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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Strand trennten. Aber er zielte nicht auf sie, sondern auf das Wasser. Und schoss erneut. Die Hunde drehten fast durch.
    Diana murmelte: »Verdammter Idiot«, und begann, auf ihn zuzugehen. Sie sagte: »Hunde! Hört auf zu bellen! Platz!«, und zu Becca: »Du wartest hier.« Dann rief sie: »Eddie! Eddie Beddoe! Hör sofort damit auf!« Entweder hörte er sie nicht oder er wollte sie nicht hören; jedenfalls reagierte er nicht. Stattdessen schoss er noch einmal ins Wasser.
    Er hielt inne, um seine Waffe zu laden, als er offenbar wahrnahm, wie Diana näherkam. Er wirbelte herum und richtete seine Waffe auf sie.
    Becca vergaß Dianas Ermahnung zu bleiben, wo sie war, und lief zum Strand, um ihrer Freundin beizustehen. Als Becca loslief, setzten sich auch die Hunde in Bewegung. Sie rannten an Diana vorbei und umringten den Mann.
    Er war von der Mauer heruntergesprungen. Er war groß und kräftig und sah aus wie jemand, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte. Trotz des kalten Wetters trug er nur ein T-Shirt und Jeans. Er hatte nicht einmal Schuhe an und die Kälte schien ihm nichts auszumachen. Dafür hatte er andere Probleme, dachte Becca. Satzfetzen wie Töte sie ... will... jetzt sterben ... sterben ... sterben zersplitterten in der Luft wie Eis, das von einem Hammer getroffen wird.
    Becca rief warnend Dianas Namen. Diana bedeutete ihr, dass sie bleiben sollte, wo sie war. Sie sagte: »Hunde, Hunde, ruhig jetzt, Hunde«, und ging auf den Mann zu. Als sie mit ihm sprach, klang es fast freundlich. »Jetzt hör mal zu, Eddie. Leg das Gewehr weg, bevor du noch jemanden verletzt.«
    »Ich will ja jemanden verletzen.« Damit hob er das Gewehr wieder und richtete es auf das Wasser.
    »Red keinen Unsinn. Hier draußen? Worauf zielst du denn? Ein Stück Treibholz? Geh lieber wieder nach Hause.«
    »Sie ist da draußen«, sagte er, während er mit dem Kopf auf das Wasser zeigte. »Sie ist schon zurück, und diesmal werde ich ...«
    »Da draußen ist niemand«, sagte Diana. »Niemand ist schon zurück. Aber wenn du aus Versehen jemanden am Strand anschießt, steckst du in ernsten Schwierigkeiten. Das weißt du doch.«
    »Die habe ich sowieso«, antwortete er. Schließlich senkte er sein Gewehr, und Diana ging einen Schritt auf ihn zu. Sie nahm das Gewehr, entfernte die Munition und steckte die Patronen ein. Dann gab sie dem Mann das Gewehr zurück und trat noch näher an ihn heran.
    »Eddie«, sagte sie. »Eddie.« Ihre Stimme klang traurig, aber sanft. Sie hob die Hand und legte sie ihm auf die Schulter.
    Becca sah angespannt zu. Bei der ersten falschen Bewegung hätte sie sich sofort auf den Mann gestürzt; und an den aufgerichteten Nackenhaaren der Hunde konnte sie erkennen, dass auch sie bereit waren. Aber er rührte sich nicht weiter. Er wirkte, als hätte ihn Dianas Berührung jeglicher Energie beraubt. Sein ganzer Körper erschauerte, und dann schien er sich zu entspannen. Welcher Wahn ihn auch immer gepackt hatte, er löste sich in Luft auf, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
    Dann sah er Becca an, und seine Augen waren grau wie der Himmel. Sie hörte töte sie , wenn ich kann , basta, als hätte er die Worte laut ausgesprochen.
    Mit zitternder Stimme sagte sie: »Diana.«
    Diana sagte: »Ganz ruhig«, und so sanft, wie sie die Worte sprach, schien es Becca, als wären sie nicht an sie gerichtet.
    Sie warteten, bis Eddie Beddoe weggegangen war, bevor sie den Strand verließen. Und erst, als sein Lieferwagen die Wilkinson Road oberhalb von Sandy Point erreicht und dabei die Luft mit seinen Abgasen verpestet hatte, sagte Diana: »Hunde, alle zu mir«, zu ihren Tieren und fügte zu Becca gewandt hinzu: »Alle Mädchen auch.«
    Während sie zu ihrem Haus zurückliefen, das das Wasser überblickte, sagte sie kein Wort über die Begegnung mit dem Mann. Stattdessen erzählte sie, dass sie letzten Herbst für den Frühling Blumenzwiebeln gepflanzt hatte und dass der Winter ihre mehrjährigen Pflanzen kaputtmachte. Erst nachdem sie im Haus waren und vier Hunde draußen und Oscar in der Durchgangsdiele gefüttert hatten, begann Diana, über das zu sprechen, was gerade unten am Strand geschehen war. Sie setzte Wasser für ihren Nachmittagstee auf, hielt Becca eine Tasse hin, sah sie fragend an und füllte dann drei Löffel ihres bevorzugten Assam-Tees zum Ziehen in eine Kanne. Dann sagte sie zu Becca: »Du willst jetzt sicher wissen, was das gerade zu bedeuten hatte.«
    »Ich habe gedacht, er wollte Sie

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