Wetten, du küsst mich!
fahren. Nehmen Sie sich für die Nacht doch lieber ein Zimmer. Wozu sind wir schließlich in einem Hotel?“
„Das geht schon“, versicherte sie ihm, während sie ihre Schreibtischlampe ausschaltete und ihren Aktenkoffer und ihre Handtasche nahm. Als sie an der Tür war, ließ Jack ihr den Vortritt und folgte ihr dann. Schweigend gingen sie nebeneinander zu den Fahrstühlen. Jack drückte den Aufwärtsknopf. Sie den Abwärtsknopf. Und dann warteten sie.
Und warteten.
Sie drückte den Knopf erneut, diesmal etwas heftiger. Er tat es ihr nach. Nach der Anzeige zu urteilen bewegten sich beide Aufzüge, wenn überhaupt, nur im Schneckentempo. „Mir reicht’s“, sagte er. „Ich nehme die Treppe.“
„Jack, warten Sie“, sagte sie, als er sich auf den Weg zum Treppenhaus machte. „Das sind verflixt viele Treppen. Ich nehme den Lastenaufzug. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, erst mit mir runterzufahren, können Sie anschließend damit zu Ihrer Suite hochfahren.“
„Das ist doch mal eine gute Idee“, sagte er und folgte ihr zum anderen Ende des Ganges. Laura drückte den Knopf fürs Erdgeschoss, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
Jack schaute auf die Stockwerksanzeige, zählte im Geiste mit, fünfter Stock, vierter Stock. Und dann stoppte der Aufzug plötzlich, so abrupt, dass es Laura um ein Haar von ihren Stöckelschuhen gerissen hätte. Jack hielt sie instinktiv am Arm fest.
„Danke“, murmelte sie. Dann drückte sie erneut den Knopf fürs Erdgeschoss.
Nichts passierte.
Sie drückte wieder und wieder, doch es bewegte sich nichts. „Was zum Teufel ist nur mit dem Ding?“, fragte sie.
Jack runzelte die Stirn. „Es steckt fest. Und wir auch.“
8. KAPITEL
Sie steckten fest?
Das kann, das darf einfach nicht wahr sein, dachte Laura. Vielleicht hatte der Fahrstuhl ja nur einen kleinen Schluckauf. Auf keinen Fall wollte sie mit Jack für längere Zeit auf so engem Raum zusammen sein! „Er fährt bestimmt gleich wieder los“, sagte sie mehr zu ihrer eigenen Beruhigung. Sie stellte Aktenkoffer und Handtasche ab und drückte die Knöpfe – alle.
Nichts passierte.
„Ich habe es ja gesagt, er steckt fest. Drücken Sie den Notrufknopf.“
Sie drückte. Aber es passierte immer noch nichts. Glücklicherweise gab es ja noch ein Nottelefon. Nur hatte irgendein Vandale die Telefonschnur herausgerissen. Laura merkte, wie ihr Herz immer schneller pumpte. Sie sagte sich, dass es keinen Grund zur Panik gab, und hob ihre Handtasche hoch. „Ist ja kein Problem“, sagte sie, jetzt mit leicht zittriger Stimme. „Ich rufe einfach bei der Rezeption an.“ Nervös wühlte sie in ihrer Handtasche nach dem Handy. Doch als sie es aufklappte, war die Enttäuschung groß. „Kein Netz“, sagte sie. „Entweder ist durch den Sturm die Satellitenverbindung unterbrochen oder die Wände des Aufzugs sind zu dick. Oder mein Handy ist kaputt. Aber Sie haben doch auch eins.“
„Das ist Pech“, sagte er. „Ich habe es in meiner Suite liegen lassen.“
Ihr wurde übel. Jetzt steckte sie wirklich in Schwierigkeiten! Mit Jack zusammen auf engstem Raum, nicht viel größer als ein Kleiderschrank. Und niemand wusste, dass sie hier waren. Panik stieg in ihr hoch. Sie musste hier einfach raus. Wie wild hämmerte sie auf die Knöpfe ein.
„He, sachte“, mahnte Jack und hielt ihre Hände fest. Als sie sich losreißen wollte, kniff er die Augen zusammen. „Was ist denn los? Leiden Sie unter Platzangst?“
„Nein“, antwortete sie. Aber als sie sich umsah, wurde ihr erst richtig bewusst, wie klein der Fahrstuhl war, und ihre Beklemmung stieg. Die Luft kam ihr plötzlich so dünn wie auf einem Berggipfel vor. „Auf jeden Fall nicht, bevor Sie es erwähnt haben“, ergänzte sie verärgert und gleichzeitig verängstigt. Noch einmal probierte sie es mit ihrem Handy.
„Ganz ruhig“, sagte er. „Wir sind ja nicht wirklich in Gefahr.“
Laura ignorierte ihn. Ihre Atemnot wurde schlimmer. Wie wild drückte sie nun wieder die Fahrstuhlknöpfe. Ich muss hier raus, ich muss hier raus. Wie ein Mantra betete sie die Worte still vor sich hin.
„Laura“, sagte er.
Als sie nicht reagierte, stellte er sich vor sie. Und dann schlug sie panisch auf ihn ein. Unerschütterlich wie ein Fels stand er da, aber sie schlug weiter. Sie musste an die Fahrstuhlknöpfe, sie musste die Tür aufkriegen! Sie musste, musste, musste hier raus!
Wieder ergriff Jack ihre Hände und hielt sie fest. „Laura, bitte“, sagte er. „Sie müssen
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