Wetterleuchten
hervorquoll wie Stroh aus einer Vogelscheuche.
»Was heißt >mehr«, fragte sie, indem sie auf den Firmennamen am Fahrzeug zeigte.
Sein Blick wanderte von ihr zur Wagentür. »Alles, was so anfällt. Ich bin der Mann für alles. Das ist mein Job. Ivar Thorndyke: Der Mann für Wiesen, Gärten und mehr.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Ich habe deine Frage beantwortet und jetzt bist du dran.«
»Womit?«
»Sag mir, wer du bist, und warum du verdammt noch mal in meinem Wagen herumschnüffelst.«
»Sharla hat mir die Haare geschnitten. Und gefärbt.« Da fiel ihr wieder ihr Geldproblem ein, und ganz spontan fragte sie Ivar: »Brauchen Sie zufällig eine Assistentin? Ich bin ziemlich vielseitig und brauche einen Job.«
Ivar sah sie prüfend an. Sie hörte hübsches Ding... könnte... sollte nicht hier sein ... aber das konnte sie nicht richtig einordnen. Er fragte: »Assistentin, meinst du? Was kannst du denn so?«
»Alles Mögliche«, sagte sie. »Und ich lerne schnell.«
»Bist du nicht ein bisschen zu jung, um zu arbeiten?«
»Ich bin fünfzehn.«
»Nie im Leben.«
»Doch.«
»Und wann werde ich endlich deinen Namen erfahren?«
Sie ging auf ihn zu und streckte die Hand aus. »Becca King«, sagte sie. »Ich könnte mich um Ihr Werkzeug kümmern, es saubermachen, ölen und wegräumen. Ich könnte mitkommen, wenn Sie für andere Leute Sachen erledigen. Sie sagen mir, was Sie brauchen, und ich reiche es Ihnen. Ich könnte am Wochenende für Sie arbeiten. Oder nach der Schule. Ich wohne nicht weit von hier und könnte immer mit dem Rad kommen.«
So wie ... erinnert mich ... als Steph das verdammte Pferd haben wollte...
Ivar sagte: »Wenn ich jemanden bräuchte, wär das ’ne gute Idee. Im Winter gibt es hier nicht viel zu tun. Schade, dass du nicht letzten Sommer hier warst, da konnte ich mich vor Arbeit kaum retten. Und im Herbst genauso. Aber jetzt? Da ist nicht viel zu holen.« Er nahm sich einen Arm voll Werkzeug und trug es zum Hühnerstall.
Doch Becca wollte sich nicht so leicht abwimmeln lassen. Sie nahm ebenfalls ein paar Werkzeuge und lief ihm nach. Im Hühnerstall gab es keine Hühner mehr, aber sie vermutete, dass das mal anders gewesen war, denn in diesen Stall passten Hunderte von Hühnern hinein. Er war umfunktioniert worden in eine Mischung aus Werkstatt, Lagerraum und Sammelpunkt für Tausende von rostigen Bauernhofutensilien. Am anderen Ende befand sich sogar ein kleines Treibhaus, wo künstliches Licht ein paar mageren Pflanzen beim Wachstum half.
Ivar legte das Werkzeug auf einer Werkbank ab und ging zum Treibhaus hinüber. Dort hockte er sich hin und betrachtete die Pflanzen. Becca hockte sich zu ihm. Sie sah sofort, dass es Cannabispflanzen waren und zog ihre eigenen Schlüsse. Er hatte ungefähr vierzig davon. Das war mehr, als er alleine rauchen konnte, und konnte nur eins bedeuten.
Ivar sah sie an und schien ihren Gesichtsausdruck richtig zu interpretieren. »Jetzt glaubst du sicher, du wärst in eine Drogenhöhle geraten, was?«
»Nein, wieso?«
»An deinem Pokerface musst du noch arbeiten. Wie war noch gleich dein Name?«
»Becca King.«
»Becca. Du musst dir angewöhnen, so zu gucken, als würdest du was anderes denken, als du tatsächlich denkst. Ich bin kein Drogendealer. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Das hier ist... sagen wir mal, ein Nebenerwerb. Das Marihuana ist für medizinische Zwecke bestimmt. Ich selbst und ein paar andere Leute benutzen es. Sie bezahlen echt gut und müssen dafür nicht lange suchen.«
»Oh«, sagte sie. Sie hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Er dachte nichts, das seine Worte widerlegt hätte.
Lächelnd fuhr er fort: »Aber woher sollst du wissen, dass ich dir nicht die Hucke volllüge? Vielleicht habe ich ja ’ne kleine Drogenfabrik in der Scheune. Ich hab schon überlegt, ob ich mein Geschäft nicht erweitern soll. Kennst du dich mit Meth aus? In der Beziehung könnte ich auf jeden Fall noch Hilfe gebrauchen.«
»Sie wollen mich veräppeln«, sagte Becca.
»Bist du sicher?«
»Ja, ziemlich. Ich glaube, Sie machen gerne Witze.«
»Ach wirklich, Becca King?«
»Ja.«
Er lächelte. Als sie genauso ernst wie sie ... Steph hätte ... aber das hat sie ja immer ... hörte, fragte Becca sich, wer Steph wohl war und warum Ivar immer an sie dachte und nicht an Sharla. Doch sie sagte nur: »Sie können mir ja beibringen, wie man die pflegen muss«, sagte sie und nickte in Richtung Pflanzen.
»Die braucht man nicht groß
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