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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Grenzen gesetzt.«
    »Aber er wird überleben?«
    »Das ist fast sicher.«
    »Wie lange muß er auf der Intensivstation liegen?«
    »Schwer zu sagen. Sechs, sieben, acht Wochen. Bei Querschnittgelähmten ist die Lungenfunktion immer ein Problem. Ob Weberowskys Atmung klappt, muß sich erst herausstellen. Zur Zeit wird er künstlich beatmet.«
    Bergerow wischte sich über das Gesicht. »Was haben Sie da eben gesagt, Professor?«
    »Querschnittgelähmt.«
    »Das … das …« Bergerow rang sichtlich nach Worten. »Das heißt –«
    »Ja, das heißt es. Weberowsky wird nie wieder gehen können. Es ist sogar fraglich, ob er später sitzen kann.«
    »Mein Gott! Wenn Sie Wolfgang Antonowitsch vorher gesehen hätten. Ein Kraftmensch, strotzend vor Gesundheit, den nichts umwerfen konnte. Niemals krank, ein Baum, der allen Stürmen trotzte. Wenn er ins Zimmer kam, füllte er es mit seiner Vitalität aus.«
    »Das ist ein für allemal vorbei.«
    »Unvorstellbar!« Bergerow wandte sich um und warf noch einen Blick auf Weberowsky. »Können Sie die Beatmung nicht abstellen, Professor?«
    »Jetzt fangen Sie auch damit an! Das gleiche hat mich Nurgai gefragt. Nein, auf gar keinen Fall tue ich das! Auch wenn es seine Familie wünschen würde. Ich muß als Arzt Leben erhalten, nicht abkürzen.«
    »Ist das denn noch ein Leben?«
    »Solange das Gehirn arbeiten und er denken kann … ja! Der Mensch lebt nicht nur mit seinem Körper, sondern vor allem mit seinem Geist. Und Weberowsky wird denken können. Davon bin ich überzeugt.«
    »Denken können und unbeweglich daliegen, das ist eine Grausamkeit. Wie ich Wolfgang Antonowitsch kenne, wird er uns anklagen: Hättet ihr mich doch sterben lassen.«
    »Oder auch nicht. Querschnittgelähmte haben einen ungeheuren Lebenswillen. Sie haben immer die Hoffnung, daß es besser wird. Manchmal erfüllt sich diese Hoffnung. Vom Bett in den Rollstuhl – das ist wie ein neues Leben. Da kann man zweimal Geburtstag feiern.«
    »Und Weberowsky wird in einem Rollstuhl sitzen können?«
    »Da fragen Sie mich zuviel. Aber ich befürchte, daß er das Bett nie verlassen wird.«
    »Er wollte nach Deutschland aussiedeln. Er hat den Antrag schon gestellt. Er wollte ihn selbst nach Moskau bringen.«
    »Das wird ein großer Wunsch bleiben. Was will er als bewegungsloser Körper in Deutschland?«
    »Es gibt sicherlich Spezialisten, die durch eine Operation …«
    »Jede weitere Operation wäre Unsinn. Wenn die Nervenstränge durchtrennt sind, gibt es keine Reparatur mehr. Der Mensch ist kein Auto, bei dem man Kabel auswechseln kann.«
    Eine Stunde später rief Bergerow in Nowo Grodnow Pfarrer Heinrichinsky an, dessen Telefonnummer auf der Karteikarte stand, die das deutsche Kulturzentrum von jedem Rußlanddeutschen angelegt hatte. Während das Rufzeichen hinausging, überlegte Bergerow, wie er die Schreckensnachricht möglichst schonend mitteilen könnte. Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als sich auf russisch Heinrichinsky meldete.
    »Hier Bergerow«, antwortete er auf deutsch. »Deutsches Kulturzentrum und Gesellschaft der Rußlanddeutschen in Ust-Kamenogorsk.«
    »Ich kenne Ihren Namen. Er steht ja oft genug in den Zeitungen, und mein Freund Weberowsky hat ihn auch erwähnt. Er war ja kürzlich bei Ihnen.«
    »Wolfgang Antonowitsch ist wieder hier.«
    »Ich weiß. Er sucht seinen Schwager, Professor Frantzenow.«
    »Er hat ihn gefunden.«
    »Wirklich? Das muß ich sofort Erna erzählen. Erna ist seine Frau und die Schwester von …«
    »Ich weiß es«, unterbrach ihn Bergerow. »Die beiden sind hier in Ust-Kamenogorsk. Seit zwei Tagen.«
    »Bei Ihnen? Kann ich Wolfgang sprechen? Wann kommt er zurück? Kann Professor Frantzenow ihn begleiten?« Heinrichinskys Stimme klang so fröhlich, daß Bergerow erst recht nicht wußte, wie er die Nachricht überbringen sollte. »Wir alle sind gespannt auf den Professor.«
    »Er freut sich auch, nach Nowo Grodnow zu kommen.« Bergerow hüstelte nervös. »Aber da ist noch etwas, was ich vorweg sagen muß.«
    »Ist Frantzenow krank?«
    »Man kann es so nennen. Beide sind … krank. Sie liegen hier im Krankenhaus.«
    »Gott beschütze sie. Welche Krankheit haben sie?«
    Es hilft nichts, dachte Bergerow. Ich kann nicht davonlaufen, es muß jetzt gesagt werden – und so, wie es ist.
    »Frantzenow hat eine Oberschenkelwunde …«
    »Sind sie verunglückt?« rief Heinrichinsky sofort. »Wie ist das passiert? Wo? Mit dem Bus?«
    »Wolfgang Antonowitsch hat es schlimmer

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