Wetterleuchten

sagen, bevor er antwortete.
    »Diese Forscherin, Becks, wird nicht aufhören, bevor sie bekommt, was sie will. Deshalb werden wir sie aufhalten müssen.«
    Warum das so war, erklärte Ivar nicht. Zumindest nicht zufriedenstellend, dachte Becca. Sie verstand, warum Netze und aufblasbare Fender und Köder, um die Robbe in die Falle zu locken, unwillkürlich zu Ärger fuhren würden. Was sie nicht verstand, war, warum Ivar es gleichermaßen beunruhigte, dass Annie Taylor ein vernünftiges Foto von Neras Sender und eine Probe ihrer DNA erhalten könnte.
    Seine Erklärung bestand darin, es nicht zu erklären. Er sagte: »Manche Dinge sind dazu bestimmt, nicht verstanden zu werden. Die Robbe gehört dazu«, und mehr war nicht aus ihm herauszubekommen. Er schwafelte noch etwas über die Natur: wie Pinguine ins Zentrum der Antarktis marschieren, um ihre Eier zu legen, und von Elefantenbabys, die aus Kummer sterben. Aber während er redete, flüsterten seine Gedanken: glauben ... glauben ... ich muss sie dazu bringen, daran zu glauben ..., was Becca veranlasste, ihn mehr zu bedrängen, als sie es sonst vielleicht getan hätte.
    Sie sagte: »Aber es ist doch nicht schlimm zu versuchen, Dinge herauszufinden, oder? Wie zum Beispiel, warum Nera jedes Jahr hierher zurückkommt. Warum ist das so schlimm?«
    »Wohin das führt, ist schlimm«, beharrte Ivar. »Wie es dorthin führt, ist schlimm.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch und tat sich offensichtlich schwer, eine bestimmte Entscheidung zu treffen, denn gleichzeitig hörte sie: es wird Zeit ... und loslegen ..., was darauf hindeutete, dass noch mehr folgen würde.
    Becca wartete. Was soll man sagen ... wie ... wenn sie alles wüsste ... Vertrauen ist der Schlüssel zu allem, und das liegt außerhalb belohnte sie für ihre Geduld.
    Schließlich sagte Ivar: »Manchmal glauben Leute, sie könnten die Natur zähmen und verstehen, Becks. Ich habe einmal zu diesen Leuten gehört. Genau wie Annie Taylor jetzt. Ich war wie sie. Das ist schon sehr lange her.«
    »Sie waren Forscher?«, fragte sie.
    Er lachte. »Rede ich wie ein Forscher? Nein, ich war jemand, der Dinge wissen wollte, die ihn nichts angingen. Ich wollte mehr über die Robbe erfahren, anstatt sie einfach zu akzeptieren. Nera bleibt gerne für sich, aber das wusste ich nicht. Ich bin ihr zu nahe gekommen, und sie hat mir bei dem Versuch zu entkommen, den Arm gebrochen, weil ich sie gepackt habe.«
    »Oh Gott«, sagte Becca. »So ist es also passiert? Wenn Annie Taylor ihr zu nahe kommt, dann ...«
    »Die Robbe wird sich verteidigen, und jemand wird dabei zu Schaden kommen.«
    »Wie dieser Typ ... Wie Eddie Beddoe immer sagt.«
    Die Luft schien zu explodieren. Sie hatte nur seinen Namen erwähnt, aber sofort veränderte sich alles in dem Zimmer. Jeder Gegenstand vibrierte vor Emotionen, und die Emotionen kamen von Ivar, obwohl er es zu verbergen suchte. Jetzt kommt es ... so nahe an dem, was ich hätte ... verriet, dass hier eine Menge Geschichte steckte. Ivar verdeutlichte das, als er zu Becca sagte: »Na ja, Eddie Beddoe ist nicht gerade mein bester Freund.« Mit ihr verheiratet und er will nicht ... verriet Becca den Ursprung des Ärgers.
    »Sharla, hm?«
    »Er hat sie verloren, und jetzt wohnt sie in meinem Haus, und in seinem Kopf macht eins plus eins zwei. Ich habe das nie richtig gestellt, sollte es aber wohl. Er und ich, wir sind mehr als einmal wegen Sharla aneinandergeraten. Aber das ist schon lange her. Er hat ihr sehr wehgetan.« Er schien etwas in Beccas Gesicht zu lesen, denn er fügte schnell hinzu: »Emotional, Becks. Er hat sie nicht geschlagen oder so. Ich weiß nur, dass sie eine Zeitlang weggegangen ist - weg von der Insel -, als sie zusammen unten in Possession Point gelebt haben. Als sie zurückgekommen ist, wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er ist einmal hierhergekommen, und ich habe ihn mit einer Schaufel verscheucht. Niemand belästigt Sharla.«
    Wie er ihren Namen sagte, verriet Becca, dass auch er nicht ganz von Herzschmerz verschont geblieben war. Aber das Thema Sharla rief Becca wieder in Erinnerung, was sie in der Truhe in Ivars Hühnerstall gefunden hatte: die winzigen Latzhosen. Deshalb fragte sie vorsichtig: »Sharla wirkt immer sehr traurig, finden Sie nicht?«
    »Oh, sie ist sehr traurig«, stimmte Ivar ihr zu.
    »Wegen Eddie vielleicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben sie und Eddie Kinder?«, fragte Becca wegen der Latzhosen. Ihre Existenz konnte durchaus einen