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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Was ist in dem Kasten?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Wen geht es dann etwas an?«
    »Gib mir den verdammten Kasten!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und ihr vielleicht zu zeigen, dass Angst das Geringste seiner Probleme war, hob Eddie das Gewehr und richtete es auf Becca.
    »Hey!«, schrie Ivar.
    »Er wird nicht auf mich schießen«, beruhigte ihn Becca.
    »Du bist verrückt«, sagte Jenn zu ihr. »Hier. Nehmen Sie ihn.« Sie hielt Eddie den Kasten hin, und er riss ihn ihr aus den Händen, während Becca gleichzeitig schrie: »Nein! Tu’s nicht!« Er lief schnell mit dem Kasten den Kai entlang.
    Ivar rief ihm hinterher. »Es gibt Dinge, die man nicht geheim halten kann, Eddie. Auch wenn man es noch so sehr will.«
    »Das werden wir ja sehen«, antwortete Eddie.
    »Sie hat es ihm erzählt.« Mehr sagte Ivar nicht. »Sie muss ihn angerufen haben. Wie hätte er es sonst erfahren sollen?« Sein Tonfall war grimmig. Sie sausten die Inselhauptstraße in Richtung Norden entlang. Becca schien zu wissen, wovon er redete, aber Jenn hatte nicht den leisesten Schimmer.
    Ihre komplette Ausrüstung lag hinten in Ivars Pick-up, und Ivar war über das Lenkrad gebeugt. Sein Blick war auf die Straße geheftet und Beccas auf ihn. Sie verzog das Gesicht, als würden ihr die Augen wehtun. Es war alles viel zu durchgeknallt, als dass Jenn es verstehen konnte. Irgendetwas war hier los. Sie wusste nur nicht, was.
    Da sie in nördliche Richtung fuhren, nahm sie an, dass sie unterwegs zu Ivars Farm waren. Das bedeutete, dass die Frau, von der Ivar redete, Sharla Mann sein musste. Und das wiederum musste wohl bedeuten, dass Sharla den Inhalt des Kastens kannte, den Eddie ihnen abgenommen hatte. Denn wenn die Frau tatsächlich Sharla war und sie Eddie Beddoe erzählte hatte, dass sie zu seinem Boot hinausfuhren, konnte es dafür nur einen Grund geben, und dieser Grund war der Kasten.
    In Heart's Desire parkte Ivar direkt vor den Stufen, die zur Veranda hochführten. Sie gingen durch die Küche, und Ivar forderte die Mädchen auf, im Wohnzimmer zu warten. Becca fragte Ivar, ob er sich ganz sicher sei, worauf er grimmig antwortete: »Ich war mir einer Sache noch nie so sicher, Becks«, und marschierte weiter zur Tür der Durchgangsdiele.
    Jenn hörte, wie Ivar zu Sharla sagte: »Es wird Zeit, dass wir uns unterhalten. Wir haben vor zwanzig Minuten im Jachthafen von Langley Bekanntschaft mit Eddies Gewehr gemacht.«
    »Eddie? Oh mein Gott!«, schrie Sharla.
    »Ja. Genau. >Oh mein Gott.< Im Wohnzimmer sitzen zwei zu Tode verängstigte Schulmädchen, Shar. Wenn es nur um mich ginge, kümmerte mich Eddie Beddoe einen feuchten Dreck. Er kann mir auch noch den anderen Arm brechen und beide Beine und ...«
    »Es war Eddie? Eddie hat das getan? Du hast immer gesagt, es wäre die Robbe gewesen.«
    »Oh verdammt, ja, es war Eddie. Und ich Idiot wollte nicht, dass du erfährst, was für ein Mensch er wirklich ist, dabei hast du es offenbar schon die ganze Zeit gewusst. Es ist mir egal, was dieser Spinner so treibt, aber wenn er ein Gewehr rausholt und es auf ein paar Mädchen richtet, müssen wir beide ein ernstes Wort miteinander reden. Denn wir wissen beide, dass Eddie nur von einem Menschen erfahren haben kann, wo wir heute sein würden, und dieser Mensch steht vor mir.«
    »Ich dachte nur ...«
    »Sharla, ich will nicht wissen, was du nur gedacht hast. Es wird Zeit, mit der Sprache rauszurücken. Ich werde mich jetzt ins Wohnzimmer setzen und warten.«
    Damit ließ er sie stehen, und Jenn hörte, wie er durch die Küche marschierte. Er kam mit versteinertem Gesicht ins Wohnzimmer. Nach ein paar Minuten angespannten Schweigens gesellte sich Sharla zu ihnen. Sie trug ihren Arbeitskittel mit Farbflecken darauf, und ihr Blick schnellte hin und her, wie ein Vogel bei der Futtersuche. Sie ließ ihn erst auf Jenn und dann auf Becca ruhen und sagte schließlich: »Es tut mir leid«, und wischte sich die Hände vorne an ihrem Arbeitskittel ab. »Er ist kein schlechter Mensch. Er ist nur nicht ganz richtig im Kopf. Er war früher einmal ein ganz normaler Mann. Aber dann ... war alles anders.«
    Jenn sah, wie Becca die Augen zusammenkniff und den Blick schärfte, als lese sie mehr aus ihren Worten heraus, als man tatsächlich hören konnte. Becca sah schnell zu Ivar und dann wieder zu Sharla. Sie schien die Luft zwischen ihnen zu deuten. Die Blicke der Anwesenden gingen hin und her. Jenn fragte sich, worum es hier verdammt noch mal eigentlich ging. Sie

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