Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Weg hinauf in den Wald und aus der Stadt bahnte. Leider lag das Gebäude direkt neben dem Star Store, zu dem Diana Kinsale wollte. Doch Becca war sicher, dass sie nicht lange nach Seth Darrow würde suchen müssen, sobald sie sich erst einmal unauffällig hineingeschlichen hatte.
    Seth war Stammgast in dem alten Fischerhaus, das in ein Gemeindezentrum umgewandelt worden war. Es hatte einen Vorgarten mit Tischen und Stühlen, Blumenbeeten und -töpfen und ein paar skurrilen Kunstwerken für die Sommergäste, die Kaffee, Tee und Backwaren im Laden kauften. Im Gebäude selbst befanden sich ein Buchladen, eine Kunstgalerie und ein Spieleraum mit sechs Secondhand-Computern. Die Galerie nutzten die Gemeindemitglieder manchmal auch als Versammlungsraum. Als Becca den Raum an diesem Spätnachmittag betrat, wimmelte es darin von sich streitenden Menschen.
    Von dem Lärm, der ihre Ohren bestürmte, wurde ihr schwindlig. Denn sie hörte nicht nur die Stimmen aus der Galerie, sondern auch das Flüstern Dutzender anderer Menschen, die sich im restlichen Gebäude aufhielten. Für Becca war es, als hätte man eine Wand mit leuchtenden Farben nur wenige Zentimeter vor ihren Augäpfeln platziert; bloß dass die Farben in diesem Fall in Form von Worten auf sie einprasselten. Bessere Arbeit dieses Jahr ... mehr Zeit für die Touristen ...So ein Arschloch... Ist die geil, die muss ich haben ... Hat doch keine Ahnung, was Anpacken heißt... Wenn sie wirklich ihre Tage noch nicht hatte ... dankbar sein für ... und so weiter. Rasch holte sie den einzelnen Kopfhörer der AUD-Box aus ihrer Jackentasche und steckte ihn sich ins Ohr. Von dem Augenblick an hörte sie nur noch, was laut gesprochen wurde, während sie mit dem Blick den Raum nach Seth Darrow absuchte, doch die meisten Anwesenden in der Galerie schrien so laut, dass sie gar nicht anders konnte, als ihnen zuzuhören.
    Sie schaute in die Richtung, aus der der Lärm kam. Im Raum hatte jemand eine Weißwandtafel aufgestellt. Daneben stand ein Mann mit extrem dicken Brillengläsern und Haaren wie Stroh, die unter seiner Baseballkappe hervorquollen, und schrieb eine Liste auf die Tafel. Die Menge rief ihm immer wieder Dinge zu, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten. Er schrieb auf vom Pier aus füttern, dann Bootstouren, wovon ein Pfeil auf Gelegenheit für Fotos zeigte und Möglichkeiten am Strand. Auf der Seite stand Schutz vor den Schwertwalen? Und unten auf der Tafel ist früh ein schlechtes Zeichen? Nichts von dem, was da stand, ergab für Becca irgendeinen Sinn, und sie wollte sich schon von der Gruppe abwenden, als sie unter den Leuten Jenn McDaniels erblickte.
    Jenn saß neben einer rothaarigen jungen Frau, die - offenbar sehr aufgeregt - Notizen machte. Hinter ihnen an der Wand entdeckte Becca Dutzende von Robbenfotos. Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was die Leute hier wollten, was das Geschrei zu bedeuten hatte und was die Liste auf der Tafel sollte, die immer länger wurde.
    Zwischen Robben und Langley schien irgendeine seltsame Beziehung zu bestehen, dachte sie. Während die einen verhindern wollten, dass sie mit Menschen in Kontakt kamen, wollten die anderen sie vom Pier des Jachthafens aus füttern. Aber sie alle beteiligten sich an den Streitgesprächen, in denen es scheinbar um eine ungewöhnlich aussehende schwarze Robbe ging, deren Bild gerade auf die weiße Tafel projiziert wurde. Das Geschriebene auf der Tafel machte es fast unmöglich, Einzelheiten zu erkennen.
    Deshalb schrie einer der Anwesenden: »Wisch den Scheiß von der Tafel, Thomdyke. Wir können ja gar nichts sehen.«
    Thorndyke, der Mann mit den dicken Brillengläsern, schrie zurück: »Einen Augenblick«, doch die Menge protestierte lauthals.
    Da wurde Jenn McDaniels auf Becca aufmerksam. Sie zog die Augenbrauen zusammen und hob die Oberlippe, als würde sie etwas Unangenehmes riechen.
    Genau, dachte Becca. Das bist du, du, du.
    Jenn hob ihren Mittelfinger und machte eine unmissverständliche Geste. Becca wandte sich von ihr und von dem Chaos im Raum ab. Seth musste hier irgendwo sein, wenn sein Auto draußen stand, dachte sie. Mit seinem Nachhilfelehrer traf er sich immer im Hinterzimmer, und dort probte er auch mit seiner Band.
    Sie drängte sich an den Menschen vorbei, die aus der übervollen Galerie auf den Flur ausgewichen waren, und hatte Glück: Sie war keine drei Meter gegangen, als sie Seth schon sah. Er kam aus dem hinteren Bereich des Gemeindezentrums auf sie zu und

Weitere Kostenlose Bücher