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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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bist ihr sehr wichtig. Das weißt du, oder? Sie macht sich nur Sorgen um dich, weil sie ...«
    »Weil Sie Arzthelferin ist und schon viel in ihrem Leben gesehen hat. Ich weiß, Dad. Aber ich habe nichts. Ich brauche bloß ... Ich weiß auch nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    Einen Augenblick stand Dave schweigend im Flur. Schließlich sagte er: »Kannst du mir nicht ein paar mehr Anhaltspunkte geben, Junge?«
    »Nein, kann ich nicht«, antwortete Derric.

Kapitel 8
    S ie fuhren auf die Hauptstraße der Insel zu, als Becca plötzlich eine Frage in den Kopf kam. »Woher wissen sie eigentlich, dass es immer dieselbe Robbe ist?«, fragte sie Seth.
    »Hä?«, gab Seth zurück und drehte die Heizung höher.
    »Du hast gesagt, diese Leute halten jedes Jahr nach der Robbe Ausschau und dass sie dieses Jahr früh dran wäre. Woher wissen sie denn, dass es immer dieselbe Robbe ist?«
    Er sah sie an, während er in den vierten Gang schaltete und die Scheibenwischer anmachte, weil es leicht zu regnen begonnen hatte. Noch ein paar Grad kälter und es würde anfangen zu schneien. Becca hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. Da sagte Seth: »Ach, das vergesse ich immer.«
    »Was denn?«
    »Dass du nicht von hier bist und dass du auch keine Touristin bist. Als Einheimische wüsstest du Bescheid. Als Touristin hättest du irgendwann mal eine Postkarte gesehen.«
    »Wovon denn?«
    »Von der Robbe. Die ist komplett schwarz. Nera nennen sie sie. Sie kommt schon seit Jahren hierher, und zwar immer zur gleichen Zeit. Seit wann genau, weiß ich nicht. Und dieses Jahr ist sie viel früher gekommen als sonst, deshalb flippen alle aus.«
    »Und warum?«
    »Weil sie immer ein Robbenfest veranstalten. Und wenn Nera früher kommt, ist sie vielleicht auch wieder früher weg. Und was wäre das für ein Fest, wenn sie nicht mehr herumschwimmt und Leckerchen einsammelt? Ich würde ja einfach jemanden in ein Robbenkostüm stecken, der dann durch den Jachthafen von Langley schwimmt und die Leute anbellt. Aber mich fragt ja keiner.«
    Becca dachte darüber nach, was heute alles geschehen war. Dann sagte sie: »Seth, ich habe einen Mann gesehen ... Eddie irgendwas ... Ich weiß seinen Nachnamen nicht mehr. Diana Kinsale kannte ihn, und er war unten am Sandy Point und schoss mit seinem Gewehr ins Wasser. Diana sagte,er würde auf eine Robbe schießen.«
    »Klingt nach Eddie Beddoe«, sagte Seth. »Der ist genauso bekloppt wie die anderen. Alle möglichen Leute sind total gaga wegen der Robbe, Beck. Und wenn du mich fragst, warum, dann kann ich dir nur sagen: Ich ... hab ... keinen ... blassen ... Schimmer.« Er sah sie an und sagte: »Da ist was für dich auf dem Rücksitz. Überreste aus dem Star Store. Du weißt schon. Ich dachte, die kannst du vielleicht gebrauchen.«
    Seth arbeitete immer früh am Morgen im Star Store. So hatte Becca ihn kennengelernt. Jetzt rutschte sie auf ihrem Sitz herum und sah die Einkaufstüte. »Seth! Hey, vielen Dank!«, sagte sie, während sie danach griff. In der Tüte waren Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, und außerdem ein paar Artikel, von denen sie wusste, dass Seth sie selbst bezahlt hatte. »Das Geld kriegst du wieder«, sagte sie.
    Er zwinkerte ihr zu. »Null Problemo. Du bist mein Unterhaltungsprogramm.«
    Sie verzog das Gesicht. Er lachte und wuschelte ihr mit der Hand durchs Haar. Da fiel ihr wieder auf, wie viel älter er war als sie: Er war neunzehn und sie fünfzehn. Trotzdem war er ihr Freund, und zwar ihr bester Freund, wenn es hart auf hart kam.
    Nachdem sie eine Weile auf der Landstraße gefahren waren, bog Seth auf die Newman Road ab. Die verlief in nordwestlicher Richtung und führte in die Handelsstadt Freeland. Doch lange, bevor sie die Stadt erreicht hatten, fuhr er an den Straßenrand und blieb in einer schmalen Einbuchtung stehen. Etwa zwanzig Meter weiter befand sich ein Waldweg, in den Becca einbiegen musste. Sie nahm ihren Rucksack und die Tüte mit den Sachen vom Star Store und machte die Tür auf.
    »Danke«, sagte sie. »Ich schulde dir was. Mal wieder.« Überrascht sah sie dann, dass er auch aus dem Wagen stieg. Vorher holte er aber noch eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Er sagte: »Dafür kannst du dich irgendwann revanchieren. Los, komm.«
    »Das brauchst du aber nicht...«
    »Null Problemo«, sagte er wieder. »Außerdem muss ich ja aufpassen, dass du das Haus nicht völlig demolierst.«
    Das »Haus« war ein Baumhaus im Wald, das Seth selbst gebaut hatte.

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