Wetten, du küsst mich!
ganz ruhig atmen.“
Seine Stimme war dabei so ruhig, so sanft, dass ihre Panik sofort etwas abebbte. Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Ihr Herz schlug jetzt weniger wild, ihre Atmung normalisierte sich. Jacks blaue Augen strahlten Wärme aus, Mitgefühl und Besorgnis.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte er sanft.
Aber nichts war in Ordnung. Wahrscheinlich würde sowieso nie wieder auch nur irgendetwas in Ordnung sein, dachte sie. Die Zeit, das Geld aufzutreiben, wurde knapp. Zwei Banken hatten die Anträge ihrer Mutter, den Nachtclub umzuschulden, schon abgelehnt. Ihre Hoffnungen, das Contessa zu retten, schwanden dahin wie Butter in der Sonne. Dazu noch das unerfreuliche Gespräch mit Matt – samt der Erkenntnis, dass ihre Beziehung wohl bald der Vergangenheit angehören würde. Kein Wunder, dass ihre Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt war. Und das war ja immer noch nicht alles. Die größten Sorgen machte ihr nämlich die Sache mit Jack. Sie wollte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen. Sie wollte ihn nicht mögen, sie wollte ihn nicht gern haben. Selbst wenn es den Kampf ums Contessa nicht gegeben hätte – sich gefühlsmäßig auf einen Mann wie Jackson Hawke einzulassen, war ein Spiel mit dem Feuer. Und jetzt hier mit ihm in einem Fahrstuhl zu stecken … das war hochgefährlich. Der Abend in seiner Suite hatte das gezeigt und auch der Nachmittag in ihrem Büro. Wäre nicht Matts Anruf dazwischengekommen – was noch hätte passieren können!
„Geht es Ihnen besser?“, fragte er.
Sie nickte und atmete betont langsam und gleichmäßig. „Sie können mich jetzt loslassen.“
Er zögerte einen Moment, dann gab er sie frei. „Ich glaube nicht, dass der gesamte Strom ausgefallen ist. Die Beleuchtung funktioniert ja noch. Wahrscheinlich liegt es nur am Fahrstuhl.“
Allmählich konnte sie wieder klar denken. Erleichtert sah sie zur Fahrstuhlbeleuchtung hinauf. Hier gemeinsam im Dunkeln zu stehen, hätte die Situation noch pikanter gemacht. „Mag ja sein, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass wir hier gefangen sind.“
„Nein. Aber das heißt, dass im Rest des Hotels alles seinen gewohnten Gang geht. Früher oder später wird jemand den Lastenaufzug benutzen wollen. Und wenn der dann nicht funktioniert, sagt er dem Hausmeister Bescheid. Dann sind wir ruckzuck wieder frei.“
„Ruckzuck, ja ja. Schön wär’s. Leider haben Sie vergessen, wie spät es schon ist. Zimmerservice gibt es nur bis elf, und bis auf das Nachtpersonal sind alle Angestellten längst zu Hause. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand vor morgen früh noch den Lastenaufzug benutzen will, geht gegen null.“
„Na gut, das leuchtet mir ein“, gab er zu. „Aber die Dame an der Rezeption weiß doch, dass Sie noch im Hotel sind. Irgendwann fällt es auf, dass Sie noch immer nicht nach Hause gegangen sind.“
Laura schüttelte den Kopf. „Vor zwei Stunden war Schichtwechsel. Wahrscheinlich weiß niemand, dass ich noch hier bin. Und selbst wenn – dann werden sie denken, dass ich auf der Couch im Büro übernachte. Das habe ich schon öfter so gemacht. Und das bedeutet, dass wir hier noch länger feststecken. Mindestens“ – sie sah auf ihre Uhr – „fünf Stunden, vielleicht auch sechs, je nachdem, wann jemand den Lastenaufzug benutzen muss.“
„Dann sollten wir es uns lieber etwas gemütlich machen.“
„Wollen Sie nicht wenigstens versuchen, uns hier irgendwie rauszuholen?“, fragte sie entgeistert.
„Und was soll ich bitteschön tun? Ich kann unsere Situation gerne noch einmal für Sie zusammenfassen: Der Alarmknopf geht nicht. Ich habe mein Handy nicht dabei und Ihres funktioniert nicht. Und Sie haben doch selbst gesagt, dass wir abwarten müssen, bis morgen jemand vom Personal merkt, dass der Lastenaufzug es nicht tut.“
„Aber das ist doch erst morgen früh!“, protestierte sie.
„Das ist scharf beobachtet. Deswegen ist es das Klügste, wenn wir es uns in dieser misslichen Lage wenigstens so bequem wie möglich machen.“ Und das tat er auch umgehend und schloss die Augen.
Seine Gelassenheit in dieser Situation ärgerte sie. Entnervt sah sie sich in ihrem Gefängnis um, blickte zur Decke. Gelangten die Aufzugtechniker an die Seilrollen der Anlage nicht über die abnehmbare Decke? Dann musste man doch so auch über den Schacht ins nächste Stockwerk gelangen.
Er hatte die Augen wieder geöffnet und folgte ihrem Blick. „Ich weiß, was Sie denken“, sagte er. „Aber das ist
Weitere Kostenlose Bücher