Wettlauf mit dem Tod
ziemlich alles ertragen – außer sein Mitleid. »Du glaubst, du hättest mich zum Narren gehalten, nicht wahr?« Sie rang sich ein glaubhaftes Lachen ab. »Du warst der Narr. Ich wünschte, ich könnte dabei sein, wenn du das endlich begreifst.«
»Du gehst nirgendwohin.«
Glaubte er ernsthaft, dass er sie nach allem, was geschehen war, aufhalten konnte? »Ich gehe weg von dir.« Damit trat sie um ihn herum und stolzierte in Richtung ihrer Wohnung davon. »Vorerst ist das mehr als genug.«
Logan erwiderte nichts, doch sie konnte spüren, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte, während sie zurück zum Haus ging.
Sie hatte noch eine ganze Menge zu tun und noch viel zu erledigen, bevor die Nacht vorüber war. Sie würde keine weitere Sekunde mehr an diesen hoffnungslosen Fall vergeuden.
Und Detective Logan, oder wie immer er auch in Wirklichkeit hieß, war in der Tat ein hoffnungsloser Fall.
11
»Na, bei der Kleinen hast du dich wohl ganz schön unbeliebt gemacht«, sagte Reese zu Logan. Sie fuhren gemeinsam hinter der Limousine her, in der Rowdy saß. Logan war jedoch noch nicht bereit, sich mit ihm zu befassen, da er seinen Zorn erst einmal unter Kontrolle bekommen musste, ebenso wie sein schlechtes Gewissen.
Wie Pepper ihn angesehen hatte … Gott, das machte ihn fertig. »Sie wird sich schon wieder fangen.« Irgendwie müsste er das schaffen.
»Glaubst du?« Reese hielt sich dicht hinter dem anderen Wagen. »Auf mich wirkte sie eigentlich eher eingeschnappt als ernsthaft verletzt.«
So konnte Reese nur daherreden, weil er sie nicht kannte. »Sie ist lieb, hat ein weiches Herz und mit dieser ganzen Misere eigentlich nichts zu tun.«
»Und trotzdem steckt sie bis zum Hals mit drin.«
Was sie ihm zu verdanken hatte. »Hör endlich auf, mir dauernd das Offensichtliche unter die Nase zu reiben.«
»Ich meine ja nur.« Reese warf ihm einen Seitenblick zu. »Wenn du lieber bei ihr sein willst, kann ich mich auch um diesen Mist mit Yates kümmern.«
»Nein.« Er durfte die Prioritäten nicht aus den Augen verlieren, selbst wenn es ihm schwerfiel.
»Je länger du sie warten lässt, desto weniger wird sie bereit sein, dich anzuhören. Frauen steigern sich gern in etwas hinein, insbesondere wenn sie bloßgestellt wurden – und sie zu benutzen, um an ihren Bruder heranzukommen, fällt wohl in diese Kategorie.«
»Sie wird mir sowieso nicht zuhören, ehe ich nicht mit Rowdy gesprochen und von ihm erfahren habe, was ich wissen muss.«
Sie würde sich strikt an Rowdys Anordnungen halten, schweigen und Logan nicht mehr an sich heranlassen.
Wieder musste Logan daran denken, wie ihr Bruder sie angefaucht hatte. Es brachte ihn schier auf die Palme, wie schroff er mit ihr umgesprungen war. »Wenn ich erst einmal Informationen von ihm erhalten habe, kann ich auch vernünftig mit ihr reden und ihr klarmachen, wie wichtig das alles ist.«
Reese sagte nichts weiter dazu, sondern fragte stattdessen: »Wie lange kannst du ihn deiner Meinung nach festhalten?«
»Nachdem ich ihn in meiner Wohnung ertappt habe? Eine ganze Weile.« Das hoffte er zumindest. »Was sagt der Lieutenant zu alldem?«
Reese umklammerte das Lenkrad fester. »Ich habe ihr noch nichts erzählt.«
Logan sah Reese ungläubig an und ließ dann den Kopf gegen die Lehne sinken. Mist, das war nicht gut. »Sie wird ganz schön sauer sein.«
»In ungefähr zehn Minuten sind wir auf dem Revier. Egal, ob du sie anrufst oder nicht, sie wird in Kürze davon erfahren.«
Eigentlich war es sogar von Vorteil, dass Reese noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sie zu informieren. »Ich werde mit ihr reden, nachdem ich Rowdy verhört habe. Ich will, dass er so lange festgehalten und rund um die Uhr überwacht wird.«
»Ich sorge dafür.« Er warf Logan einen vielsagenden Blick zu. »Unter diesen Umständen ist es wohl am besten, wenn wir niemandem vertrauen.«
Logan war der gleichen Ansicht. Auf keinen Fall würde er riskieren, dass Rowdy Yates freikam, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, die Details, die er wissen musste, aus ihm herauszuquetschen. Wenn er alles erfahren hatte, würde er schon einen Weg finden, Rowdy zu beschützen, und dann würde er Morton Andrews ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen.
Und danach, wenn alles geregelt war, würde er zu Pepper gehen, sie trösten, sich entschuldigen und ihr alles erklären.
Wieder musste er an ihren Gesichtsausdruck denken, und heimliche Zweifel beschlichen ihn, ob er damit überhaupt etwas bewirken
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