Wettlauf mit dem Tod
gegenüber weiterhin zu verstellen, obwohl er den instinktiven Drang verspürte, sie vor dem, was in der kommenden Nacht geschehen würde, zu beschützen.
Vor dem, was er angezettelt hatte.
Trotz der strikten Anweisungen ihres Bruders schien sie aufrichtig erfreut zu sein, ihn zu sehen. Möglicherweise war sie ein wenig zurückhaltender als sonst, doch das ließ sich schwer beurteilen, schließlich gab sie sich immer scheu.
Außer wenn es um Sex ging.
Ursprünglich hatte er geplant, sie noch einmal zu verführen, koste es, was es wolle, aber in Anbetracht der zu erwartenden Ereignisse wusste Logan, dass er es nicht übers Herz bringen würde. Das konnte er ihr nicht antun.
Nicht schon wieder.
Er hatte eine Jeans und ein T-Shirt angezogen, um ihr nicht vorsätzlich falsche Signale zu senden.
»Lass uns hineingehen«, schlug sie inzwischen bereits zum fünften Mal vor. »Hier draußen ist es so heiß.«
Unter normalen Umständen hätte Logan sich darauf eingelassen, doch an diesem Abend blieb er am Balkongeländer stehen und blickte in den abendlichen Himmel. Er musste noch weitere zwanzig Minuten herausschlagen, damit Reese auch mit Sicherheit seine Position einnehmen konnte. Auf keinen Fall würde er diese Gelegenheit vorbeiziehen lassen, nicht nachdem Rowdy nun endlich seinen Köder geschluckt hatte.
Er fand es furchtbar, Pepper in diese Lage zu bringen, sie dazu zu nötigen, ihn zu belügen, damit sie den Anweisungen ihres Bruders Folge leisten konnte, aber es ließ sich nicht ändern.
»Sieh dir nur diesen Sonnenuntergang an.« Die Sonne war schon beinahe hinter dem Horizont verschwunden, doch das Farbenspiel, das sie am Himmel entfachte, ließ sogar die Lagerhäuser und Fabriken in der Umgebung gut aussehen. »Fantastisch, findest du nicht auch?«
Sie schloss die Augen, unfähig, die Schönheit der Natur zu genießen, wo doch die Befehle ihres Bruders zentnerschwer auf ihren zarten Schultern lasteten. »Ja, sehr hübsch.«
Logan sehnte sich danach, sie zu trösten, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde, doch er hatte sie schon oft genug belogen. »Geht es dir gut?«
Sie riss die Augen auf, starrte ihn an und errötete, vielleicht aus Schuldgefühl.
Aber vielleicht auch nicht.
Logan musterte sie aufmerksam. Diesen Gesichtsausdruck hatte er schon einmal gesehen, dieses Feuer in ihren wunderschönen Augen und die Hitze auf ihren Wangen. »Sue?«
»Ich … Es geht mir gut.«
Er wandte dem Sonnenuntergang den Rücken zu und betrachtete stattdessen sie. »Weißt du, wie du aussiehst?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ein bisschen erregt.« Vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil nutzen. Würde ihr ihr körperliches Verlangen helfen, über den Schmerz hinwegzukommen, den er heraufbeschwor, wenn er ihren Bruder verhaftete?
Sie seufzte, stritt es jedoch nicht ab. Versonnen fuhr sie mit der Hand über sein weiches Baumwollshirt.
Logan nahm ihre Berührung mit jeder Faser seines Körpers wahr. Seine Gefühle überschlugen sich.
Sie hatte Sex ausgeschlossen, und nun versuchte sie trotzdem, ihn zu ködern.
All das nur für ihren verfluchten Bruder
.
Logan legte seine Hand über ihre und zog sie neben sich. Wenn sie so weitermachte, würde er noch die Beherrschung verlieren. Wenigstens hatte sie nur den Stoff berührt und nicht seine nackte Haut.
Obwohl das bei Pepper eigentlich keinen Unterschied machte.
Er hatte ausgiebig über alles nachgedacht und war immer noch nicht dahintergekommen, was das Besondere an ihr war, das ihn total verrückt machte, aber es ließ sich nicht bestreiten, dass es so war.
Er wollte sie. Andauernd und immer wieder. Jeden verfluchten Tag wurde es schlimmer. Logan lächelte sie an und hoffte, dass er es schaffte, seine Gefühle für sie zu verbergen. »Entspann dich, Liebes.« Doch das tat sie nicht, ganz im Gegenteil, sie wirkte sogar noch verkrampfter. »Logan … Bestrafst du mich etwa?« Sie hielt den Kopf gesenkt und wich seinem Blick aus.
Was war das denn für ein Unsinn? Bestrafung? Wofür? »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Doch, das tust du sehr wohl. Ich habe dich abgewiesen, und nun zahlst du es mir mit gleicher Münze heim.«
Seine Entschlossenheit begann zu bröckeln. »So etwas denkst du von mir?« Gut, es ging ihm mächtig gegen den Strich, dass sie sich den Anweisungen ihres Bruders beugte, aber diesen Blick, mit dem sie ihn jetzt ansah, konnte er nicht ertragen.
Zur Hölle mit seinen Vorsätzen. Inzwischen war
Weitere Kostenlose Bücher