Wetten, du küsst mich!
übernehmen. Es tut mir sehr leid, Laura.“
Und wie es ihr erst leidtat! Aber sie war nicht bereit, einfach klein beizugeben. In ihren Gedanken nahm bereits ein Plan Gestalt an. „Mit anderen Worten: Wenn ich vor Ablauf der dreißig Tage fünfzehn Millionen Dollar auftreibe und das Darlehen zurückzahle, kann Hawke das Hotel nicht übernehmen. Richtig?“
„Richtig. Aber wo um Himmels willen solltest du fünfzehn Millionen Dollar auftreiben können?“
„Keine Ahnung“, gestand sie offen ein. „Aber ich werde Jackson Hawke das Contessa nicht auf einem Silbertablett servieren. Ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um es zu retten.“
Er hatte ihr wirklich genug Zeit gegeben, sagte sich Jack. Es war ihm nicht leichtgefallen, aber er hatte sich gezwungen, drei Tage zu warten, Thanksgiving und die folgenden Tage. Seit seine Mutter ihn und seinen Vater vor all den Jahren verlassen hatte, bedeuteten Feiertage ihm nichts mehr. Ein paarmal hatte sein Vater noch versucht, Thanksgiving oder Weihnachten kuschelig-familienfreundlich zu feiern, aber die Versuche waren immer gleich ausgegangen. Samuel Hawke trauerte der Frau nach, die ihrer beider Leben ruiniert hatte, und ertränkte dann seinen unendlichen Kummer in einer Flasche Whisky. Seit sein Vater gestorben war, waren für Jack Feiertage endgültig keine Familienfeste mehr.
Doch etwas sagte ihm, dass Laura Spencer das anders sah – dass Feiertage und Familie für sie zusammengehörten. Er fragte sich, wie sie Thanksgiving verbracht hatte. Er wusste ja, dass ihre Mutter in Frankreich war und ihr Vater weit weg an der Ostküste wohnte. Er wusste auch, dass sie jede Menge Stief- und Halbgeschwister hatte, die überall im Land verstreut lebten. Ganz offensichtlich hatte sie aber niemanden von ihnen besucht, denn sie war ja am Freitagmorgen nach dem großen Truthahnfest schon in ihrem Hotel gewesen.
Oder hatte sie seinetwegen alle Pläne abgeblasen? Gar nicht so unwahrscheinlich, überlegte er. Aber die Schuldgefühle, ihr möglicherweise Thanksgiving verdorben zu haben, wischte er schnell beiseite. Weihnachten würde sie ja alles nachholen können. Wahrscheinlich würde sie nach Frankreich fliegen und die Feiertage mit ihrer Mutter verbringen. Natürlich nur, falls sie das Fest nicht mit seinem Stiefbruder Matt verlebte.
Jack dachte an eine der wenigen Gelegenheiten zurück, zu der er seine Mutter, ihren neuen Ehemann und ihren Stiefsohn besucht hatte. Es war zu Weihnachten gewesen und Idylle pur, wie auf einem kitschigen Bild aus den fünfziger Jahren – mit dem einzigen Fehler, dass er, Jack, einfach nicht dazugehörte. Laura hingegen, die würde dazupassen! Er schauderte förmlich, als er es sich bildlich vorstellte: Laura saß mit Matt und seiner Familie vor dem Christbaum, sie packten Geschenke aus und tranken Eierlikör. Laut den Ermittlungen von Fitzpatrick Investigations trafen sie und sein Stiefbruder sich schon seit über einem Jahr, und gerüchteweise waren sie enger liiert, seit sie nach New Orleans zurückgezogen war.
Jack runzelte die Stirn. Er kannte Matt Peterson. Der Mann strotzte vor Selbstüberschätzung und würde sich nie mit nur einer Frau zufriedengeben. Vielleicht glaubte Laura, sie wäre die einzige Frau in Petersons Leben. Jack hätte seinen Corvette-Oldtimer darauf verwettet, dass nebenbei noch einiges andere ablief. Andererseits – wenn sein Stiefbruder wirklich schon ein Jahr mit Laura befreundet war, verfolgte er damit bestimmt einen Plan.
Laura war hübsch, intelligent, selbstsicher und hatte eine gute Ausbildung. Ihre Mutter war zwar schon mehrfach geschieden, trotzdem stammte Laura aus einer angesehenen Familie und war selbst völlig frei von Skandalen. So eine Frau an der Seite eines Senatorenkandidaten bedeutete Wählerstimmen. Dass sie nach New Orleans zurückgekehrt war, passte jedoch schlecht in Petersons Pläne. Er verlor allerdings genauso ungern wie Jack. Das war eines der wenigen Dinge, die sie gemein hatten. Laut Fitzpatricks Bericht waren Peterson und Laura trotz ihres Umzugs „enge Freunde“. Wie eng wohl? Wie oft hatte Matt Peterson seinen Mund auf ihren gedrückt und ihre weiche Haut berührt?
Neidgefühle krochen in ihm hoch, und das gefiel ihm gar nicht. Jack sagte sich, dass sein Stiefbruder nichts hatte, um das er ihn beneiden müsste. Jack wollte nur endlich sein Geschäft zu Ende bringen. Um nichts anderes konnte es jetzt gehen. Er erhob sich und ging schnurstracks zu den Büroräumen des
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