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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Island.
    »Es gehörte ihr«, murmelte Becca. »Deshalb ist sie immer wieder zurückgekommen. Es war ihrs.«
    »Das Fell? Neras?«, fragte Jenn. »Aber Squat und ich haben doch herausgefunden, dass sie sich nicht häutet, Becca.«
    »Nicht das Fell. Das Fell gehörte dem Baby.«
    »Hä ...?«
    Becca sah Ivar an und konzentrierte sich. Was sie unter anderem aufschnappte, war die Antwort auf all ihre Fragen, die sie sich und anderen je über Nera gestellt hatte. Sie lautete: nicht hier, nicht jetzt, bleib im Wasser, sonst sehen sie es und wissen Bescheid... und da wurde ihr klar, dass sie recht gehabt hatte. Ivar Thorndyke hatte alles gewusst, was es über die pechschwarze Robbe zu wissen gab, und zwar die ganze Zeit.
    Cilla stieg von dem Baumstamm herunter und ging mit dem Robbenfell in der Hand auf das Wasser zu. Nera kam näher herangeschwommen. Sie war jetzt in flachem Wasser und konnte nicht mehr untertauchen.
    Annie begann, sich ihr übers Ufer zu nähern. Ja ...ja ... Sie warf ihr weiter Köder zu und rief: »Chad? Chad! Hilf mir mal!«, doch Chad konnte die Augen nicht von der Robbe abwenden.
    Cilla ging auf das Tier zu. Und die Robbe näherte sich ihr ebenfalls.
    »Nein«, rief Ivar, als die Robbe näherkam. Wenn es hier und jetzt geschieht, kann sie sich nicht schützen ... »Nein. Nein!« Mit diesen Worten rannte er auf Annie zu, während die Robbe im Wasser zuerst Cilla ansah und dann Chad. Und dann sah sie zu Annie hinüber, die ihr Heringe zuwarf, sich dann aber bückte, um das Fischernetz und ein Skalpell aufzuheben, das schwach im nachlassenden Tageslicht glänzte.
    »Nein!«, warnte Ivar.... so darf es nicht ausgehen ...
    Endlich kam auch Chad wieder zu sich, verstellte Ivar den Weg und hielt ihn fest. Die Robbe kam immer näher und war nur noch ein paar Zentimeter tief im Wasser des Possession Sound.
    Cilla ging auf das Tier zu.
    »Haltet sie auf«, schrie Ivar.
    »Chad«, sagte Annie. »Halt ihn fest.« Sie nahm das Netz in beide Hände und ging langsam auf die Robbe zu, die beobachtete, wie Cilla auf sie zukam.
    »Um Himmels willen, haltet sie auf«, rief Ivar. »Becca, Jenn, sie darf ihr nicht zu nahe kommen!«
    »Komm«, murmelte Jenn und ging Richtung Annie. Becca tat es ihr gleich. Aber im selben Augenblick überholte Eddie Beddoe sie. Er war hinter dem Wohnwagen hervorgetreten, wohin er sich zurückgezogen hatte. Er hielt sein Gewehr in der Hand.
    »Sie haben schon genug Unheil angerichtet«, sagte er zu Annie. Mit seiner freien Hand griff er nach dem Netz, riss es ihr aus der Hand und warf es zu Boden. Sie schrie auf, während er sein Gewehr schulterte und knurrte: »Wenn Sie dem Tier zu nahe kommen, kriegen Sie es mit mir zu tun. Und das wird nicht schön, das verspreche ich Ihnen.«
    »Na, Gott sei Dank«, murmelte Ivar.
    »Gott hat nichts damit zu tun, Ivar«, erwiderte Eddie. »Das weißt du genauso gut wie ich. Und jetzt haut ab, alle zusammen. Weg mit euch. Kusch. Und Sie zuallererst, Miss Forschergenie. Und Sie, Mr America? Hände weg von Thorndyke. Wenn der einen auf die Glocke kriegt, dann von mir. Und jetzt alle mal zehn Schritte zurück.«
    Sie hatten keine Wahl. Vier von den Beteiligten wussten, dass die Waffe nicht geladen war. Annie und Chad gehörten nicht dazu. Sie entfernten sich wieder vom Wasser und sahen zu, wie Nera endlich ans Ufer robbte. Die Dämmerung war hereingebrochen, und was als Nächstes geschah, kam den Umstehenden vor wie ein Traum.
    Die pechschwarze Robbe legte ihr Fell ab. Einfach so. Und hervor trat eine Frau, ihre Haut blasser, als sie es je gesehen hatten, und unbekleidet von Kopf bis Fuß. Sie hatte langes schwarzes Haar, das ihr bis zu den Knien reichte, und sie hielt das Robbenfell in der Hand wie einen Umhang und nicht wie das, was es war: das Zeichen ihrer Identität.
    »Oh ... mein ... Gott«, murmelte Jenn. »Was ist das? Wo sind wir?«
    »Eine Selkie«, sagte Ivar Thorndyke. »Und ihr seid da, wo ihr die ganze Zeit wart: auf Whidbey Island.«
    »Was? Was ist sie?«
    »Eine Selkie«, wiederholte er. »Sie ist Mensch und Robbe zugleich, Land und Meer zugleich, wegen ihres Fells.«
    »Sie haben es die ganze Zeit gewusst«, sagte Becca zu ihm. »Und Eddie auch.«
    Cilla und Nera gingen aufeinander zu. Cilla gab der Frau das kleine Robbenfell, das sie in der Hand hielt. Nera sah erst auf das Fell und dann auf das Mädchen. Sie berührte Cillas Gesicht, und Cilla berührte ihrs.
    Da flüsterte Jenn: »Cilla war das Baby! Das Eddie damals in der Nacht am

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