Wetten, du küsst mich!
angezogen fühlte, hatte ihr das bewusst gemacht.
„Okay, momentan bist du zu eingespannt, das sehe ich ein. Aber in ein paar Wochen ist Weihnachten. Komm doch über die Feiertage her.“
„Das hört sich wirklich toll an, Matt. Aber ich kann nicht.“ Am Telefon mit ihm Schluss zu machen, wäre mies gewesen. „Chloe ist für ein paar Wochen hier, und ich möchte sie über Weihnachten nicht alleine lassen.“
„Na gut“, sagte er und klang verstimmt. „Dann müssen wir es eben bis nach Weihnachten verschieben. Aber versuch doch, spätestens am 28. nach Los Angeles zu kommen. Einer der Geschäftsleute, die mich hier in meinem Wahlkampf unterstützten, gibt dann eine große Party. Er will mich einigen wichtigen Leuten vorstellen. Und meine Eltern geben eine große Silvesterparty. Jede Menge Presse wird da sein.“
„Da werde ich leider auch nicht können“, sagte sie. „Ich habe Papa Vincenzo versprochen, dass ich ihn, Maria und die Kinder noch vor Neujahr besuche.“
„Verdammt, Laura. Dass du Weihnachten mit Chloe verbringen willst, kann ich ja noch verstehen. Auch wenn sie nur deine Halbschwester ist, seid ihr ja verwandt. Aber ehrlich gesagt fehlt mir ein bisschen das Verständnis, dass du Silvester und Neujahr nicht mit mir verleben willst, nur wegen dieser – dieser Leute.“
Laura war verärgert. „Diese ‚Leute‘ sind immerhin meine Familie.“
„Na hör mal! Dieser Typ war eine Zeitlang mit deiner Mutter verheiratet, das ist aber auch schon alles. Der Mann ist dein ehemaliger Stiefvater und seine Kinder sind deine ehemaligen Stiefbrüder. Das ist keine Blutsverwandtschaft. Diese Leute haben keine Bedeutung für dich.“
„Da täuschst du dich aber gewaltig, Matt. Diese Leute bedeuten mir alles.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, legte sie auf.
Jack betrat seine Suite, legte den Laptop ab und hängte sein Jackett über einen Stuhl. Die Chipkarte für die Tür warf er achtlos auf den Tisch. Am liebsten hätte er vor Wut auf irgendetwas eingeschlagen. Nein, nicht auf irgendetwas, dachte er. Auf jemanden.
Auf Matt Peterson.
Es machte ihn rasend. Eben noch hatte Laura heiß und begierig in seinen Armen gelegen – und dann hatte sie nichts Besseres zu tun, als den Anruf seines Stiefbruders entgegenzunehmen. Es ist nicht ihre Ablehnung, die mich so aufregt, dachte Jack. Mit Ablehnung konnte er umgehen. Wenn eine Frau ihn nicht mochte – na gut, dann eben nicht. Er hatte genug Frauenbekanntschaften, und für eine heiße Nacht hatte er noch immer jemanden gefunden. Aber verdammt, Laura hatte ihn doch genauso gewollt!
Bis Peterson angerufen hatte.
Sie hatte in diesem Moment die Wahl gehabt. Und sie hatte sich gegen Jack und für Peterson entschieden. Diesen Sohn eines reichen Mannes, diesen Sunnyboy, den alle umschwärmten, den Mistkerl, den Jacks Mutter vor all den Jahren adoptiert hatte, während sie Jack, ihr leibliches Kind, links liegen ließ. Dass jetzt auch Laura Peterson den Vorzug gegeben hatte, hätte ihn fast die Wände hochgetrieben. Aber neben der Wut war da noch ein anderes Gefühl – das Gefühl von Schmerz.
Er ärgerte sich über sich selbst, dass er Laura innerlich so nah an sich herangelassen hatte. Dass er ihr irgendwie die Macht gegeben hatte, ihm wehzutun. Wütend stieß er die Tür zum Badezimmer auf, stürmte zum Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Anschließend war ihm etwas besser.
Beide Hände aufs Waschbecken gestemmt, holte er tief Luft. In diesem Moment kam ihm wieder Laura in den Sinn. Laura, wie sie seinen nackten Oberkörper angestarrt hatte, wie sie das Handtuch um seine Hüften aufgeknotet hatte. Wie sie ihn angesehen hatte, die Augen voller Begierde, wie einladend feucht und hungrig ihr Mund gewesen war, als sie ihn küsste. Und dann, plötzlich, vor seinem inneren Auge, war es nicht mehr er, den sie ansah. Es war nicht er, den sie küsste. Es war Peterson, den sie innig umarmte, Peterson, dessen Namen sie stöhnte: „Matt … oh, ja, Matt …“
Schon war die Wut wieder da, stärker noch als zuvor. Voller Zorn über sie und auch sich ging Jack zurück ins Wohnzimmer, direkt auf die Minibar zu. Er nahm ein Glas und goss sich einen doppelten Whisky ein. Er führte das Glas zu den Lippen und wollte die bernsteinfarbene Flüssigkeit gerade herunterkippen, als ihm plötzlich bewusst wurde, was er da tat. Er knallte das Glas mit solcher Wucht auf den Tisch, dass Whisky über den Rand schwappte. Nein, er würde nicht Alkohol benutzen,
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