinem Zimmer in einem Gasthaus in Augsburg mit auf den Rücken gedrehtem Gesicht gefunden, nachdem man zuvor ein Sausen und Brausen und Kampfgeräusche gehört hatte.
    Das »Ars niger et damnatus«, dessen Urheberschaft umstritten war, aus der Indexkammer der Spanischen Inquisition gehörte auch dazu. Für Professor Cascia als einen besessenen Bibliomanen wäre es eine Offenbarung gewesen, diese Werke in aller Ruhe studieren und auswerten zu können.
    Er stand jedoch unter Zeitdruck. Er musste zweckgebunden lesen, arbeiten und studieren. Bis zum nächsten Vollmond musste und wollte er ein Ergebnis vorweisen können.
     
    *
     
     
    Francescas Liebesleben und ihre Verbundenheit mit ihrem Gatten waren intensiver geworden. Jetzt, da sie das Schicksal bedrohte, fanden sie noch enger zueinander. Ihre Liebe war immer heiß und leidenschaftlich gewesen. Nach der letzten Vollmondphase, nachdem er neuerlich als Werwolf entlarvt war, rührte Ricardo seine schöne junge Frau zunächst nicht an.
    Francesca fehlten seine körperliche Liebe, seine Wärme und Nähe. Er schlich um sie herum. Nachts legte er sich auf die andere Seite des Doppelbetts und tat, als ob er rasch einschlafen würde. Oder er täuschte Müdigkeit oder Unpässlichkeit vor.
    Die junge Frau wollte das so nicht hinnehmen. Sie war überzeugt, völlig zu Recht, dass Ricardos Zurückhaltung psychische Ursachen hatte. Er schämte sich, dass der Werwolfkeim wieder bei ihm ausgebrochen war. Als Werwolf, auch in der menschlichen Gestalt, wollte er seine schöne junge Frau nicht anrühren.
    Francesca argumentierte nicht. Doch nach einem stimmungsvollen Abendessen mit einschmeichelnder Musik, das sie mit Ricardo ohne den Professor einnahm, erwartete sie ihn im Schlafzimmer. Ricardo ließ sich Zeit, als ob er ahnen würde, was ihn erwartete.
    Francesca schaute noch einmal nach ihrem Kind. Marco war jetzt zwei Räume weiter untergebracht. Ein Babyphon übertrug alle Geräusche aus seinem Kinderzimmer mit der Pinocchio-Tapete und kindlichen Motiven, Mobiles und Figuren. Der kleine Marco hatte genug Spielzeuge für einen ganzen Kindergarten. Seine ersten Schritte hatte er tapsig zur Freude seiner Eltern schon unternommen.
    Er war ein hübsches, unkompliziertes Kind. Er hatte schon bald durchgeschlafen, so lange ihn Francesca stillte gut und reichlich getrunken. Als ihm dann beigefüttert wurde, vertrug er die Kost gut. Er hatte weder Vierteljahreskoliken noch andere Säuglingsplagen gehabt.
    Man wartete auf seinen ersten Zahn. Marco war pummelig und dunkelhaarig. Aus einem unerfindlichen Grund hatte er graue Augen, während seine Eltern beide dunkle aufwiesen. Die beiden Dienstmädchen Claudia und Rosa hätten ihn schamlos verwöhnt, wenn Francesca das zugelassen hätte.
    Da Marco ihr erstes Kind war, war sie zuerst sehr unsicher gewesen. Sie hatte ihn zu warm angezogen und sich wegen jedem Krümel bei ihr gesorgt. Sie suchte mit ihm regelmäßig den Kinderarzt in Caulonia auf, oder der kam ins Castello. Eine Hebamme war in der ersten Zeit nach der Geburt ins Schloss gekommen. Sie war eine sehr resolute Frau, sie kam mit dem Motorroller und wollte von Werwölfen nichts wissen, zumal sie auch noch gut und extra bezahlt wurde.
    Francescas Mutter war damals noch zu krank gewesen, um ihrer Tochter beistehen zu können. Pietro, ihr Bruder, knatterte des Öfteren mit seinem Motorrad an, mit dem er verwachsen zu sein schien. Er war jetzt 16 Jahre alt und noch immer ein rechter Flegel.
    Vor dem Marchese hatte er allerdings einen Heidenrespekt, nicht nur, weil dieser ein Werwolf gewesen war. Ein Blick von Ricardo genügte, und Pietro stand nahezu stramm. Francescas Vater Michele besuchte Castello Lampedusa nur selten. Es war ihm peinlich, er fühlte sich seinem Schwiegersohn tief unterlegen. Die gesellschaftliche Kluft überwand er nicht, obwohl Ricardo mit ihm locker und freundlich verkehrte.
    Er sprach Ricardo grundsätzlich mit Sie und mit Signore oder mit Signor Marchese an. Obwohl Ricardo ihn mehrfach aufgefordert hatte, da zu unterlassen und ihn Ricardo zu nennen.
    Dann sagte der knorrige Bauer entweder gar nichts, oder gar: »Ja, gern, Herr Graf.«
    Wobei ein Marchese ganz korrekt gesehen ein Markgraf war. Also ein Graf, der ein Lehen direkt an der Grenze hatte und damit entsprechend eine größere Verantwortung trug. Inzwischen waren die Titel des Conte und des Marchese was die politische Bedeutung betraf

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