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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erwischt, er liegt auf der Intensivstation.«
    »Intensiv … das heißt –« Heinrichinskys Stimme wurde heiser. »Herr Bergerow, ist er schwer verletzt?«
    »Ja.«
    »Wie schwer?«
    »Wolfgang Antonowitsch ist querschnittgelähmt.« Eine unheimliche Stille folgte.
    »Ist … ist das sicher?« fragte Heinrichinsky mühsam nach einer Weile.
    »Er hat einen Rückenmarkschuß …«
    »Was hat er?!« Die Stimme des Pfarrers überschlug sich fast. »Sagten Sie Schuß?!«
    »Auf Weberowsky und Frantzenow ist ein Überfall verübt worden. Der oder die Täter sind noch unbekannt. Man vermutet aufrührerische Nomaden oder Straßenräuber.« Bergerow räusperte sich wieder. »Ich bitte Sie, Herr Pfarrer, die Angehörigen zu unterrichten. Wenn möglich, soll Frau Weberowsky so schnell es geht nach Ust-Kamenogorsk kommen.«
    »Ich gehe sofort zu ihr.« Heinrichinskys Stimme zitterte. »Wir … wir werden alle zu Wolfgang kommen. Ich auch.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer. Ich glaube, daß Sie jetzt ein großer Halt für Erna sein können.«
    In Nowo Grodnow wurde der Hörer aufgelegt. Bergerow trank ein Glas Wodka und fühlte sich danach wohler. Wie wird Weberowsky seinen Zustand aufnehmen, wenn ihm voll zu Bewußtsein kommt, was mit ihm geschehen ist? Wenn man ihn aus dem Krankenhaus hinausträgt und in sein Haus bringt – ein denkender Kopf auf einem bewegungslosen Körper. Kann er überhaupt zu Hause leben? Hat Erna die Kraft, ihn zu pflegen? Muß er sein ganzes Leben lang an Schläuchen hängen, die seine Körperfunktionen übernehmen? Ist das überhaupt noch ein Leben?!
    Am Abend fuhr er noch einmal ins Krankenhaus, um Professor Frantzenow zu sprechen. Was er von Nurgai gehört hatte, überzeugte ihn nicht. Nomaden! Niemals überfallen Nomaden nackte, badende, hilflose Männer und lassen auch noch alles zurück, was als Beute dienen könnte. Sie sind froh, wenn man sie selbst in Ruhe läßt, wenn sie durch das karge Land ziehen können, zu Weideplätzen und Quellen, an die Bäche und sauberen Flüsse, wo sie ihre Zelte aus schwarzen Schafwollplanen aufschlagen und ihre Herden das harte, von der Sonne vergilbte Gras fressen.
    Frantzenow humpelte in sein Zimmer, in dem Bergerow wartete. Er kam von der Intensivstation und hatte hinter der Scheibe zu seinem Schwager gesagt: »Schlaf gut, Wolfgang. Du schaffst es. Du wirst den Ärzten schon zeigen, was du kannst. Du hast nie aufgegeben, du hast immer gekämpft, wo die anderen sagten: Es hat keinen Sinn mehr. Und du hast gesiegt. Schlaf gut, Wolfgang.«
    »Wie geht es ihm?« fragte Bergerow, als sich Frantzenow auf einen Stuhl setzte, die Krücke beiseite stellte und das verletzte Bein ausstreckte.
    »Sie haben es doch heute vormittag gesehen, Ewald Konstantinowitsch. Er liegt da, hat die Augen offen, aber erkennt noch nichts. Doch sein Herz ist stark. Auf dem Monitor sieht man es deutlich. Dieses Herz will leben, aber der Körper macht nicht mehr mit. Es ist furchtbar.«
    »Ich weiß, daß es Ihnen zum Hals raushängt, aber ich muß Sie trotzdem fragen, was Sie der Miliz, dem Militär und dem KGB immer wieder geantwortet haben: Woher kamen die Schüsse?«
    »Aus dem Wald.«
    »Und Sie haben nichts gesehen?«
    »Wie konnte ich denn? Ich bin doch sofort zusammengebrochen. Und dann habe ich mich um Wolfgang gekümmert, so gut ich es konnte.«
    »Wer könnte der Täter sein? Die Behörden glauben immer mehr an die Nomaden-Version.«
    »Unsinn! Es waren keine Nomaden. Auch keine Räuber, es wurde ja nichts geraubt. Ich kann es nicht beweisen, aber ich ahne, wer auf uns geschossen hat. Auf mich geschossen hat! Der Anschlag galt mir. Wolfgang sollte nur getötet werden, um mit ihm einen Zeugen zu beseitigen. Ganz allein auf mich hatte man es abgesehen.«
    »Wer sollte an Ihrem Tod ein Interesse haben, Andrej Valentinowitsch? Eine internationale Berühmtheit –«
    »Eben darum! Man hat schon einmal auf mich geschossen.«
    »Was? Das hat man mir nicht erzählt.«
    »Ich bin knapp einem Genickschuß entgangen. Fragen Sie in Kirenskija mal den KGB-Offizier Sliwka.«
    »Sliwka ist tot.«
    Frantzenows Kopf ruckte hoch. »Sliwka ist tot?« wiederholte er ungläubig.
    »Er wurde an der gleichen Stelle am See erschossen, auch, wie es heißt, von Nomaden.«
    »Erschossen! Sliwka. Ewald Konstantinowitsch, ich kenne mich nicht mehr aus. Ich bin sprachlos. Niemand hatte einen Grund, Sliwka umzubringen. Und was wollte er am See?«
    »Seinen Jeep abholen. Man fand ihn am nächsten Morgen. Ein

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