Wetten, du küsst mich!
es nicht mehr so schlimm wie früher.“ Bei der Erinnerung an diesen Vorfall wurde ihr plötzlich wieder bewusst, wem sie da ihre intimsten Kindheitserinnerungen anvertraute: Jackson Hawke. Ihrem Feind. Er war der Mann, der ihr das Hotel wegnehmen wollte. Der Mann, mit dem sie sich auf eine hirnrissige Wette eingelassen hatte. „Es ist schon spät“, sagte sie.
„Und was ist mit dem Rest der Ausstellung?“, fragte er.
„Ich glaube, wir haben alles gesehen.“
„Aber da gab es doch noch etwas – ein Weihnachtsmärchen oder so.“
„Ich dachte nicht, dass Sie das interessieren würde“, sagte sie. Sie hatte überhaupt nicht gedacht, dass auch nur irgendeine der Ausstellungen ihn interessieren würde, aber er schien sich bestens zu amüsieren. Und wenn sie ehrlich war, ging es ihr in seiner Anwesenheit ebenso.
„Ich hatte vorher auch nicht gedacht, dass ich daran interessiert wäre, aber ich bin es wirklich.“
Sie wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau. Er war ein einziger wandelnder Widerspruch. Eben noch hatte ihr Urteil über ihn festgestanden: ein reicher, arroganter Schnösel, der fünfzehn Millionen Dollar gegen eine Liebesnacht wettet. Und nun schaute er sich gemeinsam mit ihr Weihnachtsdekorationen an und lauschte ihren Kindheitserinnerungen. Einerseits verabscheute sie den Geschäftsmann, der ihr den Familienbesitz wegnehmen wollte. Andererseits mochte sie den liebevollen Mann, der mit ihr gelacht hatte und immer wieder zum kleinen, aufgeregten Jungen wurde.
„Also, wie sieht’s aus? Wollen wir uns dieses Weihnachtsdings noch ansehen?“
Laura schreckte aus ihren Gedanken hoch, dann zögerte sie. Noch mehr Zeit mit diesem Mann zu verbringen war nicht ratsam. Sie fing an, ihn zu mögen, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Und sie konnte es sich auf keinen Fall leisten, das Wohl des Contessa aus den Augen zu verlieren. „Also, mir reicht es für heute“, sagte sie. „Aber Sie können es sich ja alleine ansehen.“
„Ach, dann vielleicht ein andermal“, gab er zurück. „Ich fahre zurück zum Hotel.“
Beim Abschied berührte Jack ihren Arm. „Laura?“
Sie sah ihn an. „Ja?“
„Ich danke Ihnen für den schönen Abend. Wir sehen uns morgen früh.“
Und dann wieder als Erzfeinde, dachte sie.
5. KAPITEL
Jack saß im Hotelrestaurant des „Contessa“, die Eingangstür fest im Blick. Er wartete auf Chloe Baxter. Die Detektei Fitzpatrick hatte Lauras Halbschwester ausfindig gemacht – ausgerechnet in New Orleans, wo sie sich seit dem Thanksgiving-Wochenende aufhielt. Komisch, dass Laura den Besuch ihrer Schwester überhaupt nicht erwähnt hatte. Allerdings war sie ihm seit jenem Abend im Park auch ständig aus dem Weg gegangen. Wenn ihre Wege sich doch gekreuzt hatten, war es ausschließlich um Geschäftliches gegangen. Als hätte die Frau nie existiert, mit der er im Park gelacht hatte, die er geküsst hatte.
Doch ebendiese Frau ging ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Ihr Anblick erinnerte ihn jedes Mal daran, wie wunderbar der Kuss gewesen war, wie gut es sich angefühlt hatte, sie in den Armen zu halten. Und nun hatte sie vor zwei Tagen wegen einer „persönlichen Angelegenheit“ die Stadt verlassen, und er fragte sich, ob sein Stiefbruder diese Angelegenheit war. Möglich wäre es, dachte er und hielt sein Whiskyglas fest umschlossen.
Nach den Ermittlungen der Detektei hatte sich zwar nicht nachweisen lassen, dass Peterson am vergangenen Wochenende einen Flug nach oder von New Orleans gebucht hatte. Aber er kannte Petersons Überredungskünste – vielleicht hatte er jemanden dazu gebracht, ihn im Privatjet herzufliegen. Vielleicht einen seiner reichen Freunde aus dem College oder von den vermögenden Geschäftsleuten, mit denen sein Vater verkehrte. Oder einer dieser Schwachköpfe, die Peterson dazu gebracht hatte, seinen politischen Wahlkampf zu unterstützen.
Aber vielleicht irrte Jack sich ja auch, und Peterson war überhaupt nicht in New Orleans gewesen. War Laura zu ihm geflogen? Das würde natürlich ihre plötzliche Abreise erklären. Nach Angaben von Fitzpatrick Investigations hatte sie einen Flug nach San Francisco gebucht, mit Zwischenstopp in Los Angeles, doch eine Hotelbuchung unter ihrem Namen gab es nicht. Andererseits – wozu brauchte sie ein Hotelzimmer, wenn sie mit seinem Stiefbruder schlief?
Sobald er sich Laura zusammen mit Peterson vorstellte, kam ihm die Galle hoch. Er nahm einen Schluck Scotch, aber auch der Alkohol konnte seine Wut nicht
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