Werwolfkind (German Edition)
eingedrungen, und habt Verwüstungen angerichtet. Dazu noch das größte Unheil, indem ihr die Bestien freiließet, die sich in sicherem Gewahrsam befanden. – Wie konnte das nur geschehen?«
Der Professor fuchtelte aufgeregt mit den Händen.
»Geht, verlasst das Schloss, ihr Narren. Ihr wisst gar nicht, was ihr da angerichtet habt. – Weder der Marchese noch sein Sohn Marco sind Werwölfe. Und jetzt, fort mit euch! Geht mir aus den Augen, los, rapido, marzo! Ihr seid so dumm, dass man euch Tag für Tag prügeln möchte, wenn es nicht vergebliche Mühe wäre. In euch prügelt man keine Klugheit hinein.«
Betreten zogen die Helden aus San Clemente ab. Vorneweg ging der Pfarrer in seiner Soutane, mit dem hochgereckten Kreuz. Im folgte, in Zivil, ohne den Messdienerkittel, sein jugendlicher Messdiener. Er schlich hinter ihm wie ein geprügelter Hund.
Die anderen Männer zogen hinterher, wie bei einer seltsamen nächtlichen Prozession, eine große Schar. Keiner von ihnen war von den Werwölfen gebissen worden. Die beiden Mafiosi zogen mit ihnen ab, mit hängenden Ohren.
»Ein Vollidiot auf der Kanzel«, zürnte der Professor in Bezug auf den Pfarrer und seinen Messdiener. Er war der katholischen Kirche nicht zugeneigt. »Mit seiner Sakristeiwanze. Und mit ihnen geht die Deppenparade. - Oh, quelli stupido bifolci – oh, diese albernen Tölpel.«
Dem in die Hüfte Geschossenen hatte der Dottore von San Clemente Erste Hilfe geleistet. Der stöhnende Mann war aus dem Schloss weggetragen worden. Filomena, Adolfo und die zwei Hausmädchen jammerten. Pietro schaute betreten drein und freute sich, dass seinem Motorrad nichts passiert war.
Den Caterpillar hatten die Männer von San Clemente vom Hof gefahren, er brummte jetzt den Schlossberg hinunter. Im Schloss lagen Scherben und Trümmer, die der Mob hinterließ. Das Schlosstor hing schief in den Angeln. Der Bürgermeister hatte Francesca und dem Professor Rede und Antwort gestanden.
Sie wusste Bescheid über das Unheil, das der Mob angerichtet hatte. Doch immerhin waren sie ja wieder abgezogen. Ricardo und Marco war nichts passiert. Francesca erschauerte bei dem Gedanken, wie Ricardo wohl reagiert, was er angerichtet hätte, zu einem Werwolf werdend, wenn ein solcher Mob bei ihm anrückte.
Darüber dachte die Marchesa lieber nicht nach.
Dass Benito und Beatrice frei waren, gefiel ihr gar nicht. Sie konnte es jedoch nicht ändern. Vor allem musste sie schleunigst zur Quelle bei der Klosterruine, um festzustellen, was Ricardo da mit dem Kind trieb. Sie fragte sich, ob er von dem Tumult hier beim Schloss gehört hatte. San Bernardo lag eine Stunde Fußmarsch entfernt, und man musste stramm gehen, hangauf und hangab, durch den finsteren Wald.
Er wird noch dort sein, hämmerte sich Francesca ein. Er wird mit dem Jungen dort sein. Marco, mein Marco. Ricardo suchte Heilung in der Quelle, wie es ihm Cascia empfohlen hatte. Francesca musste dort schleunigst hin.
Es war schon nach Mitternacht. Der Mob hatte sie viel Zeit gekostet und Verwüstung, Scherben und zwei freigelassene blutdürstige Werwölfe hinterlassen.
7. Kapitel
»Marchesa, so warten Sie doch! Mein Herz zerspringt, ich kann nicht mehr, machen Sie langsamer. – Erbarmen, machen Sie eine Pause.«
Francesca lief zu ihm. Sie trug noch ihr Kleid. Es war von Dornen und Ranken zerrissen. Cascia lehnte sich an einen Baum. Er war schweißüberströmt, Hemd und Weste klebten ihm am Körper. Er keuchte. Er war körperliche Anstrengungen nicht gewöhnt. Die Zigarren, der Wein und gutes und reichliches Essen hatten seine Kondition was sportliche Leistungen und Strapazen betraf nicht gefördert.
Er war mit Francesca vom Schloss losgezogen, nach Westen, in Richtung zur Klosterruine, die auf einem ziemlich kahlen und kargen Berghang lag. Die Bediensteten waren im Schloss zurückgeblieben, Pietro ins Dorf zu seiner Familie gefahren. Professor Cascia wollte jedoch unbedingt mit Francesca zur Klosterruine und Quelle.
Eine Strecke waren sie mit dem Jeep mit Allradantrieb aus dem Fuhrpark des Marchese gefahren. Dazu hatten sie zuerst einen Umweg genommen. Quer durch den Wald, den Weg, den Ricardo genommen hatte, konnten sie nicht fahren. Dann ging es mit dem Jeep nicht mehr weiter.
Francesca und der Professor mussten den Berg hinauf, an der Nordseite, wo er bewaldet war, jenseits des steilen Hangs. Zu diesem verwehrte eine Schlucht ihnen den Zugang. Es lag zwanzig Minuten zurück, seit sie vom Schloss
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