Wetterleuchten
sprang sofort aus dem Wagen und brüllte, noch bevor Eddie Beddoe hinter ihm stehen blieb: »Hören Sie sofort damit auf!« Draußen im Wasser zog sich Nera zurück.
Annie wirbelte herum und rief: »Ivar, bleiben Sie, wo Sie sind. Wir werden ihr nichts tun. Sie machen ihr Angst!«
Ivar rannte auf den Kai zu und schrie: »Sie haben keine Ahnung, was Sie da verdammt noch mal tun. Die Robbe ist gefährlich. Sie war schon immer gefährlich. Sie ist zu allem fähig. Sie hat schon mal Leute angegriffen und wird es wieder tun.«
»Er weiß es, er weiß es«, murmelte Becca. »Er hat es von Anfang an gewusst. Er hat es immer gewusst.«
Jenn sagte: »Hä?«, und wandte sich zu ihr um. Sie sah, wie Becca zusammenzuckte, als hätte ihr jemand Sand ins Gesicht geworfen. Dann beobachtete sie, wie sie an dem Kopfhörer ihres Hörgeräts herumspielte, es aber nicht benutzte.
»Ivar«, erklärte Becca ihr. »Er hat schon immer über die Robbe Bescheid gewusst.«
»Na klar. Er redet doch, so lange ich lebe, von nichts anderem. Wie alle anderen auch.«
»Aber sie haben nicht denselben Grund wie er«
Jenn sah, dass ihre Freundin völlig auf Ivar konzentriert war, und drehte sich um, um zu sehen, was vor sich ging. Ivar war am Kai, schrie und wedelte mit den Armen. Nera hatte sich ein ganzes Stück zurückgezogen. Annie schrie: »Halt ihn auf, Herrgott noch mal. Wir hatten sie fast.«
Anscheinend war das Chads Stichwort, in Aktion zu treten. Er stürmte auf Ivar zu, während dieser der Robbe zuschrie: »Hau ab! Los! Verschwinde!«
Da fing Nera an zu bellen. Ihr Bellen war laut und hallte von den Klippen wider. Als wollten sie darauf antworten, fingen Möwen an zu krächzen. Und dann war plötzlich Eddie Beddoe bei ihnen, als Chad Ivar erreichte und ihm den Weg zu Annie versperrte.
»Halt das verdammte Vieh von mir fern«, brüllte Eddie. »Ich werde tun, was getan werden muss, Thorndyke, aber du sorgst besser dafür, dass sie verdammt noch mal nicht näher kommt.«
»Was wird er tun ...« Aber Jenn unterbrach sich selbst, als sie sah, was er in der Hand hielt. Es war der Kasten von seinem Boot. Der Deckel war offen. Sie konnte das Robbenfell darin liegen sehen.
Aber im Gegensatz zu den anderen näherte sich Eddie nicht dem Kai. Stattdessen lief er zu einem angeschwemmten Baumstamm hinüber, einem von Hunderten, die am Strand herumlagen. Er lag auf der entgegengesetzten Seite des Strands. Als er sich darauf zu bewegte, fing Nera an, ihm im Wasser zu folgen.
»Halt ihn auf! Chad, halt ihn auf!«, schrie Annie.
»Lass die Robbe in Ruhe«, brüllte Ivar Eddie Beddoe zu.
»Bin ich bescheuert? Ich werd mich schön fernhalten von dem Vieh!«, schrie Eddie zurück.
»Chad! Bitte!«
Und Nera bellte wild.
Chad sprang vom Kai und lief Eddie hinterher. Jenn und Becca sahen einander an, nickten sich zu und liefen Chad hinterher. Ivar verließ den Kai und schrie: »Du weißt ganz genau, was sie will, Eddie. Du weißt, warum sie hier ist. Gib ihr das Fell, und zwar sofort.«
Während Chad den Strand entlangrannte, lief Annie den Kai hinunter und schrie: »Nimm das Netz, das Netz!« Chad drehte sich um und griff danach.
Das war die Gelegenheit. Ivar packte Annie, als sie versuchte, an ihm vorbeizurennen. Becca und Jenn warfen Chad zu Boden. Eddie ging auf den Baumstamm zu und legte das kleine Fell darauf.
Draußen im Wasser beobachtete Nera ihn dabei. Sie schwamm vor und zurück und hörte gar nicht mehr auf zu bellen. Sie sah von dem Robbenfell erst zu Eddie und dann zu den Leuten am Strand. Und sie bellte immer weiter.
»Lassen Sie mich los!«, kreischte Annie. »Es dauert nur einen kurzen Moment. Ich werde ihr nicht wehtun. Ich werde dafür sorgen, dass ihr nichts passiert.«
»Sie haben von Anfang an keine Ahnung gehabt, was Sie tun«, knurrte Ivar. »Ich habe versucht, es Ihnen zu sagen, aber Sie haben nur eine Sache im Kopf.«
»Baby«, hörte Jenn Becca murmeln. Chad hatte aufgehört, sich zu wehren, aber sie hielten ihn trotzdem weiter fest umklammert. Man konnte Becca jedoch ansehen, dass sie ganz woanders war. Sie murmelte noch einmal: »Da war ein Baby, aber es war eine Robbe ... es war immer eine Robbe gewesen, aber ich weiß nicht, warum. Denn er sagt ... die Robbe ... das Robbenbaby aus der Robbe ... aber was soll das bedeuten?«
»Wer sagt das?«, wollte Jenn wissen.
Annie hatte angefangen, sich gegen Ivar zu wehren, und kreischte: »Hier geht es um meine Karriere! Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich los! Ich
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