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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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passiert, wenn die Seele wütend auf den Körper ist, in dem sie wohnt?
    »Mit dem Schmerz leben«, murmelte Diana. »Gott, davon kann ich auch ein Lied singen.«
    »Der reinste Horror«, sagte Becca.
    »Vor allem, wenn es keine andere Möglichkeit gibt... als es auszuhalten.« Diana reichte über den lilafarbenen Tisch und legte ihre Hand auf Beccas Arm. Eine Weile sagte sie nichts, doch die Berührung spendete Becca Trost.
    Trotzdem sagte sie: »Manchmal wünschte ich, Beziehungen wären nicht so kompliziert. Das Leben wäre nicht so kompliziert.«
    »Das kannst du wohl laut sagen«, antwortete Diana.
    Irgendetwas an ihrem Tonfall ließ Becca aufhorchen. Bei Diana hatte man immer das Gefühl, dass ihre Worte eine doppelte Bedeutung hatten. So als wären die Dinge längst nicht so friedlich, wie sie schienen. Aber Diana sagte nie, was wirklich los war. Und da Becca ihr Flüstern nur hören konnte, wenn Diana es zuließ, hatte sie keine Ahnung, welcher Teil von Diana Kinsales Leben anders war, als sie es sich wünschte. Becca wusste, dass Dianas Mann vor langer Zeit gestorben war und dass sie keine Kinder hatte, aber das war auch schon alles. Mehr hatte Diana ihr gegenüber niemals preisgegeben.
    Trotzdem hatte Becca von Anfang an das Gefühl gehabt, dass sie und Diana sich sehr ähnlich waren. Deshalb besuchte sie sie immer noch so oft sie konnte. Sie fühlte sich zu ihr genauso hingezogen wie zu Derric. Es war, als hätte sie das Schicksal zusammengeführt. Obwohl sie keine Ahnung hatte, warum.
    Diana ließ ihren Arm los und tätschelte ihn. »Ich habe draußen gar nicht dein Fahrrad gesehen. Bist du zu Fuß gekommen?« Als Becca nickte, stand Diana auf. »Ich fahr dich zurück zum Motel.«
    Becca wusste nicht, wie sie darum herumkommen konnte. Als sie sagte, das wäre nicht nötig und dass ihr die Bewegung gut tun würde, wies Diana sie darauf hin, dass es draußen dunkel war, es schon tagsüber eiskalt gewesen war und jetzt noch kälter wurde. Beccas Beteuerung, sie würde lieber laufen oder joggen, ließ Diana nicht als Ausrede durchgehen. Also sagte Becca schließlich, sie wäre dankbar für eine Fahrt in die Stadt, und hoffte inständig, dass Diana nicht noch mit ins Motel kommen wollte, um sich mit Debbie Grieder zu unterhalten. Denn dann hätte Becca ein echtes Problem.
    Aber wie sich herausstellte, hätte sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Auf dem Weg nach draußen riss Diana eine Liste vom schwarzen Brett in ihrer Durchgangsdiele und sagte, dass sie sowieso noch ein paar Sachen im Star Store in Langley besorgen müsse. Also war alles in Ordnung, und ein paar Augenblicke später tuckerten sie in Dianas Pick-up die hügelige Sandy Point Road entlang. Sie unterhielten sich nicht weiter, denn die Dixie Chicks waren voll aufgedreht und Diana sang lauthals mit.
    Am Cliff Motel angekommen, hielt Diana neben dem Parkplatz an und sagte: »Bestell Debbie schöne Grüße«, und Becca versprach ihr, das zu tun. Sie tat so, als würde sie zu ihrem alten Zimmer gehen. Aber kaum hatte Diana gedreht und war Richtung Stadt weitergefahren, kroch sie durch einen Rhododendronstrauch hindurch, der den Motelparkplatz vom leer stehenden Grundstück daneben trennte, überquerte das Grundstück und lief in die Richtung weiter, die auch Diana genommen hatte. Sie musste zur nächstgelegenen Haltestelle des Inselbusses. Aber leider lag die ganz in der Nähe des Star Store.
    Es war nicht weit. Sie lief die Cascade Street entlang, die die Klippe säumte, auf der das Dorf Langley lag. Unter ihr lag ein alter Jachthafen, dessen Mole die dort liegenden Boote vor dem aufgewühlten Wasser der Saratoga-Passage schützte. In der Ferne glitzerten die Lichter der Stadt Everett auf dem Festland. Nicht ganz so weit entfernt tauchte die Straßenbeleuchtung der Cascade Street das erste der alten Inselfischerhäuschen, die das Stadtbild bestimmten, in helles Licht.
    Entlang der Straße parkten ungewöhnlich viele Autos. Als Becca an ihnen vorbeiging, musste sie plötzlich lächeln, denn sie erkannte einen restaurierten VW-Käfer aus dem Jahre 1965. Und das bedeutete, dass sie vielleicht nicht auf den Bus warten musste, um die lange Fahrt zu ihrem Versteck anzutreten. Denn irgendwo in der Stadt war der einzige Mensch, der wusste, wo sie zurzeit wohnte, und Becca war sich ziemlich sicher, wo sie ihn finden würde.

Kapitel 6
    B ecca stand vor dem Gemeindezentrum auf der Second Street, die rechts von der Cascade Street abging und sich dann ihren

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