Wettlauf mit dem Tod
»Sie können mir ruhig Ihren Namen verraten. Sonst muss ich eben die anderen danach fragen.«
Nun verlor sie doch ein wenig von ihrer Lässigkeit. »Warum um alles in der Welt sollten Sie das tun?«
»Aus reiner, unbeherrschter, männlicher Neugier«, raunte er ihr ins Ohr. Ihr warmer Duft stieg ihm in die Nase und ging ihm durch Mark und Bein.
Der Bedienung riss nun endgültig der Geduldsfaden.
Sie fuhr herum, um ihn ihr Temperament spüren zu lassen, erstarrte jedoch angesichts seiner enormen Körpergröße.
Rowdy blickte auf sie herab. Die Spannung stieg. Er wartete ab, was sie sagen oder tun würde. Ihre Reaktion würde sicher interessant.
»Du liebe Zeit.« Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte ihm in die Augen. »Sie sind vielleicht groß!«
Seine erwachende Lust wärmte ihn.
Sie
wärmte ihn. »Sie spielen bestimmt auf meine Körpergröße an.«
Sie blickte ihn unverwandt an. »Was?«, fragte sie geistesabwesend.
»Sie beziehen sich auf meine Körpergröße, oder?«
»Natürlich. Wie groß sind Sie? Doch bestimmt eins fünfundneunzig?«
»Eins zweiundneunzig. Und was die Größe von gewissen anderen Körperteilen angeht …« Er berührte ihr Kinn. »Möchten Sie Genaueres darüber erfahren?«
Endlich kapierte sie. Doch anstatt sich über seine Anmache aufzuregen, lachte sie.
Sie lachte!
»Das war kein Witz.« Seltsamerweise machte ihn ihr Gelächter nur noch schärfer.
»Sie sind mir wirklich eine Nummer, Sir«, erwiderte sie noch immer schmunzelnd.
Lächelnd sah ihr Mund noch viel sinnlicher aus. Sie hatte so geschmeidige, volle Lippen. Kein Lippenstift. Nichts, was bei einem schönen, intensiven Kuss stören würde.
Sie wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. »Sind Sie noch da?«
Und wie. »Ja.«
»Dann sollten Sie sich vielleicht ein wenig konzentrieren – oh nein, nicht auf mich.« Sie wies auf seinen Tisch. »Sie werden von einer ganzen Frauenschar erwartet. Wir sollten also langsam zum Punkt kommen.«
Eine ganze Schar? Er drehte sich um. Tatsache. Inzwischen wimmelte es an seinem Tisch von Frauen, und sie schienen wahrhaftig auf ihn zu warten. Sogar mit sichtlicher Ungeduld. Was soll’s. Die Frauen waren doch immer hinter ihm her.
Sollten sie warten.
Als er sich wieder umdrehte, war die Bedienung im Gedränge verschwunden. Verdammt. Er würde ihr bestimmt nicht nachlaufen. Wenn sie wiederkam, um ihm ein neues Bier zu bringen, würde er sie noch einmal nach ihrem Namen fragen, und dann würde er weitersehen.
Und bis dahin … Er taxierte die Damen, die um seinen Tisch versammelt standen. Sogar die Brünette von vorhin war wieder dabei.
Sie gaben sich nett und freundlich, als kokette Frauen, die einfach nur auf ein wenig Spaß aus waren. Nun, damit hatte er kein Problem.
Sein Interesse weckten sie trotzdem nicht. Nicht so wie die Kellnerin. Aber vorerst, für die nächste Stunde, würde er sich mit dem zufriedengeben, was er kriegen konnte.
Natürlich hatte er Logan und Pepper nicht vergessen, aber da er sowieso erst einmal die Zeit totschlagen musste, konnte er das auch genauso gut in Gesellschaft tun.
Leider tauchte nach etwa einer Stunde eine andere Bedienung auf und bot ihm ein weiteres Bier an. Als sich Rowdy nach dem zarten Mädchen erkundigte, erfuhr er, dass sie bereits vor einer halben Stunde gegangen war.
Sie hatte sich nicht verabschiedet.
Spielte sie die Unnahbare?
Nun, er konnte auch spielen. Ab und zu erhöhte ein kleines Spielchen durchaus den Reiz. Er würde die Bar in den nächsten Tagen eben wieder aufsuchen. Früher oder später würde er sie schon wiedersehen.
Erst einmal ließ er die Sache auf sich beruhen, zahlte seine Rechnung und verabschiedete sich von den protestierenden, schmollenden Ladys.
Er ging auf den Parkplatz hinaus und behielt dabei jede dunkle Ecke, jeden huschenden Schatten und jeden Passanten genau im Auge. Ständige Achtsamkeit war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Man durfte sich niemals zu sicher sein.
Doch er entdeckte nichts und niemanden von Interesse.
Es wurde Zeit, Peppers unangenehmen Nachbarn auszubremsen. Alles andere, auch die hübsche Bedienung, musste erst einmal warten.
7
»Oh nein, Rowdy«, bat Pepper mit bebender Stimme. Der Plan ihres Bruders gefiel ihr nicht. »Ich kann nicht fassen, dass du von mir verlangst …«
»Du musst ihn nur ein bisschen ablenken. Ich bin in null Komma nichts wieder draußen.«
Das konnte böse ins Auge gehen. Es war gefährlich. Zu gefährlich. »Ich will aber
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