Wettlauf mit dem Tod
verdient. Oder?
»Ich wollte damit nur sagen, dass es mir gefällt, wie du Logan auf Trab hältst. Er ist sonst immer so ernst.«
»Na, wenn du meinst. Ich bin aber trotzdem immer noch sauer auf ihn.« Sie ging zum Schuppen und rüttelte an dem klapprigen Schloss. »Hast du dafür den Schlüssel?«
»Den habe ich in der Küche an einem Haken in dem Eckschrank mit dem Auszug versteckt.« Er verschränkte die Arme. »Bist du wirklich immer noch so böse auf ihn, obwohl du inzwischen weißt, weshalb er dazu gezwungen war, dich hinters Licht zu führen?« Seine Stimme nahm einen verständnisvollen Klang an. »Oder bist du immer noch so gekränkt, weil er dir etwas bedeutet und dein Vertrauen missbraucht hat?«
Er sah sie ernst an. Seine dunkelbraunen Augen glichen Logans. Auch seine breiten Schultern und die Art, wie sich sein Bizeps spannte, wenn er die Arme vor der Brust verschränkte, erinnerten sie an ihn. Der Bartschatten auf seinen Wangen stand ihm gut und verlieh ihm ein verwegenes Aussehen. Und dieses Lächeln … Wahrscheinlich war er ein regelrechter Herzensbrecher.
»Sind mir plötzlich Hörner gewachsen oder was?«
Sie schüttelte vergnügt den Kopf. »Ich wette, du hast bei den Frauen einen ganz schönen Schlag, was?«
»Du willst dich also vor einer Antwort auf meine Frage drücken?«
»Das war lediglich eine Feststellung, und was deine Frage angeht … Im Grunde trifft beides zu.«
Darüber dachte er einen Augenblick nach und nickte dann, ehe er ihre Gegenfrage beantwortete. »Wenn man die Frauen erst einmal verstanden hat, sind sie gar nicht mehr so kompliziert.«
»Was gibt es da zu verstehen?«
»Erstens: Frauen sind anders als Männer, viel weichherziger, sanftmütiger und weitaus gefühlsbetonter.«
»Das ist total sexistisch.« Reagierte sie selbst etwa auch zu gefühlsbetont auf Logans List?
»Aber dennoch zutreffend«, entgegnete Dash und zwinkerte ihr zu. »Wenn du tatsächlich den Rasen mähen willst, können wir das später machen, wenn es etwas kühler geworden ist. Warum gehen wir nicht erst einmal schwimmen? Ich habe drinnen noch eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, und außerdem kann ich dir zum Schwimmen Shorts und ein T-Shirt leihen. Ich verspreche auch, dass ich mich bemühen werde, es nicht zu bemerken, wie großartig du in diesem Outfit aussehen wirst.«
Was für ein Charmeur er doch war. »Okay, geht klar.« Vielleicht konnte sie die Zeit mit ihm nutzen, um ein wenig mehr darüber zu erfahren, wie Logan tickte. Auf keinen Fall wollte sie in dieser Angelegenheit diejenige sein, die übertrieben emotional reagierte. »Kannst du mir ein wenig mehr über Logan erzählen?«
Sie gingen gemeinsam zurück zum Haus. »Was möchtest du denn wissen?«
»Alles«, erwiderte sie und fügte sicherheitshalber noch hinzu: »Schließlich sitze ich hier fest. Da kann ich doch wenigstens erwarten, dass du mich ein wenig unterhältst.«
»Akzeptiert. Aber mach dich schon mal darauf gefasst, dass du uns beide hinterher noch weniger mögen wirst. Unsere Jugend war erfüllt von Liebe und Freude, und unsere Eltern haben uns stets verhätschelt und mit Nachsicht behandelt.« Er grinste. »Unsere Mutter hat uns immer nach Strich und Faden verwöhnt, und unser Vater ist ein echtes Stehaufmännchen. Das Leben hat es gut mit uns gemeint.«
Seltsamerweise freute es sie, das zu hören. »Es stimmt überhaupt nicht, dass ich euch beide nicht leiden kann.«
»Nein?« Ihr Eingeständnis schien ihm zu gefallen.
»Nein.« Eine Kindheit, wie sie sie erlebt hatte, wünschte sie niemandem. »Ich werde mir einfach vorstellen, eure Lebensgeschichte ist ein Märchen, das du mir erzählst.« Vielleicht würde es ihr ja dabei helfen, nachts besser zu schlafen, nachdem sie sich noch ein wenig mehr an Logan gerächt hatte.
Logan entdeckte sie schließlich im Ruderboot. Sie lag ausgestreckt auf einer der harten, hölzernen Sitzbänke auf dem Rücken, hatte sich ein Schwimmkissen unter den Kopf geschoben und ließ die Beine über den Rand des Bootes baumeln. Durch das Laubdach der Bäume, die rund um den See standen, fielen Sprenkel aus Sonnenlicht, und sanfte Wellen ließen das Boot träge schaukeln und ab und an gegen den Steg stoßen.
Sie schlief unbeirrt weiter.
Das Haar klebte ihr in wirren Strähnen am Kopf. Offenbar hatte sie es nach dem Bad im See in der heißen Luft des Sommertages trocknen lassen. Die Sonne hatte auf Nase und Wangenknochen eine leichte Röte hinterlassen. Sie trug eine von
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