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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gefunden?«
    »Nein, so einfach ist das nicht. Nein, der Wohltätigkeitsverein hat sie in meinem grottigen Sitzsack weggekarrt, den meine Mom ersetzt hat.«
    »Wir können ihn zurückholen«, sagte sie schnell. »Seth und ich können ...«
    Als sie Seth erwähnte, hätte er am liebsten die neue Lampe auf seinem neuen Nachttisch gegen den neuen Spiegel an der frisch gestrichenen Wand geschleudert. Er sagte: »Vergiss es. Okay? Vergiss es. Der Sitzsack wurde weggekarrt, mit dem Müll weggeschmissen, und ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist. Außer bei dem restlichen Müll von ganz Whidbey Island. Also, so wie es aussiehst, hast du allen einen Supertag beschert. Nicht nur Tod, sondern auch mir. Herzlichen Glückwunsch, Becca.«
    Sie ignorierte die Bemerkung über Tod und sagte stattdessen: »Dann schauen wir ...«
    Wir. Immer wir. Er unterbrach sie: »Vergiss es, Becca. Ich hab gesagt, du sollst es vergessen, und ich mein’s ernst. Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt, wie großartig alles läuft, wenn du deine Nase in Sachen steckst, die dich nichts angehen. Ich hoffe, du hast noch einen schönen Abend mit Darrow. Nach dem heutigen Tag verdienst du ein bisschen Spaß.«
    Und dann beendete er das Gespräch. Er hörte, wie sie seinen Namen rief, bevor er auflegte, und dachte, er würde sich besser fühlen, aber das war nicht der Fall. Trostlosigkeit übermannte ihn, und er fühlte sich von jedem und allem, was ihm wichtig war, abgeschnitten.

Kapitel 28
    A m nächsten Tag fand ihr erster Tauchgang in relativ offenem Wasser statt, und Becca fuhr mit dem Fahrrad zum Jachthafen in Langley. Sie fühlte sich nicht bereit für den Tauchgang und sah ihm mit wenig Begeisterung entgegen. Die ganze Sache mit Derric lastete wie Blei auf ihr. Sie fragte sich, wie viel schlimmer ihr Leben noch werden könnte.
    Als sie Jenn McDaniels sah, hatte sie ihre Antwort. Jenns süffisantes Grinsen, als sie sie mit »Hey, Beck -kaah« begrüßte, verriet ihr, dass sich das andere Mädchen immer noch diebisch über ihr Referatsdesaster mit Tod Schuman freute.
    Was soll’s, dachte Becca resigniert. Jenn McDaniels würde erst glücklich sein, wenn Becca King vollends aus ihrem Leben verschwunden war. Wenn sie könnte, würde sie bestimmt versuchen, Becca genau hier im Jachthafen von Langley zu ertränken.
    Jenn hatte ihren Taucheranzug bereits an. Chad Pederson überprüfte die Sauerstoff-Flaschen. Annie Taylor stand am Kai und suchte mit einem Fernglas die Wasseroberfläche ab.
    »Und?«, rief Chad ihr zu, als Becca sich zu Jenn gesellte, die neben der ganzen Ausrüstung stand.
    »Nichts«, erwiderte Annie.
    Als Becca fragte, wonach sie suchte, erklärte ihr Chad, dass jemand die Glocke geläutet hatte. Sie wusste, was das bedeutete. Im Dorf gab es in einem kleinen Park oben auf der Klippe bei der First Street eine Signalglocke. Sie wurde immer dann geläutet, wenn jemand einen Grauwal draußen in der Passage sichtete.
    Jenn murrte: »Das hat uns gerade noch gefehlt. Dass uns bei unserem ersten Tauchgang ein Wal begegnet.«
    Becca fand die Vorstellung cool, behielt diesen Gedanken jedoch klugerweise für sich.
    Die Luft um sie herum war voller Flüstern. Zur Abwechslung war es einfach, es den Leuten zuzuordnen. Jenns Gedanken reichten von Fettarsch, aber kein Klugscheißer mehr ... bis hinter mich bringen ... muss wieder trainieren , sonst kann ich den Fußball vergessen , während Chads Gedanken um Annies wohlgeformten Hintern kreisten. Obwohl Becca mit von hinten nehmen ... nicht viel anfangen konnte. Annie hingegen suchte zwar nach einem Wal, dachte aber an Nera. Das wäre der Durchbruch für mich ... deutete darauf hin, dass sie nicht aufgeben würde, bis sie bekam, was sie wollte, ganz gleich, was das war.
    Wegen des Wetters und der Wassertemperatur trugen sie bei diesem Tauchgang Trockenanzüge. Sobald sie startklar waren, bewegten sie sich hintereinander mit Chad in der Mitte auf das Wasser zu. Er erklärte: »Wir gehen diesmal nur bis auf eine Tiefe von drei Metern. Wir bleiben in der Nähe des Kais. Lasst es langsam angehen und schaut, wie ihr euch dabei fühlt.«
    Jenseits des Jachthafenwehrs war das Wasser glasklar, und im Hafen bestand der Boden aus Sand, Schlamm und Stein. Etwa zehn Meter vom Ufer entfernt konnten sie abtauchen und ihre Flossen anziehen. Während sie damit zugange waren, erschienen die ersten Fische. Bei ihrem Anblick lächelte Becca. Sie genoss das Gefühl des Wassers um sie herum. Hier brauchte sie die

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