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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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näherten sich dem Schloss. Kurz entschlossen, er wollte es wissen, spurtete Ricardo über den Schlosshof. Schon der kurze Kontakt mit der vollen Kraft des Vollmonds genügte, dass auf seinem Handrücken und im Gesicht Haare sprossen.
    Er erreichte den Schatten, tauchte hinein und öffnete von innen die Tür in dem großen Schlosstor. Dann lief er, immer im Schatten bleibend, dorthin, wo sich zwei Männer näherten. Es war unheimlich im Bergwald mit den Pinien und Föhren und dichtem, wucherndem Unterholz. Ricardo bewegte sich lautlos. Kein morscher Ast knackte unter seinen Füßen.
    Er hatte sogar seine Schuhe ausgezogen. Seine Füße waren in seinem jetzigen Zustand recht unempfindlich. Er verbarg sich hinter einem Strauch.
    Und sah zwei Männer. Sie waren dunkel gekleidet, in enganliegenden Trikots, und hatten ihre Gesichter geschwärzt. Einer hatte eine Maschinenpistole über der einen Schulter und eine Tasche mit Tragegurt über der anderen hängen. Der Zweite, zweifellos ebenfalls mit einer Schusswaffe ausgerüstet, wahrscheinlich einer Beretta, hielt eine kurzstielige Hellebarde in den Händen.
    Die Spitze und ihr Beil glänzten silbern. Was wollen die Kerle mit einer silbernen Hellebarde bei meinem Schloss, dachte der Marchese? Sie mussten bestimmte Absichten haben.
    »Wo ist denn jetzt der verfluchte Geheimgang?«, fragte der Größere von den beiden. »Er muss doch hier irgendwo sein.«
    Ricardo verbarg sich hinter einer Eiche, während die beiden im Brombeergestrüpp herumsuchten. Sie konnten keine guten Absichten haben. Ricardo spürte das Silber. Die Ausstrahlung beunruhigte ein.
    Eine silberne Hellebarde und eine Maschinenpistole, vermutlich mit Silberkugeln geladen, das bedeutete, dass die beiden von der Werwolfsgefahr wussten. Und wer konnte eine Maschinenpistole mit Silberkugel-Magazin sein eigen nennen?
    Da kam nur die Mafia in Frage, die hier an der Südspitze des italienischen Stiefels einigen Einfluss hatte. Ricardo mochte diese Verbrecher nicht. Bisher hatten sie ihn in Ruhe gelassen. Jetzt schien sich das aber geändert zu haben.
    »Ich kann den verdammten Eingang nicht finden«, sagte der kleinere Mann.
    »Wir können nicht unverrichteter Dinge umkehren«, antwortete der andere im Dialekt einer anderen Gegend. »Don Fabiano reißt uns den Kopf ab.«
    Ricardo erstarrte. Don Fabiano Ferragusta war der Mafia-Pate, der ganz Kalabrien kontrollierte. Er wohnte in Reggio di Calabria, dort stand die Villa, in der er sich meist aufhielt. Don Fabiano war ein finsterer Ehrenmann, mit dem man sich besser nicht anlegte. Er hatte seine manikürten beringten Finger im Rauschgifthandel und der Prostitution, in der Schutzgelderpressung und was es sonst noch so alles gab an kriminellen Machenschaften.
    »Wir müssen in die Gewölbe und Benito befreien«, sagte der größere Mann. »Don Fabiano hat es befohlen.«
    »Warum sollen wir den Werwolf da rausholen? Wofür braucht ihn der Pate?«
    »Frag ihn das selbst.« Der kleinere Mann stapfte durch die Brombeerranken am Hang. Über ihm ragten die Schlossmauern auf. »So viel wie ich weiß, hat ihm Benito di Lampedusa den gesamten Besitz der Lampedusas versprochen, wenn er ihm zur Freiheit verhilft. Benito ist jetzt fast zwei Jahre hier eingekerkert. Er will wieder raus.«
    »Kann ich verstehen. Aber sollen wir denn einen Werwolf freilassen?«
    »Seit wann hast du Skrupel? Don Fabiano unterhielt noch von früher Kontakte zu Werwolf Benito. Der hat ein paar Aufträge für ihn erledigt. Morde begangen und Menschen eingeschüchtert. Durch das Wirken von diesem Schoßhündchen fiel kein Verdacht auf die Ehrenwerte Gesellschaft. Ein feiner Deal war das.«
    Der größere Mann schauderte sichtlich. Beide waren sie wie Ricardo überzeugt war gefährliche Killer. Eigentlich hätten sie mit der Lupara umherlaufen sollen, der in Sizilien und Kalabrien gebräuchlichen Schrotflinte. Doch Silberschrot traute die Mafia nicht.
    »Ja, ja. Aber warum will der Don denn sein Schoßhündchen jetzt erst befreien?«
    »Er hielt Benito für tot, du Schlaumeier. Er dachte, er wäre erledigt worden. Dann erhielt er Nachrichten, dass Wolfsgeheul aus den Schlossgewölben dringen würde. Keine Ahnung, wer ihm das gesteckt hat. Jedenfalls schöpfte der Don Verdacht, Benito – il cane del diavolo – der Schoßhund des Teufels, könnte noch am Leben sein. Da setzte er den Hausburschen des Marchese, den plumpen Adolfo, unter Druck. Er erpresste ihn, seiner Familie würde Schlimmes zustoßen, wenn

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