Wetterleuchten
außer er beschließt, ihn da wieder herauszuholen.«
Schließlich fuhr er mit den beiden nach Glendale und wählte die schnellste Strecke. Sie durchquerten einen besonders dichten Wald und folgten Serpentinenstraßen oberhalb eines tiefen Landeinschnitts, durch den der Glendale Creek hinaus in den Possession Sound floss.
Sie erreichten eine winzige Gemeinde, die aus einem uralten, stillgelegten Hotel, den Überresten eines Piers und ein paar verstreuten, von Wind und Wetter gebeutelten Häusern bestand. Das war kein pittoresker Urlaubsort, sondern ein raues, abgelegenes Fleckchen Erde, das mehr oder weniger in Vergessenheit geraten war.
Ivar bog auf eine nicht asphaltierte Straße, die man hätte problemlos übersehen können. Sie bahnte sich einen engen, dunklen Weg durch den Wald und war nur von einem reflektierenden blauen Streifen und drei morschen Briefkästen gekennzeichnet, die gefährlich schief auf in den Boden gerammten Kanthölzern lehnten.
Sie fuhren an einem einfachen Wohnwagen vorbei, der mit allen möglichen Kletterpflanzen überwuchert war. Vorbei an einer Hütte, vor der ein alter aufgebockter VW-Transporter stand. Schließlich erreichten sie Eddie Beddoes Grundstück, das nur durch eine Kette, die den Zugang versperrte, und mit einem verbeulten ZUTRITT-VERBOTEN-Schild daran markiert war.
An der Kette war kein Schloss. Jenn sprang aus dem Pick-up und entfernte sie. Als Ivar vorfuhr, sprang sie wieder ins Auto. Er fuhr etwa zweihundertfünfzig Meter weiter, bis ein rotes Metalldach gerade so zwischen den Bäumen sichtbar wurde.
Ivar parkte an der Stelle, wo man das Dach zur Gänze sehen konnte. Er bat die Mädchen, weit hinter ihm zu bleiben. Becca beschloss, den Kopfhörer der AUD-Box aus dem Ohr zu nehmen, damit sie hören konnte, was in der näheren Umgebung vor sich ging. Aber außer Ivars unzusammenhängenden Gedanken über das Baby, von dem Sharla erzählt hatte, darüber, dass sie vorsichtig sein mussten, und seine Sorge um die Mädchen, nahm sie nichts wahr. In sein Flüstern mischte sich das von Jenn, die sich bemühte, die Ruhe zu bewahren.
Eddie war nicht weit. Sein Pick-up parkte neben einer kleinen Holzhütte, auf die sie zuliefen. Ivar schaute sich darin um und kam mit Eddies Gewehr wieder heraus, das auf dem Boden gelegen hatte. Er überprüfte, ob es geladen war, und sah dann Becca scharf an. »Woher hatte sie das gewusst?«, war ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben wie das Flüstern, das es begleitete. Sie nickte ihm zu. Eddie hatte entweder seine ganze Munition verfeuert, als er sinnlos ins Wasser geschossen hatte, um Nera zu treffen, oder er war im Jachthafen mit der Absicht aufgetaucht, ihnen lediglich einen Schrecken einzujagen. So oder so waren sie nicht in Gefahr, es sei denn, er hatte noch eine Waffe dabei.
»Hört mal«, sagte Jenn leise. Einen Moment lang drang jedoch nur der Ruf der Diademhäher sowie das schrille Kreischen eines Adlers zu ihnen. Aber dann hallte das Geräusch von Metall, das auf Metall schlug, durch den Wald. Jemand hämmerte hinter der Hütte, an der die Farbe abblätterte, auf etwas ein.
Ivar wandte sich zu den Mädchen und sagte: »Ich möchte es nicht bereuen müssen, dass ich euch mitgenommen habe. Ihr bleibt hinter mir. Der Mann ist nicht von Natur aus gefährlich, aber er ist nicht mehr ganz bei Verstand. Das habt ihr ja schon mitgekriegt. Alles klar?«
Sie nickten, und Becca erwiderte: »Wir möchten auch nicht, dass Sie verletzt werden.«
»Ich habe nicht vor, verletzt zu werden«, gab Ivar zurück.
Gemeinsam gingen sie um die Hütte herum. Dahinter entdeckten sie Eddie Beddoe, der mit dem stumpfen Ende einer Axt das Schloss bearbeitete, mit dem der Kasten fest verschlossen war. Er stand auf einer Lichtung, die gänzlich von Wald umgeben war. Diese war dicht bewachsen von Sträuchern und Gestrüpp aus Farnen, Salalbüschen, Heidelbeersträuchern und einem wilden Gewirr aus verschiedenen Kletterpflanzen. Becca sah das und wusste, dass Ivar recht gehabt hatte. Wenn Eddie die Absicht hatte, den Inhalt des Kastens im Wald zu verstecken, würde niemand ihn hier finden können.
Allerdings stellte sich die Frage, warum er den Kasten überhaupt öffnete, anstatt mit einer Schaufel in den Wald zu gehen und ihn zu vergraben. Becca sah sich um, um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, und hatte sie schon bald gefunden. In einer länglichen Steingrube hatte Eddie etwas vorbereitet, das sich in ein loderndes Feuer verwandeln würde, sobald
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