Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
lehnte sie sich zu Jenn hinüber und flüsterte: »Wer ist der Mann, der gerade geredet hat?«, und »Was hat sie gesagt, Jenn?«, und »Wie viele Robbenbeobachter gibt es?«, und »Gibt es mehr als einen Verein, der nach der Robbe Ausschau hält?«
    Jenn war keine große Hilfe. Wer der Mann war, der die meiste Zeit redete, war die einzige Frage, auf die sie die Antwort kannte. Er hieß Ivar Thorndyke, und soweit Jenn wusste, war er derjenige, der den dämlichen Verein von Leuten, die entlang der Küste nach der Robbe Ausschau hielten, gegründet hatte. Sie hatten Ferngläser, Teleskope und eine Telefonkette. Sie hatten auch eine Website und dokumentierten alles, was die Robbe so trieb. Was sie nicht hatten, war ein richtiges Leben, spottete Jenn. Oh Mann, hatte sie eine Zigarette nötig.
    Während sie die völlig kauzige Robbenbeobachtungsdebatte über sich ergehen ließ und sich fragte, ob Annie Taylor je genug von dem Ganzen haben würde, fiel ihr Blick auf Klugscheißer-Fettarsch, was alles nur noch schlimmer machte. Meine Güte, sie wünschte sich so sehr, dieser Freak würde endlich dorthin verschwinden, wo der Pfeffer wächst. Es war schon übel genug, ihre hässliche Fratze in der Schule zu sehen. Ihr auch noch in der Stadt über den Weg zu laufen, verursachte ihr einen akuten Brechreiz. Sie zeigte ihr den Stinkefinger, als Becca sie ebenfalls entdeckte, und prustete vor Lachen, als Fettarsch vor Überraschung die Augen aufriss. Was?, dachte Jenn. Du weißt nicht, dass ich dich am liebsten mit einem Arschtritt wieder dorthin befördern würde, wo du herkommst? Meine Fresse, ich dachte, ich hätte das von Anfang an klargestellt.
    Dann sah sie Seth Darrow. Offensichtlich war er es, den Fettarsch hier suchte. Weiß der Geier, was die beiden miteinander trieben. Was wollte sie von Seth? Sie hatte Derric, reichte ihr das nicht?
    Becca King und Seth Darrow verließen das Gemeindezentrum zusammen. Jenn gab ihnen Zeit zu verschwinden. Dann sah sie eine Grufti-Tussi aus der Schule, die kurz nach ihnen rausging. Cool, dachte sie. Wenn es hier irgendjemanden gab, von dem sie sich eine Zigarette schnorren konnte, war es Augusta Savage. Nichts machte dieser mehr Spaß, als Leute zu verderben. Jenn zwängte sich aus dem Raum, um sie einzuholen.
    Wie es der Zufall so wollte, zündete sich Augusta unter einer nahe gelegenen Straßenlaterne gerade eine Kippe an. Zwei Jungs in Gruftimontur latschten aus der Richtung eines kleinen Gemeindeparks an der Ecke von Second und Anthes Street auf sie zu. Aber sie waren noch ein ganzes Stück weg, sodass Jenn dachte, sie könnte sich eine Zigarette schnorren, bevor die beiden Jungs Augusta mit ihrer fragwürdigen Herrlichkeit betörten. Sie war eine von diesen komischen Mädels, für die Jungs zuerst kamen. Solange sie die richtige Ausstattung besaßen, gingen sie für Augusta klar.
    Jenn sagte Hi, und Augusta warf einen gleichgültigen Blick in ihre Richtung. Sie waren zusammen in der Grundschule gewesen. Was man Augustas jetzigem Aussehen und Benehmen nach jedoch nie ahnen würde. Damals war sie noch ein blonder Lockenkopf mit Riemchenschuhen und Strumpfhosen gewesen, die farblich auf ihre diversen Outfits abgestimmt waren. Jetzt hatte sie einen halb kahl rasierten Schädel und schwarze Haare, die so versplisst waren, dass sie wie Schlangenzungen aussahen. Der Rest von ihr bestand aus Piercings, Ketten und Doc Martens. Sie tat so, als erkenne sie Jenn nicht. Mir doch egal , dachte Jenn. Rück einfach 'ne Kippe raus.
    »Hast du welche über?«, fragte sie Augusta.
    »Was über?«, erwiderte Augusta wie die personifizierte Langeweile, die nur mit Mühe die Stimme erheben konnte.
    »Kippen«, antwortete Jenn ungeduldig.
    »Oh. Kippen«, sagte Augusta. »Ich dachte Titten.« Sie lächelte langsam und vielsagend, den Blick auf Jenns nicht vorhandene Brüste gerichtet. »Wann wachsen dir mal welche?«, fragte sie. »Hast du überhaupt schon deine Tage?«
    »Du hättest einfach Nein sagen können«, gab Jenn zurück. »Das hätte dir viel Mühe erspart, Augusta.«
    Augusta verdrehte die Augen und kramte in einer schwarzen Tasche, die ihr über die Schulter hing. Sie holte eine Zigarette heraus und brach sie entzwei. »Mehr kann ich dir nicht anbieten«, sagte sie.
    Die beiden Gruftis gesellten sich zu ihnen, und Augusta umarmte den einen und schlang ihr Bein um seines. Den anderen Typen küsste sie auf eine Art, die Küssen absolut widerlich erscheinen ließ. Jenn ging weg und steuerte auf

Weitere Kostenlose Bücher