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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einen der Tische draußen vor dem Gemeindezentrum zu. Dort zündete sie die Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Es war nicht gut für sie; dadurch wurde sie beim Fußball langsam, und sie musste aufhören, wenn sie sportlich erfolgreich sein wollte. Aber sie rauchte, seit sie zehn war, und inzwischen war es zur Gewohnheit geworden. Sie würde morgen aufhören. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück, um sich dem schuldbewussten Genuss hinzugeben.
    Jemand riss ihr die Zigarette aus den Fingern. Sie machte die Augen auf und sah, wie Squat Cooper die Kippe auf dem Pflasterstein zertrat. »Hey!«, rief sie, worauf er erwiderte: »Verlangsamt dein Wachstum, verursacht Krebs, verpasst dir Runzeln, macht deine Zähne gelb und deinen Atem eklig. Ganz davon abgesehen, dass es deine ohnehin geringen Chancen auf einen Zungenkuss noch mehr reduziert.«
    »Die hab ich mir gerade von Augusta geschnorrt«, teilte sie ihm mit.
    »Wer nennt sein Kind Augusta?«
    »Wenn ich Fergus heißen und mich alle Squat nennen würde, würde ich mich über die Namen anderer Leute lieber nicht lustig machen«, riet Jenn ihm.
    »Pikant und amüsant, meine Liebe. Was machst du überhaupt hier?«
    »Was machst du hier?«
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    Sie seufzte. Squat war einfach ... Squat. Sie erzählte ihm von der Versammlung, die gerade stattfand.
    Squat setzte sich auf einen der Stühle an ihrem Tisch, stützte die Ellbogen auf die Knie, schüttelte den Kopf und sagte: »Das ist wahrscheinlich der einzige Ort auf der ganzen Welt, wo man wegen einer Robbe eine Bürgerversammlung abhält.«
    »Es ist keine Bürgerversammlung. Das sind Ivar Thorndyke und die Robbenbeobachter.«
    Squat brach in schallendes Gelächter aus. »Noch besser. Das ist die einzige Insel auf der Welt, wo Leute einem Verein beitreten, um eine Robbe zu beobachten.« Er tat so, als halte er sich ein Fernglas vor die Augen und sprach mit hoher, schriller Stimme. »Oh, Jeffrey, Jeffrey! Komm und schau! Ich glaube, sie ist da! Sollen wir die Presse alarmieren?« Dann senkte er das Fernglas und seine Stimme. »Nein, Häschen. Was du da siehst, ist ein kleines U-Boot. Terroristen fallen bei uns ein, aber keine Sorge. Solange sie unserer Nera nichts tun, ist alles in Ordnung.«
    Jenn musste lächeln. Er hatte recht. Whidbey Island war teils Klapsmühle, teils so stinklangweilig, dass sie dachte, sie würde Wurzeln schlagen, bevor es ihr gelang, dauerhaft aufs Festland zu entkommen. »Was machst du in der Stadt?«, fragte sie ihn.
    »Ich passe auf die Zwillinge auf.«
    Sein Halbbruder und seine Halbschwester, die Kinder aus der zweiten Ehe seines Vaters mit der Assistentin der Geschäftsleitung, für die er Squats Mom verlassen hatte. Der Trennung ging der Skandal des Jahrhunderts voraus, denn Squats älterer Bruder war hereingeplatzt, als sein Dad und die Assistentin zusammen waren. Und sie war gerade nicht dabei gewesen, ihm zu assistieren.
    Jenn blickte sich um. »Und wo sind sie?«
    »Im Clyde. Da läuft ein Pixar-Film. Toy Story fünfundzwanzig: Findet Nemo unter der Ratatouille. Ich hab keine Ahnung. Ich hab sie dort mit Popcorn, M&Ms, Pfefferminzbonbons und Schokodrops abgeladen. Wenn ich Glück habe, entführt sie jemand wegen der Süßigkeiten. Ich kann nicht drauf hoffen, dass man sie um ihrer selbst willen entführt.«
    Jenn kicherte. »Du bist gemein.«
    »Hey, die Mädels stehen auf böse Jungs. Für nette, normale Jungs wie mich interessiert sich keine. Außer dir, natürlich. Uns verbindet immer noch die geteilte Milchtüte aus dem Kindergarten.«
    »Oder so«, erwiderte sie.
    »Sag Bescheid, wenn du herausgefunden hast, was uns verbindet.« Er stand auf.
    »Und wohin geht’s jetzt? Willst du die Versammlung abchecken?«
    »Diese Robbe«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich gehe lieber ein bisschen spazieren.«
    Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er davon. Es gab in der Stadt nicht viel, womit man die Zeit totschlagen konnte, außer die öffentlichen Bekanntmachungen an den Schwarzen Brettern in den Cafes, der Post und im Eingang des Star Stores zu lesen. Aber das störte Squat Cooper nicht, dachte sie bei sich. Vermutlich rechnete er einfach ein paar Matheaufgaben im Kopf aus.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zurück ins Gemeindezentrum zu gehen. Drinnen hatte Ivar Thorndyke seinen Computer aufgebaut. Er zeigte gerade das allerneueste Foto von der Robbe. Er erzählte allen, dass sie sich dem Ufer zwar noch nicht

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